Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
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sein
1sein [mittelhochdeutsch, althochdeutsch sīn; das neuhochdeutsche Verb enthält drei verschiedene Stämme: 1. mittelhochdeutsch, althochdeutsch bin, ursprünglich = werde, wachse; 2. mittelhochdeutsch, althochdeutsch ist, sint; 3. mittelhochdeutsch was, wāren, althochdeutsch was, wārun, ursprünglich = war(en) da, verweilte(n), zu althochdeutsch wesan, ↑ "wesen"]:1. a) sich in einem bestimmten Zustand, in einer bestimmten Lage befinden; sich bestimmten Umständen ausgesetzt sehen; eine bestimmte Eigenschaft, Art haben:
gesund, ruhig, betrunken, müde, lustig sein;
schön, jung, klug, gutmütig sein;
sie war sehr entgegenkommend, freundlich;
das Brot ist gut, trocken;
das Wetter ist schlecht;
wie ist der Wein?;
die Geschichte ist merkwürdig;
das ist ja unerhört!;
das kann doch nicht wahr sein!;
wie alt bist du?;
ich bin 15 [Jahre alt];
sie ist den Streit/des Streites müde;
er ist des Diebstahls schuldig;
sie ist noch am Leben;
der Hut ist aus der Mode;
er war ganz außer Atem, nicht bei Sinnen;
sie ist in Not, in Gefahr, ohne Schuld;
er war bei ihnen zu Gast;
es ist dunkel, kalt hier;
es war (herrschte) Hochwasser, Krieg, dichter Nebel, Glatteis, herrliches Wetter;
es ist abends noch lange hell;
es ist besser so;
wie war es denn?;
es ist (verhält sich) nicht so, wie du denkst;
K <1. und 3. Person Plural Indikativ Präsens auch: seind> (süddeutsch:) Stille Schaf seind mille- und wollereich, wird ihnen gewartet (Mörike, Hutzelmännlein 160);
☆ dem ist [nicht] so (die Sache verhält sich [nicht] so);
sei es, wie es wolle; sei dem/dem sei, wie ihm wolle; wie dem auch sei (wie immer es sich auch verhält; gleichgültig, ob es sich so oder so verhält: sei es, wie es wolle, ich werde nicht teilnehmen);
es sei denn, [dass] (ausgenommen, außer wenn: ich bin um 8 Uhr da, es sei denn, dass etwas dazwischenkommt);
nicht so sein (umgangssprachlich; sich großzügig, nachsichtig zeigen: ach, sei doch nicht so und gib es mir);
b) jemandes Besitz, Eigentum darstellen; jemandem gehören:
das ist meins/(landschaftlich umgangssprachlich:) mir;
welches von den Bildern ist deins?;
Ü ich bin dein (gehoben veraltend; bin dir in Liebe verbunden);
c) von jemandem als bestimmtes eigenes Befinden festgestellt werden:
es ist mir nicht gut heute;
mir ist [es] kalt, schlecht, übel, wieder besser;
bei diesem Gedanken ist mir nicht wohl;
ist dir warm?;
ist dir etwas? (umgangssprachlich; fehlt dir etwas, fühlst du dich nicht wohl?);
☆ jemandem ist, als [ob] … (jemand hat das [unbestimmte] Gefühl, den Eindruck, als [ob] …: mir ist, als hätte ich ein Geräusch gehört/als ob ich ein Geräusch gehört hätte);
