Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
setzen
sẹt|zen [mittelhochdeutsch setzen, althochdeutsch sezzen, Kausativ zu ↑ "sitzen" und eigentlich = sitzen machen]:1.
a) [sich irgendwohin begebend] eine sitzende Stellung einnehmen:
jemanden auffordern, sich zu setzen;
willst du dich nicht setzen?;
setz dich doch;
setzt euch/s.!;
sich bequem, aufrecht setzen;
sich an den Tisch, auf einen Stuhl, auf seinen Platz, in den Sessel, ins Gras, in die Sonne, in den Schatten, auf die Terrasse, unter die Kastanie, neben jemanden, zu jemandem setzen;
der Vogel setzte sich ihm auf die Schulter (ließ sich dort nieder);
auf die Nachricht von seiner Erkrankung hin setzte sie sich sogleich in den Zug/(umgangssprachlich:) auf die Bahn (fuhr sie sogleich mit der Bahn zu ihm);
Fritz … packte mit beiden Händen … die Stiefel vor sich, zog an, und der Mann in den Schaftstiefeln setzte sich wuchtig in den spitzen Streukies (Kühn, Zeit 332);
er hätte sich am liebsten sofort aufs Klo gesetzt (wäre am liebsten sofort zur Toilette gegangen; H. Gerlach, Demission 137);
Mein Verteidiger setzt sich unmittelbar hinter mir auf eine Bank (Ziegler, Labyrinth 306);
K Auf dieser Bank von Stein will ich mich setzen, dem Wanderer zur kurzen Ruh' bereitet (Schiller, Tell IV, 3);
b) verblasst in präpositionalen Verbindungen; drückt aus, dass jemand bestimmte Verhältnisse für sich herstellt:
sich an die Spitze setzen (↑ "Spitze" [3]);
sich auf eine andere Spur setzen (als Autofahrer[in] auf eine andere Fahrspur wechseln);
sich an jemandes Stelle setzen (↑ "Stelle" [1 a]);
sich in den Besitz von etwas setzen (↑ "Besitz" );
sich bei jemandem in Gunst setzen (sich jemandes Gunst verschaffen);
sich in Bewegung setzen (↑ "Bewegung" [1 b]);
sich ins Unrecht setzen (↑ "Unrecht" [1 a]);
sich mit jemandem in Verbindung (↑ "Verbindung" [7 a]), ins Einvernehmen (↑ "Einvernehmen") setzen;
sich zur Wehr setzen (1"Wehr" [1]).
2.
a) zu bestimmtem Zweck an eine bestimmte Stelle bringen und eine gewisse Zeit dort belassen; jemandem, einer Sache einen bestimmten Platz geben:
ein Kind auf einen Stuhl, aufs Töpfchen, jemandem auf den Schoß, sich auf den Schoß setzen;
den Oleander nach draußen, in den Garten setzen;
einen Topf auf den Herd setzen;
sich den Hut auf den Kopf setzen;
den Becher [zum Trinken] an den Mund setzen;
ein Huhn [zum Brüten] auf die Eier setzen;
Karpfen in einen Teich setzen;
beim Laufenlernen einen Fuß vor den andern setzen;
der Gast wurde in die Mitte, neben die Dame des Hauses gesetzt;
(Brettspiele:) einen Stein setzen;
er hat noch nicht gesetzt;
Langsam setzt der Hengst Huf vor Huf (Frischmuth, Herrin 116);
Er selber machte auf sein Alter nur dadurch aufmerksam, dass er seine Schritte allzu federnd setzte (Fest, Im Gegenlicht 244);
eines Tages setzen sie mir dann fremde Leute in die Bude (quartieren sie zwangsweise bei mir ein; Danella, Hotel 47);
Der Beschuldigte wurde in Zulieferungshaft gesetzt (Tages Anzeiger 10. 7. 82, 12);
b) verblasst in präpositionalen Wendungen; drückt aus, dass bestimmte Verhältnisse für jemanden, etwas hergestellt werden, dass jemand, etwas in einen bestimmten Zustand gebracht wird:
jemanden auf schmale Kost setzen (jemandem wenig zu essen geben);
einen Hund auf eine Fährte setzen (zum Suchen auf einer Fährte veranlassen);
ein Schiff auf Grund setzen (auflaufen lassen);
etwas außer Betrieb setzen (eine Maschine o. Ä. zu arbeiten aufhören lassen; etwas abstellen);
etwas in Betrieb setzen (eine Maschine o. Ä. zu arbeiten beginnen lassen; etwas anstellen);
