Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
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sitzen
sịt|zen [mittelhochdeutsch sitzen, althochdeutsch sizzen, verwandt mit lateinisch sedere = sitzen]:1. a) eine Haltung eingenommen haben, bei der man mit Gesäß und Oberschenkeln bei aufgerichtetem Oberkörper auf einer Unterlage (besonders einem Stuhl o. Ä.) ruht [und die Füße auf den Boden gestellt sind]:
[auf einem Stuhl] weich, bequem, schlecht sitzen;
das Kind kann nicht still, ruhig sitzen;
er kann vor Schmerzen nicht sitzen;
am Tisch, am Fenster, auf einer Bank, im Gras, in der Sonne, im Schatten, in der 4. Reihe, neben jemandem, hinter jemandem, zu mehreren um den Tisch, zu jemandes Füßen, hoch zu Pferd, zwischen lauter Fremden sitzen;
er kam ans andere Ende des Tisches, neben mich zu sitzen;
eine sitzende Lebensweise (Lebensweise, bei der jemand viel sitzt);
(verblasst:) am Schreibtisch sitzen (dort arbeiten);
ich habe den ganzen Tag am Steuer gesessen (bin Auto gefahren);
an der Nähmaschine sitzen (mit der Nähmaschine nähen);
an, bei, über einer Arbeit sitzen (mit einer Arbeit beschäftigt sein);
beim Kaffee sitzen (Kaffee trinken);
bei Tisch, beim Essen sitzen (beim Essen sein);
auf der Anklagebank sitzen (angeklagt sein);
stundenlang beim Friseur, im Wartezimmer sitzen (warten [müssen]);
das Mädchen blieb oft beim Tanzen sitzen (wurde oft nicht zum Tanz aufgefordert);
im Café, Wirtshaus sitzen (seine Zeit verbringen);
nach seinem Unfall saß er schon bald wieder im Sattel (ritt er schon bald wieder);
über den Büchern sitzen (eifrig lesen und studieren, lernen);
den ganzen Tag zu Hause sitzen (sich sehr selten nach draußen, unter Menschen begeben);
sie hat dem Künstler [für ein Porträt] gesessen (hat sich ihm [für eine gewisse Zeit irgendwo sitzend] als Modell für ein Porträt zur Verfügung gestellt);
Ü auf seinem Geld sitzen (umgangssprachlich; sich nicht davon trennen wollen, es auf keinen Fall hergeben);
sie ist sitzen geblieben (umgangssprachlich veraltet; ist unverheiratet geblieben);
ein Mädchen, seine Freundin, seine Verlobte sitzen lassen (umgangssprachlich veraltet; [trotz Eheversprechens] schließlich nicht heiraten);
sie hat ihren Mann und die Kinder sitzen lassen/(seltener:) gelassen;
sie ließen ihn mit seiner Ware einfach sitzen (umgangssprachlich; nahmen, kauften sie ihm nicht ab);
wir wollten uns heute treffen, aber er hat mich sitzen lassen/ (seltener:) gelassen (umgangssprachlich; hat die Verabredung nicht eingehalten und ist nicht gekommen);
unsere Putzfrau, der Klempner, die Babysitterin hat uns sitzen (umgangssprachlich; vergeblich warten) lassen/(seltener:) gelassen;
der Händler ist auf seiner Ware sitzen geblieben (umgangssprachlich; hat dafür keinen Käufer gefunden);
er ist während seiner Schulzeit zweimal sitzen geblieben (umgangssprachlich; nicht in die nächsthöhere Klasse versetzt worden);
man hat ihn ein Jahr vor dem Abitur sitzen lassen (umgangssprachlich; nicht in die höchste Klasse versetzt);
der Teig, der Tortenboden, der Rührkuchen ist leider sitzen geblieben (landschaftlich; beim Backen nicht aufgegangen);
Der saß im Reitsitz auf einem alten Küchenstuhl (Sommer, Und keiner 257);
Rolf hatte schon das Fahrrad, und ich durfte einmal auf der Stange sitzen (Schwaiger, Wie kommt 73);
Herr Warga sitzt zurzeit auf dem Klo (Ossowski, Flatter 45);
Die ist vor zehn Minuten noch auf deinem Barhocker gesessen (Sobota, Minus-Mann 171);