jemandem ist [nicht] nach etwas (umgangssprachlich; jemand hat im Augenblick [keine] Lust auf, zu etwas: mir ist heute nicht nach Feiern);
d) drückt die Identität oder eine Klassifizierung, Zuordnung aus:
er ist Lehrer, Künstler;
sie ist eine richtige Bayerin;
sie ist ja noch ein Kind;
du bist ein Schuft, ein Engel;
ihr seid Lügnerinnen;
er ist der Schuldige;
die Katze ist ein Haustier;
das ist die Hauptsache, eine Gemeinheit, eine Zumutung;
ich bin Paul und das ist meine Schwester Maria;
Und das war es dann (und damit ist es vorbei, abgetan; Eppendorfer, Kuß 55);
R das wärs (das ist alles [was ich sagen, haben wollte, was getan werden musste]);
☆ es sein (es getan haben; der Schuldige, Gesuchte sein: ich weiß genau, du warst es [der es getan hat]; am Ende will es keiner gewesen sein);
wer sein (umgangssprachlich; es zu etwas gebracht haben, Ansehen genießen: im Fußball sind wir [wieder] wer; Im Dorf ist er wer: bis zur Gebietsreform Bürgermeister [Chotjewitz, Friede 81]);
nichts sein (umgangssprachlich; im Leben nichts erreicht haben; es zu nichts gebracht haben: ihr Mann ist nichts);
e) (in Bezug auf das Ergebnis einer Rechenaufgabe) zum Resultat haben, ergeben:
fünfzehn und sechs, dreißig weniger neun, drei mal sieben, hundertfünf [geteilt] durch fünf ist/(umgangssprachlich:) sind einundzwanzig;
f) (aufgrund der Zeit) als Umstand, Zustand o. Ä. gegeben sein:
es ist schon Morgen, Nacht;
es sind noch Ferien;
dort ist jetzt Winter, Regenzeit, Fastenzeit;
bis dahin wird [es] wieder Herbst sein;
es war spät [abends, am Abend];
dafür ist es jetzt, nie zu spät;
es ist [gleich, kurz nach] sieben [Uhr];
morgen ist, gestern war der fünfte Mai;
ist heute schon der Dreißigste, Freitag?;
in sechs Wochen ist schon wieder Weihnachten.
2. a) sich irgendwo befinden, aufhalten:
an seinem Platz, bei jemandem, in Hamburg, in Urlaub, unterwegs, auf Reisen sein;
es war niemand im Haus, zu Hause;
wo warst du denn die ganze Zeit?;
das Geld ist auf der Bank, auf seinem Konto;
Bier ist im Kühlschrank;
seine Wohnung ist (liegt) im dritten Stock;
sie ist in/zur Kur (ist zu einer Kur verreist);
sie sind essen, schwimmen, einkaufen (sind zum Essen, Schwimmen, Einkaufen weggegangen);
Ü ich war nur im Rückspiegel (blickte ständig in den Rückspiegel; Eppendorfer, St. Pauli 94);
b) stammen, kommen:
er ist aus gutem Haus, aus einer kinderreichen Familie;
sie ist aus Berlin, aus Österreich;
das Paket ist von Mutter, von zu Hause;
woher ist der Wein?;
die Milch ist von heute;
das Fleisch ist vom Schwein;
das Zitat, das Stück, das ist von Goethe;
das Kind ist von ihm (er ist der Vater des Kindes);
Meine Schwiegermutter …, die ist noch ganz von früher (ist eine typische Vertreterin einer früheren Generation; Dierichs, Männer 167).
