Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
springen
sprịn|gen [mittelhochdeutsch springen, althochdeutsch springan, ursprünglich = aufspringen, hervorbrechen, verwandt mit dem ↑ "Spur" zugrunde liegenden Verb mit der Bedeutung »treten; zappeln, zucken«]:1.
a) sich [durch kräftiges Sichabstoßen mit den Beinen vom Boden] in die Höhe, nach vorn schnellen:
gut, hoch, weit springen können;
mit Anlauf, aus dem Stand springen;
nun spring doch endlich!;
die Kinder springen mit dem [Spring]seil;
die Fische springen (schnellen sich aus dem Wasser);
Ü wenn man beim Mühlespiel nur noch drei Steine hat, darf man springen (seine Steine auf jeden beliebigen freien Punkt setzen);
Unsere Sorge ist, dass zu kurz gesprungene (nicht weit genug reichende) Reformen uns schon bei der Wahl 1998 einholen (Woche 14. 2. 97, 9);
b) sich springend (1 a) irgendwohin, in eine bestimmte Richtung, von einem bestimmten Platz wegbewegen:
der Hund sprang ihm an die Kehle;
die Katze ist auf den Tisch gesprungen;
auf einen fahrenden Zug springen;
auf die Beine, Füße springen (mit einer raschen Bewegung aufstehen);
aus dem Fenster, vom Dach springen;
aus dem Bett springen (mit einer raschen, schwungvollen Bewegung aus dem Bett aufstehen);
aus dem Auto, ins Auto springen (rasch aus dem Auto, ins Auto steigen);
durch einen brennenden Reifen springen;
hin und her springen;
vor Freude in die Höhe springen;
in den Hang springen (Turnen; mit einem Sprung in den Hang gehen);
ins Wasser, in die Tiefe, über Bord springen;
nach etwas springen (etwas im Sprung zu erreichen suchen);
das Pferd sprang über den Graben, das Hindernis;
sie sprang elegant vom Pferd;
die Kinder sprangen von Stein zu Stein;
zur Seite springen;
er springt von einem Thema zum anderen (wechselt oft unvermittelt das Thema);
weil mehrere Kollegen krank waren, musste er springen (je nach Bedarf von einem Arbeitsplatz zum anderen wechseln);
Wir könnten ihr beibringen, auf eine Parkbank zu springen und wieder runter, ungefähr wie die Hunde im Zirkus auf Schemel springen und wieder runter (Thor [Übers.], Ich);
der Chauffeur sprang aus dem Führersitz, eilte um den Wagen herum (Harig, Weh dem 12);
als sie erwachte, sprang ihr die furchtbare Wahrheit wieder in Herz und Hirn (Bastian, Brut 113);
Das Virus hatte sich noch nicht genug angepasst, um von Mensch zu Mensch springen zu können (Woche 12. 12. 98, 21).
2. (Sport)
a) einen ↑ "Sprung" (1 b) ausführen:
jeder darf dreimal springen;
bist/hast du schon gesprungen?;
b) beim Springen (2 a) (eine bestimmte Leistung) erreichen:
er ist/hat 6,20 m, einen neuen Rekord gesprungen;
… sprang er (= der Skispringer) mit Tageshöchstweite von 108,5 m zum Sieg (Oberösterr. Nachrichten 2. 2. 92, 21);
c) (einen bestimmten Sprung) ausführen:
einen Salto, Auerbach, eine Schraube springen.
3. sich rasch in großen Sprüngen, in großen Sätzen fortbewegen:
die Kinder sprangen in alle Richtungen;
ein Reh sprang über die Lichtung;
Ü wenn sie einen Wunsch hat, springt die ganze Familie (bemüht sich die ganze Familie ihren Wunsch möglichst schnell zu erfüllen);
die Flammen sprangen von Haus zu Haus;
Die Kunde sprang schnell durchs Lager (Apitz, Wölfe 128);
ein Lachen sprang über ihr Kindergesicht (A. Zweig, Claudia 118).
4.
a) (süddeutsch, schweizerisch) laufen, rennen, eilen:
wenn wir den Bus noch kriegen wollen, müssen wir aber springen;
b) (landschaftlich) [rasch] irgendwohin gehen [um etwas zu besorgen, zu erledigen]:
ich spring nur rasch zum Bäcker, zum Briefkasten.
5.
a) sich mit einer raschen [ruckartigen] Bewegung irgendwohin bewegen, irgendwohin rücken:
der Zeiger sprang auf die Acht;
der Kilometerzähler springt gleich auf 50 000;
die Ampel (das Licht der Ampel) sprang [von Gelb] auf Rot;
b) (aus einer Lage) geschnellt werden:
ein Knopf war ihm von der Jacke gesprungen;
der Ball sprang ihm vom Fuß, sprang vom Schläger;
Folchert sprang beim Holzhacken ein Scheit ins Auge (Grass, Hundejahre 99);
c) sich, einem starken Druck nachgebend, mit einem Ruck aus seiner Lage bewegen:
die Lok ist aus dem Gleis gesprungen;
die Straßenbahn sprang aus den Schienen (entgleiste);
etwas springen lassen/springenlassen (umgangssprachlich; etwas spendieren: … das hat er immerhin springen lassen, 400 DM [Kronauer, Bogenschütze 146]).
6.
a) [aufprallen und] in die Höhe springen:
der Ball springt gut, springt nicht mehr;
er schlug auf den Tisch, dass die Gläser [nur so] sprangen;
b) sich springend (6 a) irgendwohin bewegen:
der Ball sprang über die Torlinie, ins Aus.
7. (gehoben) spritzend, sprudelnd aus etwas hervortreten:
aus dem Stein sprangen Funken;
Ü ihm sprang die Angst aus den Augen;
Wasser sprang aus der Erde (Aichinger, Hoffnung 155).
8.
a) einen ↑ "Sprung" (3), Sprünge bekommen:
die Vase, der Teller, die Glocke ist gesprungen;
das Glas springt leicht;
b) zerspringen:
in Scherben springen;
die Platte, die Fensterscheibe ist in tausend Stücke gesprungen;
eine Saite ist gesprungen (gerissen);
c) aufbrechen, platzen:
die Samenkapsel springt;
mein Kopf schmerzt, als wollte er springen;
gesprungene Lippen.
9. (selten) vorspringen:
Das Atelier sprang … noch ein Stück weiter in den Garten (Andres, Liebesschaukel 56).
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