Dinge zueinander in Beziehung setzen (eine Beziehung zwischen ihnen herstellen, sie in Beziehung zueinander betrachten);
jemanden ins Brot setzen (seinen Lebensunterhalt verdienen lassen);
ein Wort in Klammern setzen (einklammern);
jemanden in Erstaunen setzen (jemanden erstaunen);
etwas an die Stelle von etwas setzen (↑ "Stelle" [1 a]);
etwas ins Werk setzen (↑ "Werk" [1]);
etwas in Szene setzen (↑ "Szene" [2]);
etwas in Musik setzen (vertonen);
etwas in die Zeitung setzen (↑ "Zeitung" [1 a]);
etwas in Tätigkeit setzen (in Betrieb nehmen);
ein Pferd in Trab setzen (↑ "Trab");
Banknoten in Umlauf setzen (↑ "Umlauf");
keinen Fuß mehr über jemandes Schwelle setzen (↑ "Fuß" [1 a]);
jemanden unter Drogen setzen (jemanden mit [einer hohen Dosis] Drogen willenlos, willfährig machen);
keinen Fuß vor die Tür setzen [können];
die Worte gut zu setzen wissen (↑ "Wort" [2]);
Einen jungen forschen Lektor an dieses Manuskript setzen, überlegte Gabler, es radikal durchforsten lassen (Loest, Pistole 240);
Damals konnte er Penicillin nicht vertragen, deshalb setzte ich ihn auf Tetracyclin (verabreichte ich ihm Tetracyclin; Kemelman [Übers.], Mittwoch 68);
als er in volltrunkenem Zustand einen geliehenen Wagen an einen Laternenpfahl setzte (gegen einen Laternenpfahl fuhr; Hörzu 13, 1976, 28).
3.
a) an der dafür bestimmten Stelle einpflanzen:
Salat, Tomaten setzen;
Kartoffeln setzen (Saatkartoffeln in die Erde bringen);
deshalb habe sie … die hohen Malven gesetzt (M. Walser, Pferd 94);
b) in einer bestimmten Form aufstellen, lagern:
Getreide in Puppen setzen;
Holz, Briketts setzen (schichten, stapeln);
c) [herstellen und] aufstellen:
einen Herd, [Kachel]ofen setzen;
eine Mauer, einen Zaun setzen;
jemandem ein Denkmal, einen Grabstein setzen (errichten);
Erst hat er ein Zimmer angebaut, dann hat er sich Nachtstromöfen setzen lassen (Brot und Salz 317);
d) an einem Mast o. Ä. aufstecken, aufziehen:
den diplomatischen Stander setzen;
vor der Ausfahrt die Segel setzen;
das Boot hatte keine Positionslaternen gesetzt;
Ü den [linken, rechten] Blinker setzen (Kfz-Wesen; das [rechte, linke] Blinklicht einschalten);
e) irgendwohin schreiben:
seine Anschrift links oben auf den Briefbogen setzen;
seinen Namen unter ein Schreiben setzen;
ein Gericht auf die Speisekarte setzen (in die Speisekarte aufnehmen);
jemandes Namen, jemanden auf eine Liste setzen (in eine Liste aufnehmen);
etwas auf den Spielplan, auf die Tagesordnung setzen (in den Spielplan, in die Tagesordnung aufnehmen);
einen Punkt, ein Komma setzen (in einem Text anbringen);
er setzt (verwendet beim Schreiben) überhaupt keine Satzzeichen;
ein Buch auf den Index setzen (die Lektüre eines Buches verbieten);
[jemandem] einen Betrag auf die Rechnung setzen (berechnen);
f) (Druckwesen) einen Schriftsatz von etwas herstellen:
Lettern, Schrift, ein Manuskript, einen Text, ein Buch [mit der Hand, mit der Maschine] setzen;
g) bei einer Wette, einem Glücksspiel als Einsatz geben:
ein Pfand setzen;
seine Uhr als, zum Pfand setzen;
er hat 100 Euro auf das Pferd gesetzt;
er setzt immer auf dasselbe Pferd;
auf jemanden setzen (an jemandes Erfolg, Sieg glauben und ihm sein Vertrauen schenken);
verblasst: seine Hoffnung auf jemanden, etwas setzen (in einer bestimmten Angelegenheit darauf hoffen, dass sich durch jemanden, etwas etwas für einen erreichen lässt);
Zweifel in etwas setzen (↑ "Zweifel");
Aber man kann auf alles setzen, Windhunde, Schifahrer, Prominentenhochzeiten (Frischmuth, Herrin 83);