3. a) an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit stattfinden, vonstattengehen:
die erste Vorlesung ist morgen;
der Vortrag ist um 8 Uhr, am 4. Mai, in der Stadthalle;
☆ nicht sein (umgangssprachlich; nicht erlaubt, möglich o. Ä. sein, nicht geduldet werden: Rauchen ist [bei mir] nicht; Fernsehen ist [heute] nicht, lest lieber mal ein Buch);
b) an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, unter bestimmten Umständen geschehen, sich ereignen:
die meisten Unfälle sind nachts, bei Nebel, im Winter, auf Landstraßen;
das letzte Erdbeben war dort 1906;
es war im Sommer letzten Jahres, in Berlin;
☆ mit etwas ist es nichts (umgangssprachlich; etwas läuft nicht so ab, findet nicht so statt, wie es geplant, beabsichtigt o. Ä. war: wenn du krank bist, dann ist es wohl heute nichts mit unserem Ausflug; als sie von seiner Vergangenheit hörte, war es nichts mehr mit [der] Heirat);
c) geschehen, vor sich gehen, passieren:
eine Sache wie diese, so etwas darf nicht sein;
muss das sein?;
es braucht ja nicht sofort zu sein;
das kann doch nicht sein! (das ist doch nicht möglich!);
das solltest du lieber sein lassen (umgangssprachlich; nicht tun);
sie kann das Trinken einfach nicht sein lassen (umgangssprachlich; kann nicht davon ablassen);
war während meiner Abwesenheit irgendwas? (umgangssprachlich; ist während meiner Abwesenheit etwas Erwähnenswertes vorgefallen?);
wenn etwas ist/s. sollte (umgangssprachlich; sich etwas Wichtiges ereignet), ruf mich an;
es sei!, so sei es denn! (es möge, soll, kann so geschehen!);
Wenn ihr solche Bedingungen stellt, lassen wir das Ganze lieber sein (unterlassen wir das Ganze lieber; Remarque, Obelisk 163);
R was sein muss, muss sein (es ist unvermeidbar)
Was sein muss, muss sein! Jammern nützt nichts (Bruyn, Zwischenbilanz 127); seis drum (es ist schon gut, es macht nichts);
☆ sei es … sei es; sei es … oder (entweder … oder; kann, mag sein [dass] … oder [dass]; ob … oder [ob]: einer muss einlenken, sei es der Osten oder [sei es] der Westen; das Prinzip ist das gleiche, sei es in der Luft, sei es im Wasser).
4. da sein; bestehen; existieren:
alles, was einmal war, heute ist oder einmal sein wird;
in diesem Bach sind (gibt es) viele Fische;
wenn er nicht gewesen wäre, hätte sich alles anders entwickelt;
sind noch Fragen dazu?;
die Königin ist nicht mehr (gehoben; ist gestorben);
die DDR ist nicht mehr/(landschaftlich:) ist gewesen (besteht nicht mehr);
das wird niemals sein (der Fall sein);
das war einmal (gehört der Vergangenheit an, besteht nicht mehr);
ist [irgend]etwas? (umgangssprachlich; gibt es etwas Besonderes, einen Grund zur Beunruhigung?);
sind (gibt es) noch Fragen?;
R was nicht ist, kann noch werden (das kann immer noch in der Zukunft Wirklichkeit werden); das menschliche Sein (Leben, Dasein); Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage (hier geht es um eine ganz wichtige Entscheidung; hierbei handelt es sich um eine existenzielle Frage; nach der Übersetzung der Stelle im Drama »Hamlet« [III, 1] von W. Shakespeare [1564–1616]: To be or not to be, that is the question).
5.
a) entspricht einem mit »können« verbundenen Passiv; … werden können:
sie ist durch niemanden zu ersetzen (kann durch niemanden ersetzt werden);
die Schmerzen waren nicht zu ertragen (waren unerträglich);
das ist mit Geld nicht zu bezahlen (ist unbezahlbar);
b) entspricht einem mit »müssen« verbundenen Passiv; … werden müssen:
der Ausweis ist unaufgefordert vorzuzeigen;
fehlerhafte Exemplare sind unverzüglich zu entfernen (müssen unverzüglich entfernt werden).
2sein [↑ 1"sein"]:
1. dient der Perfektumschreibung:
der Zug ist eingetroffen;
er ist gestorben;
wir sind [über den See] gerudert;
wir waren gerade abgefahren;
sie sind mit dem Wagen in die Stadt (umgangssprachlich; sind in die Stadt gefahren);
sie ist gerade eben raus (umgangssprachlich; ist gerade eben hinausgegangen);
Vom Café bin ich mit Antje gleich zum Friedrichstadt-Palast (bin ich mit ihr dorthin gegangen; Schädlich, Nähe 45);
Sie ist in den Supermarkt (umgangssprachlich; ist in den Supermarkt gegangen oder gefahren), um Kachelreiniger fürs Bad zu kaufen (Büttner, Alf 160).