Auf der Terrasse saßen vier Männer hinter Colaflaschen (Loest, Pistole 137);
Ich gebe zu bedenken, dass in der Schule die Lehrer bestimmen, wo und mit wem man sitzt (Strittmatter, Der Laden 608);
In der Nacht saß sie aufgerichtet an der Schreibmaschine und tippte schnell (Handke, Frau 108);
Zwei Stunden sei sie im Bahnhofsgebäude gesessen (Cziffra, Ungelogen 65);
Adolf sitzt viel vorm Fernseher (sieht viel fern; Chotjewitz, Friede 79);
da niemand den Sarg bestellt haben wollte, blieb Wilke damit sitzen (Remarque, Obelisk 244);
b) (schweizerisch) sich setzen:
auf eine Bank, an den Tisch, zu jemandem sitzen;
c) (von Tieren) sich auf etwas, an einer bestimmten Stelle aufhalten, niedergelassen haben:
da sitzt eine Ratte, eine Eidechse, ein Schmetterling;
an der Wand sitzt eine Spinne;
die Henne sitzt [auf den Eiern] (brütet);
die Pflanze sitzt voller Blattläuse (an der Pflanze sitzen viele Blattläuse);
In den Pappeln saßen ein paar Krähen (H. Gerlach, Demission 197).
2. a) (umgangssprachlich) an einem [entfernten] Ort leben und tätig sein:
sie sitzt in einem kleinen Dorf bei Kiel;
die Firma, die Regierung sitzt (hat ihren Sitz) in Berlin;
auf dem Gut sitzt ein Pächter (das Gut ist verpachtet);
Und ihr Mann saß irgendwo im Osten (Erné, Kellerkneipe 139);
b) Mitglied in einem Gremium o. Ä. sein:
im Parlament, im Stadtrat, in einem Ausschuss, im Vorstand, im Aufsichtsrat sitzen;
c) (umgangssprachlich) wegen einer Straftat längere Zeit im Gefängnis eingesperrt sein:
im Gefängnis, hinter Gittern, hinter schwedischen Gardinen sitzen;
der hat öfters schon gesessen … wegen Betrug (Schmidt, Strichjungengespräche 71).
3. sich an einer bestimmten Stelle befinden:
der Knopf sitzt an der falschen Stelle, zu weit links;
der Hut saß ihm schief auf dem Kopf;
der Nagel sitzt zu hoch;
an dem Zweig sitzen mehrere Blüten;
Ü in allen Ritzen sitzt Dreck, Staub;
der Geruch sitzt in den Gardinen;
der Schreck, die Angst saß ihm noch in den Gliedern (wirkte noch in ihm nach);
R sitzt, passt, wackelt und hat Luft (umgangssprachlich scherzhaft; Kommentar, wenn man etwas genau eingepasst, gut befestigt o. Ä. hat);
☆ etwas [nicht] auf sich sitzen lassen [können/wollen] (etwas [nicht] unwidersprochen lassen [können/wollen]);
auf jemandem sitzen bleiben (an jemandem hängen bleiben: der Vorwurf, Makel blieb auf ihm sitzen);
einen sitzen haben (salopp; angetrunken sein).
4. in Schnitt, Form, Größe den Maßen, dem Erscheinungsbild des Trägers entsprechen; ↑ "passen" (1 a):
der Anzug sitzt [gut, tadellos, nicht];
nach der Kopfwäsche sitzt ihr Haar besser;
eine gut sitzende Brille, Krawatte;
ein besorgter Trauerkloß, der wissen wollte, ob unsere Unterhosen richtig säßen (Kant, Aufenthalt 10);
er trägt schlecht sitzende Anstaltskleidung (Ossowski, Flatter 198).
5. (umgangssprachlich)
a) so einstudiert, eingeübt sein, dass man das Gelernte perfekt beherrscht [und richtig anwenden, ausführen kann]:
beim Meister sitzt jeder Handgriff;
die Vokabeln müssen einfach sitzen;
Mit der Bildplatte … können Lektionen so oft wiederholt werden, bis sie sitzen (Hörzu 11, 1975, 18);
selbst der kleinste Gag sitzt (Augsburger Allgemeine 13. 5. 78, 43);
b) richtig treffen und die gewünschte Wirkung erreichen:
der Hieb, der Schuss, die Ohrfeige hat gesessen;
Ü das hat gesessen (diese Bemerkung hat die beabsichtigte [einschüchternde, verletzende o. ä.] Wirkung erreicht).