Entgegen dem Rat Lodframs, der uns auf den Überraschungseffekt zu setzen empfahl (Heym, Schwarzenberg 56);
Vogel setzt auf absolute Mehrheit (MM 17. 11. 86, 1);
Sie (= Landesregierung) … setzt mit ihrem Alternativangebot … auf Preisstopp, … Pauschalierung, Kontrollen (Nds. Ä. 22, 1985, 16);
h) in Bezug auf etwas eine bestimmte Anordnung treffen, etwas festlegen, bestimmen:
jemandem eine Frist setzen;
die Freiheit absolut setzen (auffassen);
einer Sache eine Grenze, Grenzen, Schranken setzen (Einhalt gebieten);
einer Sache ein Ende, Ziel setzen (dafür sorgen, dass etwas aufhört);
du musst dir ein Ziel setzen (etwas zum Ziel, zur Aufgabe machen);
Akzente setzen (auf etwas besonderen Nachdruck legen und sich dadurch hervortun);
Prioritäten setzen (↑ "Priorität");
Zeichen setzen (↑ "Zeichen");
Nur unsere Anmaßung setzt die Gefahr als ein Absolutes (Strauß, Niemand 132);
Jenen noch lebenden Großen nachzuspüren, die in der Vergangenheit Akzente gesetzt, Steine ins Rollen gebracht hatten (Hörzu 23, 1975, 5);
(besonders österreichisch:) eine Aktion, Maßnahme setzen (eine Aktion durchführen, eine Maßnahme ergreifen): Das wollte »Greenpeace« zum Anlass nehmen, um seine erste Aktion in Österreich zu setzen (Basta 7, 1983, 48);
Auch wenn er unpopuläre Maßnahmen setzen muss, sagt er es dem Wähler in aller Deutlichkeit (Wochenpresse 25. 4. 79, 4);
i) (Sport) einen Spieler, eine Mannschaft im Hinblick auf die zu erwartende besondere Leistung für den Endkampf einstufen und ihn teilweise oder ganz aus den Ausscheidungskämpfen herausnehmen:
die deutsche Meisterin wurde als Nummer zwei gesetzt;
der erste Gesetzte schied bereits in der Vorrunde aus.
4. a) einen großen Sprung über etwas machen; etwas in einem oder mehreren großen Sprüngen überqueren:
das Pferd setzt über den Graben, über ein Hindernis;
er setzt über den Zaun, die Mauer;
wie ein dressiertes Tier durch einen Flammenreifen setzt (Ransmayr, Welt 66);
Gleich einem Tier, das erschreckt von dannen springt, setzte der Barkas (= ein Auto) nach vorn (machte einen Satz nach vorn; Bastian, Brut 98);
b) ein Gewässer mit technischen Hilfsmitteln überqueren:
die Römer setzten hier über den Rhein;
c) über ein Gewässer befördern:
sich vom Fährmann über den Fluss, ans andere Ufer setzen lassen.
5.
a) (in etwas) nach unten sinken:
die weißen Flöckchen in der Lösung haben sich gesetzt;
die Lösung setzt (klärt) sich;
der Kaffee muss sich erst setzen (der Kaffeegrund muss sich nach dem Brühen erst am Boden sammeln);
der Schaum auf dem Bier hat sich schon etwas gesetzt (ist schon etwas zusammengefallen);
das Erdreich setzt (senkt) sich;
»Der Staub wird sich bald setzen«, tröstete der Eitrige (Hilsenrath, Nacht 252);
etwas sich setzen lassen (etwas geistig verarbeiten: wir müssen die Neuigkeit sich erst setzen lassen);
b) als bestimmter Stoff o. Ä. irgendwohin dringen:
die Giftstoffe setzen sich unter die Haut;
Tabakrauch setzt sich in die Kleider;
der Staub setzt sich in die Ritzen;
der Geruch setzt sich in die Vorhänge;
Der Wind setzt sich unter ihren Dirndlrock und die Dirndlschürze (Zeller, Amen 31).
6. (Jägersprache) (von Haarwild außer Schwarzwild) Junge, ein Junges zur Welt bringen.
7.es setzt etwas (umgangssprachlich; es gibt Prügel o. Ä.; hat: gleich setzt es Prügel, Hiebe, Senge, Ohrfeigen; wenn du nicht hörst, setzt es was; In Wiederholungsfällen setzt es Gefängnis oder Zwangsarbeit in den Minen [Spiegel 25, 1985, 112]).
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