2. dient der Bildung des Zustandspassivs:
das Fenster ist geöffnet;
damit waren wir gerettet;
sie sagt, die Rechnung sei längst bezahlt.
3sein↑ "Maskulinum" (a) oder ↑ "Neutrum" (1 b) bezeichnet wird> [mittelhochdeutsch, althochdeutsch sīn]:
1. a)
sein Hut;
seine Jacke;
sein Bier;
seine Kinder;
einer seiner Freunde/von seinen Freunden;
meinem Vater sein Hut (umgangssprachlich; meines Vaters Hut);
das Dorf und seine Umgebung;
im Auftrag Seiner Majestät [des Kaisers];
seine (die von ihm geschriebenen) Bücher;
er hat seinen Zug (den Zug, mit dem er fahren wollte, mit dem er zu fahren pflegt) verpasst;
sie geht in seine Klasse (in die Klasse, in die auch er geht);
der Graben ist seine (umgangssprachlich; ist gut und gerne) drei Meter breit;
er muss jetzt seine Tabletten (die Tabletten, die er zurzeit nehmen muss) einnehmen;
er mit seinem (umgangssprachlich; mit dem von ihm gewohnten) ewigen Genörgel;
im Herbst macht er wieder seine Kur (die Kur, die er regelmäßig immer wieder macht);
b) das Buch ist sein (landschaftlich; gehört ihm);
sind das deine Handschuhe oder seine?;
das ist nicht mein Messer, sondern seins/(gehoben:) seines.
2. (gehoben):
ich hatte meine Werkzeuge vergessen und benutzte die seinen;
sie soll die Seine/seine (seine Frau) werden;
er fuhr zu den Seinen/seinen (zu seiner Familie, seinen Angehörigen);
er hat das Seine/seine (sein Teil; das, was er tun konnte) getan;
R jedem das Seine/seine (jeder soll haben, was ihm zusteht, was er gerne möchte; vgl. ↑ "suum cuique"); den Seinen/seinen gibts der Herr im Schlaf (manche Leute haben so viel Glück, dass sie ohne Anstrengung viel erreichen; Psalm 127, 2)
4sein [mittelhochdeutsch, althochdeutsch sīn] (dichterisch veraltet):
↑ "er", ↑ 1"es".
Die Redewendung jedem das Seine, die in ihrer lateinischen Fassung suum cuique wahrscheinlich auf Cicero zurückgeht, wurde vom nationalsozialistischen Regime als Verhöhnung der Gefangenen im Konzentrationslager Buchenwald zynisch missbraucht: Man ließ sie nur von innen lesbar in das Eingangstor des KZ schmieden.
