Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
so
1so: ↑ "sol".2so [mittelhochdeutsch, althochdeutsch sō; ursprünglich nur Adverb mit der Bedeutung »in dieser Weise«]:
1. a) bezeichnet eine durch Kontext oder Situation näher bestimmte Art, Weise eines Vorgangs, Zustands o. Ä.; auf diese, solche Art, Weise; in, von dieser, solcher Art, Weise:
so kannst du das nicht machen;
so ist es nicht gewesen;
so betrachtet/gesehen, hat er recht;
die so genannten Schwellenländer;
feinste Blutgefäße, so genannte Kapillaren;
das israelische Parlament, die so genannte »Knesseth«;
(spöttisch:) wo sind denn deine so genannten Freunde?;
(als Ausdruck des Sichdistanzierens von einem Sprachgebrauch:) die so genannte Demokratie, freiheitliche Grundordnung, künstlerische Freiheit;
das ist, wenn ich so sagen darf, eine Unverfrorenheit;
recht so!;
gut so!;
sie spricht einmal so, ein andermal so, bald so, bald so, erst so, dann so;
das kann man so und so, so oder so (in dieser und jener, in dieser oder anderer Weise) deuten;
die Sache verhält sich so (folgendermaßen);
wir können sie so (in diesem Zustand) unmöglich allein lassen;
mir ist so (es scheint mir, ich habe den Eindruck), als hätte ich ihn schon mal irgendwo gesehen;
(als Entgegnung) so ist es! (das stimmt, trifft völlig zu);
er spricht so, dass man ihn gut versteht;
Seit einer Woche … wird der so genannte Leihwagen-Prozess verhandelt (Dönhoff, Ära 38);
… gibt es auch in der so genannten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) keine freie Arbeiterbewegung (Fraenkel, Staat 29);
in gewissen Büros der so genannten westlichen Welt (Neues D. 13. 6. 64, 4);
für die Sonderbehandlung der so genannt offensichtlich missbräuchlichen Asylgesuche (NZZ 1./2. 5. 83, 20);
So und nicht anders schaukelt man sich durch die achtzehn Monate hindurch (Spiegel 9, 1977, 46);
so oder so (in jedem Fall: du musst das Geld so oder so zurückzahlen; Für die einen bin ich verblödet und für die anderen von Gott veräppelt, so oder so bin ich blamiert [Dürrenmatt, Meteor 60]);
b) mit Ellipse des Verbs bei Zitaten oder Quellenangaben; mit diesen Worten, in diesem Sinne äußert[e] sich …, steht es in …:
»Die Verteidigungsausgaben«, so der Minister, »werden von der Etatkürzung nicht betroffen«;
man setzt hier ein Komma, so der Duden, wenn …
2. a) bezeichnet ein durch Kontext oder Situation näher bestimmtes [verstärktes] Maß o. Ä., in dem eine Eigenschaft, ein Zustand o. Ä. vorhanden, gegeben ist; in solchem Maße, Grade; dermaßen:
einen so heißen Sommer hatten wir seit Jahren nicht;
so einfach ist das gar nicht;
sprich bitte nicht so laut;
warum kommst du so spät?;
er ist nicht so töricht, das zu tun;
(mit entsprechender begleitender Geste:) er ist so groß;
er versteht nicht so viel (nicht das Geringste) davon;
wir sind so weit (im Großen und Ganzen) zufrieden;
alles ging so weit (bis dahin) gut, aber dann …;
sie war so erschrocken, dass sie kein Wort hervorbringen konnte;
er war so begeistert von der Idee, dass er sich sofort bereit erklärte, mitzumachen;
noch nie hatte ich eine so riesige Bühne, eine so kostbare Ausstattung gesehen (Koeppen, Rußland 105);
so weit sein (umgangssprachlich: 1. fertig, bereit sein. 2. [von einem erwarteten Zeitpunkt o. Ä.] gekommen sein: es ist [noch nicht, bald, endlich] so weit);
b) im Ausrufesatz oder in einer Art Ausrufesatz; oft in Verbindung mit der Partikel »ja«; überaus, maßlos:
ich bin [ja] so glücklich darüber!;
das tut uns [ja] so leid!;
ich bin so müde;
c) kennzeichnet als Korrelat zu der Vergleichspartikel »wie« oder »als« eine Entsprechung; ebenso, genauso:
es kam alles so, wie er es vorausgesehen hatte;
er ist so groß wie du;
er ist so reich wie geizig;
so weiß wie Schnee (schneeweiß);
er hat so viel bekommen wie/(seltener:) als sie;
das ist so viel wie gar nichts;
das war so viel wie eine Zusage;
du darfst nehmen, so viel wie du willst;
er kann es so wenig wie du;
es gefällt mir so wenig wie dir;
er war so wenig dazu bereit wie die anderen;
so früh, bald, rasch, oft, gut wie/als möglich (möglichst früh, bald usw.);
Das Landesmuseum hatte angerufen, sie sollten alles so lassen, wie es wäre (Küpper, Simplicius 40).