[auf einem Stuhl] weich, bequem, schlecht sitzen;
das Kind kann nicht still, ruhig sitzen;
er kann vor Schmerzen nicht sitzen;
am Tisch, am Fenster, auf einer Bank, im Gras, in der Sonne, im Schatten, in der 4. Reihe, neben jemandem, hinter jemandem, zu mehreren um den Tisch, zu jemandes Füßen, hoch zu Pferd, zwischen lauter Fremden sitzen;
er kam ans andere Ende des Tisches, neben mich zu sitzen;
eine sitzende Lebensweise (Lebensweise, bei der jemand viel sitzt);
(verblasst:) am Schreibtisch sitzen (dort arbeiten);
ich habe den ganzen Tag am Steuer gesessen (bin Auto gefahren);
an der Nähmaschine sitzen (mit der Nähmaschine nähen);
an, bei, über einer Arbeit sitzen (mit einer Arbeit beschäftigt sein);
beim Kaffee sitzen (Kaffee trinken);
bei Tisch, beim Essen sitzen (beim Essen sein);
auf der Anklagebank sitzen (angeklagt sein);
stundenlang beim Friseur, im Wartezimmer sitzen (warten [müssen]);
das Mädchen blieb oft beim Tanzen sitzen (wurde oft nicht zum Tanz aufgefordert);
im Café, Wirtshaus sitzen (seine Zeit verbringen);
nach seinem Unfall saß er schon bald wieder im Sattel (ritt er schon bald wieder);
über den Büchern sitzen (eifrig lesen und studieren, lernen);
den ganzen Tag zu Hause sitzen (sich sehr selten nach draußen, unter Menschen begeben);
Ü auf seinem Geld sitzen (umgangssprachlich; sich nicht davon trennen wollen, es auf keinen Fall hergeben);
sie ist sitzen geblieben (umgangssprachlich veraltet; ist unverheiratet geblieben);
ein Mädchen, seine Freundin, seine Verlobte sitzen lassen (umgangssprachlich veraltet; [trotz Eheversprechens] schließlich nicht heiraten);
sie hat ihren Mann und die Kinder sitzen lassen/(seltener:) gelassen;
sie ließen ihn mit seiner Ware einfach sitzen (umgangssprachlich; nahmen, kauften sie ihm nicht ab);
wir wollten uns heute treffen, aber er hat mich sitzen lassen/ (seltener:) gelassen (umgangssprachlich; hat die Verabredung nicht eingehalten und ist nicht gekommen);
unsere Putzfrau, der Klempner, die Babysitterin hat uns sitzen (umgangssprachlich; vergeblich warten) lassen/(seltener:) gelassen;
der Händler ist auf seiner Ware sitzen geblieben (umgangssprachlich; hat dafür keinen Käufer gefunden);
er ist während seiner Schulzeit zweimal sitzen geblieben (umgangssprachlich; nicht in die nächsthöhere Klasse versetzt worden);
man hat ihn ein Jahr vor dem Abitur sitzen lassen (umgangssprachlich; nicht in die höchste Klasse versetzt);
der Teig, der Tortenboden, der Rührkuchen ist leider sitzen geblieben (landschaftlich; beim Backen nicht aufgegangen);
Der saß im Reitsitz auf einem alten Küchenstuhl (Sommer, Und keiner 257);
Rolf hatte schon das Fahrrad, und ich durfte einmal auf der Stange sitzen (Schwaiger, Wie kommt 73);
Herr Warga sitzt zurzeit auf dem Klo (Ossowski, Flatter 45);
Die ist vor zehn Minuten noch auf deinem Barhocker gesessen (Sobota, Minus-Mann 171);
Auf der Terrasse saßen vier Männer hinter Colaflaschen (Loest, Pistole 137);
Ich gebe zu bedenken, dass in der Schule die Lehrer bestimmen, wo und mit wem man sitzt (Strittmatter, Der Laden 608);
In der Nacht saß sie aufgerichtet an der Schreibmaschine und tippte schnell (Handke, Frau 108);
Zwei Stunden sei sie im Bahnhofsgebäude gesessen (Cziffra, Ungelogen 65);
Adolf sitzt viel vorm Fernseher (sieht viel fern; Chotjewitz, Friede 79);
da niemand den Sarg bestellt haben wollte, blieb Wilke damit sitzen (Remarque, Obelisk 244);
b) (schweizerisch) sich setzen:
auf eine Bank, an den Tisch, zu jemandem sitzen;
c) (von Tieren) sich auf etwas, an einer bestimmten Stelle aufhalten, niedergelassen haben:
da sitzt eine Ratte, eine Eidechse, ein Schmetterling;
an der Wand sitzt eine Spinne;
die Henne sitzt [auf den Eiern] (brütet);
die Pflanze sitzt voller Blattläuse (an der Pflanze sitzen viele Blattläuse);
In den Pappeln saßen ein paar Krähen (H. Gerlach, Demission 197).