gesund, ruhig, betrunken, müde, lustig sein;
schön, jung, klug, gutmütig sein;
sie war sehr entgegenkommend, freundlich;
das Brot ist gut, trocken;
das Wetter ist schlecht;
wie ist der Wein?;
die Geschichte ist merkwürdig;
das ist ja unerhört!;
das kann doch nicht wahr sein!;
wie alt bist du?;
ich bin 15 [Jahre alt];
sie ist den Streit/des Streites müde;
er ist des Diebstahls schuldig;
sie ist noch am Leben;
der Hut ist aus der Mode;
er war ganz außer Atem, nicht bei Sinnen;
sie ist in Not, in Gefahr, ohne Schuld;
er war bei ihnen zu Gast;
es war (herrschte) Hochwasser, Krieg, dichter Nebel, Glatteis, herrliches Wetter;
es ist abends noch lange hell;
es ist besser so;
wie war es denn?;
es ist (verhält sich) nicht so, wie du denkst;
K <1. und 3. Person Plural Indikativ Präsens auch: seind> (süddeutsch:) Stille Schaf seind mille- und wollereich, wird ihnen gewartet (Mörike, Hutzelmännlein 160);
☆ dem ist [nicht] so (die Sache verhält sich [nicht] so);
sei es, wie es wolle; sei dem/dem sei, wie ihm wolle; wie dem auch sei (wie immer es sich auch verhält; gleichgültig, ob es sich so oder so verhält: sei es, wie es wolle, ich werde nicht teilnehmen);
es sei denn, [dass] (ausgenommen, außer wenn: ich bin um 8 Uhr da, es sei denn, dass etwas dazwischenkommt);
nicht so sein (umgangssprachlich; sich großzügig, nachsichtig zeigen: ach, sei doch nicht so und gib es mir);
b) jemandes Besitz, Eigentum darstellen; jemandem gehören:
das ist meins/(landschaftlich umgangssprachlich:) mir;
welches von den Bildern ist deins?;
Ü ich bin dein (gehoben veraltend; bin dir in Liebe verbunden);
c)
es ist mir nicht gut heute;
mir ist [es] kalt, schlecht, übel, wieder besser;
bei diesem Gedanken ist mir nicht wohl;
ist dir warm?;
ist dir etwas? (umgangssprachlich; fehlt dir etwas, fühlst du dich nicht wohl?);
☆ jemandem ist, als [ob] … (jemand hat das [unbestimmte] Gefühl, den Eindruck, als [ob] …: mir ist, als hätte ich ein Geräusch gehört/als ob ich ein Geräusch gehört hätte);
jemandem ist [nicht] nach etwas (umgangssprachlich; jemand hat im Augenblick [keine] Lust auf, zu etwas: mir ist heute nicht nach Feiern);
d)
er ist Lehrer, Künstler;
sie ist eine richtige Bayerin;
sie ist ja noch ein Kind;
du bist ein Schuft, ein Engel;
ihr seid Lügnerinnen;
er ist der Schuldige;
die Katze ist ein Haustier;
das ist die Hauptsache, eine Gemeinheit, eine Zumutung;
ich bin Paul und das ist meine Schwester Maria;
Und das war es dann (und damit ist es vorbei, abgetan; Eppendorfer, Kuß 55);
R das wärs (das ist alles [was ich sagen, haben wollte, was getan werden musste]);
☆ es sein (es getan haben; der Schuldige, Gesuchte sein: ich weiß genau, du warst es [der es getan hat]; am Ende will es keiner gewesen sein);
wer sein (umgangssprachlich; es zu etwas gebracht haben, Ansehen genießen: im Fußball sind wir [wieder] wer; Im Dorf ist er wer: bis zur Gebietsreform Bürgermeister [Chotjewitz, Friede 81]);
nichts sein (umgangssprachlich; im Leben nichts erreicht haben; es zu nichts gebracht haben: ihr Mann ist nichts);
e) (in Bezug auf das Ergebnis einer Rechenaufgabe) zum Resultat haben, ergeben:
fünfzehn und sechs, dreißig weniger neun, drei mal sieben, hundertfünf [geteilt] durch fünf ist/(umgangssprachlich:) sind einundzwanzig;
f)
es ist schon Morgen, Nacht;
es sind noch Ferien;
dort ist jetzt Winter, Regenzeit, Fastenzeit;
bis dahin wird [es] wieder Herbst sein;
es war spät [abends, am Abend];
dafür ist es jetzt, nie zu spät;
es ist [gleich, kurz nach] sieben [Uhr];
morgen ist, gestern war der fünfte Mai;
ist heute schon der Dreißigste, Freitag?;
in sechs Wochen ist schon wieder Weihnachten.