3. a) (umgangssprachlich) in der Funktion eines Demonstrativpronomens; weist auf die besondere Beschaffenheit, Art einer Person oder Sache hin; solch, solche:
so ein schönes Lied!;
so ein Angebot kann man doch nicht einfach ausschlagen!;
das ist auch so eine, einer (abwertend; in Bezug auf jemanden, der in eine bestimmte negative Kategorie eingeordnet wird);
(intensivierend:) so ein Pech, Zufall! (das ist wirklich ein großes Pech, ein großer Zufall);
und so was (umgangssprachlich abwertend; solch einen Menschen/solche Menschen) nennt man nun seinen Freund/seine Freunde;
[na/nein/also] so was! (als Ausruf des Erstaunens, der Verwunderung);
Und so eine Position wollen Sie aufgeben, Sie Riesenross? (Remarque, Obelisk 242);
Sich auf offener Straße mit so einer (verhüllend; mit einem Flittchen) abzuknutschen (Fallada, Mann 66);
Sie Kamel! … Wer so jemand hat, soll hinter Ihrer Frau herlaufen? (Remarque, Obelisk 317);
so Goldbuchstaben halten ja nun mal nicht ewig (Schnurre, Ich 95);
b) (veraltet, biblisch) in der Funktion eines Relativpronomens; welcher, welche, welches:
auf dass ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne (1. Korinther 9, 20);
K Zu was Ende die Allianzen, so diese Doria schlossen? (Schiller, Fiesco IV, 6).
4. (umgangssprachlich) ohne den vorher genannten oder aus der Situation sich ergebenden Umstand, Gegenstand:
ich hatte meine Mitgliedskarte vergessen, da hat man mich so reingelassen;
ich habe so (ohne zusätzliche Arbeit, ohnehin) schon genug zu tun;
nimm dem Mann die Handfessel ab. Der kommt auch so mit (Fallada, Jeder 98).
5.
a) (umgangssprachlich) relativiert die Genauigkeit einer folgenden Zeit-, Maß- oder Mengenangabe; etwa, schätzungsweise:
so in zwanzig Minuten bin ich fertig;
(oft [intensivierend] in Verbindung mit einem bedeutungsgleichen Adverb:) so etwa/gegen 9 Uhr;
so an/um die hundert Personen;
er hat es so ziemlich (in etwa) verstanden;
b) (umgangssprachlich; nachgestellt in Verbindung mit »und« oder »oder«; als vage Ergänzung oder nachträgliche Relativierung einer genau[er]en Angabe) Ähnliches:
wenn wir Ärger kriegen oder so;
eine Stunde oder so kann es schon dauern;
hier kommen viele Fremde her, Matrosen und so (Schmidt, Strichjungengespräche 230).
6.
a) allein stehend oder in isolierter Stellung am Satzanfang; signalisiert, dass eine Handlung, Rede o. Ä. abgeschlossen ist oder als abgeschlossen erachtet wird, bildet den Auftakt zu einer resümierenden Feststellung oder zu einer Ankündigung:
so, das wäre geschafft, erledigt;
so, und jetzt will ich dir mal was sagen;
so, und nun?;
Er schlug den letzten Nagel ein. So, das hält für die ersten fünf Jahre (Kuby, Sieg 20);
b) allein stehend oder in isolierter Stellung am Satzanfang; drückt als Antwort auf eine Ankündigung, Erklärung Erstaunen, Zweifel aus:
Er will morgen abreisen. – So? (wirklich?);
So? Das wäre aber sonderbar.
7.
a) (gehoben) also, deshalb, infolgedessen:
du hast es gewollt, so trage [auch] die Folgen;
du warst nicht da, so bin ich allein spazieren gegangen;
b) in diesem Falle … [auch]; dann:
Hast du einen Wunsch, so will ich ihn dir erfüllen (Reinig, Schiffe 101);
R hilf dir selbst, so hilft dir Gott.
8. drückt meist unmittelbare zeitliche Folge aus; und schon; da:
es dauerte gar nicht lange, so kam er;
kaum war er heraus, so stellte sich Kurlbaum hinter einen Stuhl und begann … (Tucholsky, Werke I, 162).
3so [vgl. so]:
1. in der Fügung »so dass«: ↑ "sodass".
2. (gehoben) falls:
so Gott will, sehen wir uns bald wieder;
sags noch einmal, so du dich traust (Broch, Versucher 76).
3. konzessiv; oft in Korrelation mit »auch [immer]«; wenn (auch)/obwohl wirklich, sehr:
so sehr ich es bedaure (wenn ich es auch/obwohl ich es wirklich bedaure), ich muss absagen;
so angestrengt er auch nachdachte, er kam zu keiner Lösung.
4. vergleichend:
so jung sie ist, so unerfahren ist sie;
So menschlich sauber Scheffer war, so anrüchig war Döpner (Niekisch, Leben 316).
4so :
1. drückt in Aussagesätzen eine Bekräftigung, Nachdrücklichkeit aus; wirklich; richtig:
das war so ganz nach meinem Geschmack;
das will mir so gar nicht einleuchten;
er schlug die Tür zu, dass es nur so knallte;
mir ist das so egal.
2. drückt in Aussage- und Fragesätzen Unbestimmtheit aus und verleiht dem Gesagten oft den Charakter der Beiläufigkeit:
er machte sich so seine Gedanken;
er hat so seine Pläne;
ich habe da so meine Zweifel;
was die Leute so reden;
wie geht es euch [denn] so?;
Mein Mann … war … impressioniert, auch von allem, was ich ihm so erzählte (Katia Mann, Memoiren 78).
3. drückt in einleitender Stellung in Aufforderungssätzen eine gewisse Nachdrücklichkeit aus, oft in Verbindung mit »doch«, »schon«:
so komm doch/schon endlich!;
so glaub mir doch, ich konnte nichts dafür;
so lasst uns beginnen!;
so hör doch endlich auf!
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