2. a) (umgangssprachlich) an einem [entfernten] Ort leben und tätig sein:
sie sitzt in einem kleinen Dorf bei Kiel;
die Firma, die Regierung sitzt (hat ihren Sitz) in Berlin;
auf dem Gut sitzt ein Pächter (das Gut ist verpachtet);
Und ihr Mann saß irgendwo im Osten (Erné, Kellerkneipe 139);
b) Mitglied in einem Gremium o. Ä. sein:
im Parlament, im Stadtrat, in einem Ausschuss, im Vorstand, im Aufsichtsrat sitzen;
c) (umgangssprachlich) wegen einer Straftat längere Zeit im Gefängnis eingesperrt sein:
im Gefängnis, hinter Gittern, hinter schwedischen Gardinen sitzen;
der hat öfters schon gesessen … wegen Betrug (Schmidt, Strichjungengespräche 71).
3. sich an einer bestimmten Stelle befinden:
der Knopf sitzt an der falschen Stelle, zu weit links;
der Hut saß ihm schief auf dem Kopf;
der Nagel sitzt zu hoch;
an dem Zweig sitzen mehrere Blüten;
Ü in allen Ritzen sitzt Dreck, Staub;
der Geruch sitzt in den Gardinen;
der Schreck, die Angst saß ihm noch in den Gliedern (wirkte noch in ihm nach);
R sitzt, passt, wackelt und hat Luft (umgangssprachlich scherzhaft; Kommentar, wenn man etwas genau eingepasst, gut befestigt o. Ä. hat);
☆ etwas [nicht] auf sich sitzen lassen [können/wollen] (etwas [nicht] unwidersprochen lassen [können/wollen]);
auf jemandem sitzen bleiben (an jemandem hängen bleiben: der Vorwurf, Makel blieb auf ihm sitzen);
einen sitzen haben (salopp; angetrunken sein).
4. in Schnitt, Form, Größe den Maßen, dem Erscheinungsbild des Trägers entsprechen; ↑ "passen" (1 a):
der Anzug sitzt [gut, tadellos, nicht];
nach der Kopfwäsche sitzt ihr Haar besser;
eine gut sitzende Brille, Krawatte;
ein besorgter Trauerkloß, der wissen wollte, ob unsere Unterhosen richtig säßen (Kant, Aufenthalt 10);
er trägt schlecht sitzende Anstaltskleidung (Ossowski, Flatter 198).
5. (umgangssprachlich)
a) so einstudiert, eingeübt sein, dass man das Gelernte perfekt beherrscht [und richtig anwenden, ausführen kann]:
beim Meister sitzt jeder Handgriff;
die Vokabeln müssen einfach sitzen;
Mit der Bildplatte … können Lektionen so oft wiederholt werden, bis sie sitzen (Hörzu 11, 1975, 18);
selbst der kleinste Gag sitzt (Augsburger Allgemeine 13. 5. 78, 43);
b) richtig treffen und die gewünschte Wirkung erreichen:
der Hieb, der Schuss, die Ohrfeige hat gesessen;
Ü das hat gesessen (diese Bemerkung hat die beabsichtigte [einschüchternde, verletzende o. ä.] Wirkung erreicht).