2. a) sich irgendwo befinden, aufhalten:
an seinem Platz, bei jemandem, in Hamburg, in Urlaub, unterwegs, auf Reisen sein;
es war niemand im Haus, zu Hause;
wo warst du denn die ganze Zeit?;
das Geld ist auf der Bank, auf seinem Konto;
Bier ist im Kühlschrank;
seine Wohnung ist (liegt) im dritten Stock;
sie ist in/zur Kur (ist zu einer Kur verreist);
sie sind essen, schwimmen, einkaufen (sind zum Essen, Schwimmen, Einkaufen weggegangen);
Ü ich war nur im Rückspiegel (blickte ständig in den Rückspiegel; Eppendorfer, St. Pauli 94);
b) stammen, kommen:
er ist aus gutem Haus, aus einer kinderreichen Familie;
sie ist aus Berlin, aus Österreich;
das Paket ist von Mutter, von zu Hause;
woher ist der Wein?;
die Milch ist von heute;
das Fleisch ist vom Schwein;
das Zitat, das Stück, das ist von Goethe;
das Kind ist von ihm (er ist der Vater des Kindes);
Meine Schwiegermutter …, die ist noch ganz von früher (ist eine typische Vertreterin einer früheren Generation; Dierichs, Männer 167).
3. a) an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit stattfinden, vonstattengehen:
die erste Vorlesung ist morgen;
der Vortrag ist um 8 Uhr, am 4. Mai, in der Stadthalle;
☆ nicht sein (umgangssprachlich; nicht erlaubt, möglich o. Ä. sein, nicht geduldet werden: Rauchen ist [bei mir] nicht; Fernsehen ist [heute] nicht, lest lieber mal ein Buch);
b) an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, unter bestimmten Umständen geschehen, sich ereignen:
die meisten Unfälle sind nachts, bei Nebel, im Winter, auf Landstraßen;
das letzte Erdbeben war dort 1906;
☆ mit etwas ist es nichts (umgangssprachlich; etwas läuft nicht so ab, findet nicht so statt, wie es geplant, beabsichtigt o. Ä. war: wenn du krank bist, dann ist es wohl heute nichts mit unserem Ausflug; als sie von seiner Vergangenheit hörte, war es nichts mehr mit [der] Heirat);
c)
eine Sache wie diese, so etwas darf nicht sein;
muss das sein?;
es braucht ja nicht sofort zu sein;
das kann doch nicht sein! (das ist doch nicht möglich!);
das solltest du lieber sein lassen (umgangssprachlich; nicht tun);
sie kann das Trinken einfach nicht sein lassen (umgangssprachlich; kann nicht davon ablassen);
war während meiner Abwesenheit irgendwas? (umgangssprachlich; ist während meiner Abwesenheit etwas Erwähnenswertes vorgefallen?);
wenn etwas ist/s. sollte (umgangssprachlich; sich etwas Wichtiges ereignet), ruf mich an;
Wenn ihr solche Bedingungen stellt, lassen wir das Ganze lieber sein (unterlassen wir das Ganze lieber; Remarque, Obelisk 163);
R was sein muss, muss sein (es ist unvermeidbar)
Was sein muss, muss sein! Jammern nützt nichts (Bruyn, Zwischenbilanz 127); seis drum (es ist schon gut, es macht nichts);
☆ sei es … sei es; sei es … oder (entweder … oder; kann, mag sein [dass] … oder [dass]; ob … oder [ob]: einer muss einlenken, sei es der Osten oder [sei es] der Westen; das Prinzip ist das gleiche, sei es in der Luft, sei es im Wasser).
4. da sein; bestehen; existieren:
alles, was einmal war, heute ist oder einmal sein wird;
in diesem Bach sind (gibt es) viele Fische;
wenn er nicht gewesen wäre, hätte sich alles anders entwickelt;
sind noch Fragen dazu?;
die Königin ist nicht mehr (gehoben; ist gestorben);
die DDR ist nicht mehr/(landschaftlich:) ist gewesen (besteht nicht mehr);
das wird niemals sein (der Fall sein);
das war einmal (gehört der Vergangenheit an, besteht nicht mehr);
ist [irgend]etwas? (umgangssprachlich; gibt es etwas Besonderes, einen Grund zur Beunruhigung?);
sind (gibt es) noch Fragen?;
R was nicht ist, kann noch werden (das kann immer noch in der Zukunft Wirklichkeit werden);
5.
a) entspricht einem mit »können« verbundenen Passiv; … werden können:
sie ist durch niemanden zu ersetzen (kann durch niemanden ersetzt werden);
die Schmerzen waren nicht zu ertragen (waren unerträglich);
das ist mit Geld nicht zu bezahlen (ist unbezahlbar);
b) entspricht einem mit »müssen« verbundenen Passiv; … werden müssen:
der Ausweis ist unaufgefordert vorzuzeigen;
fehlerhafte Exemplare sind unverzüglich zu entfernen (müssen unverzüglich entfernt werden).
2sein
1. dient der Perfektumschreibung:
der Zug ist eingetroffen;
er ist gestorben;
wir sind [über den See] gerudert;
wir waren gerade abgefahren;
sie ist gerade eben raus (umgangssprachlich; ist gerade eben hinausgegangen);
Vom Café bin ich mit Antje gleich zum Friedrichstadt-Palast (bin ich mit ihr dorthin gegangen; Schädlich, Nähe 45);
Sie ist in den Supermarkt (umgangssprachlich; ist in den Supermarkt gegangen oder gefahren), um Kachelreiniger fürs Bad zu kaufen (Büttner, Alf 160).
2. dient der Bildung des Zustandspassivs:
das Fenster ist geöffnet;
damit waren wir gerettet;
sie sagt, die Rechnung sei längst bezahlt.
3sein
1. a)
sein Hut;
seine Jacke;
sein Bier;
seine Kinder;
einer seiner Freunde/von seinen Freunden;
meinem Vater sein Hut (umgangssprachlich; meines Vaters Hut);
das Dorf und seine Umgebung;
im Auftrag Seiner Majestät [des Kaisers];
seine (die von ihm geschriebenen) Bücher;
er hat seinen Zug (den Zug, mit dem er fahren wollte, mit dem er zu fahren pflegt) verpasst;
sie geht in seine Klasse (in die Klasse, in die auch er geht);
der Graben ist seine (umgangssprachlich; ist gut und gerne) drei Meter breit;
er muss jetzt seine Tabletten (die Tabletten, die er zurzeit nehmen muss) einnehmen;
er mit seinem (umgangssprachlich; mit dem von ihm gewohnten) ewigen Genörgel;
im Herbst macht er wieder seine Kur (die Kur, die er regelmäßig immer wieder macht);
b)
sind das deine Handschuhe oder seine?;
das ist nicht mein Messer, sondern seins/(gehoben:) seines.
2.
ich hatte meine Werkzeuge vergessen und benutzte die seinen;
sie soll die Seine/seine (seine Frau) werden;
er fuhr zu den Seinen/seinen (zu seiner Familie, seinen Angehörigen);
er hat das Seine/seine (sein Teil; das, was er tun konnte) getan;
R jedem das Seine/seine (jeder soll haben, was ihm zusteht, was er gerne möchte; vgl. ↑ "suum cuique"); den Seinen/seinen gibts der Herr im Schlaf (manche Leute haben so viel Glück, dass sie ohne Anstrengung viel erreichen; Psalm 127, 2)
4sein [mittelhochdeutsch, althochdeutsch sīn] (dichterisch veraltet):
↑ "er", ↑ 1"es".
Die Redewendung jedem das Seine, die in ihrer lateinischen Fassung suum cuique wahrscheinlich auf Cicero zurückgeht, wurde vom nationalsozialistischen Regime als Verhöhnung der Gefangenen im Konzentrationslager Buchenwald zynisch missbraucht: Man ließ sie nur von innen lesbar in das Eingangstor des KZ schmieden.