Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
schwach
schwạch [mittelhochdeutsch swach = schlecht; gering, armselig; kraftlos, eigentlich = schwankend, sich biegend, verwandt mit ↑ "schwingen"]:1. a) in körperlicher Hinsicht keine oder nur geringe Kraft besitzend; von mangelnder Kraft zeugend; nicht kräftig:
ein schwaches Kind;
ein abgemagerter, schwacher Mann;
sie konnte es mit ihren schwachen Armen nicht tragen;
eine schwache Gesundheit, Konstitution haben;
für diese Arbeit ist sie zu schwach;
sie wird immer schwächer;
er ist schon alt und schwach, fühlt sich sehr schwach;
ihre Beine waren noch zu schwach, um sie zu tragen;
der Stärkere muss dem Schwachen helfen;
Ü er ist auch nur ein schwacher Mensch (ist ein Mensch mit Fehlern und Schwächen);
sie ist zu schwach (zu nachgiebig), um die Kinder richtig erziehen zu können;
jetzt nur nicht schwach werden (nicht schwankend werden, nicht nachgeben);
wenn ich daran denke, wird mir ganz schwach (umgangssprachlich; wird mir ganz flau);
wenn ich diese Frau sehe, werde ich schwach (vergesse ich alle meine Vorsätze und möchte mit ihr ein Abenteuer haben);
Er bewegt die Augen; er ist zu schwach zum Antworten (Remarque, Westen 56);
Da lag dann die Karoline so augenfällig schwach mit dem Bündel neben sich auf dem Kissen (Kühn, Zeit 150);
Sie hakte die Bluse auf. »Du machst mich schwach (nachgiebig) mit deinen schönen Redensarten« (Bieler, Bonifaz 112);
b) in seiner körperlichen Funktion nicht sehr leistungsfähig; anfällig, nicht widerstandsfähig:
ein schwaches Herz, eine schwache Lunge, schwache Augen haben;
er hat schwache Nerven;
er hat einen schwachen Willen (gibt Versuchungen leicht nach, ist nicht sehr standhaft);
er hat einen schwachen Charakter (ist labil, nicht in sich gefestigt);
Mein Gedächtnis wird jetzt schwächer mit jedem Tag (B. Frank, Tage 46).
2. dünn, nicht stabil, nicht fest und daher keine große Belastbarkeit aufweisend:
schwache Bretter, Balken, Mauern, Äste;
ein zu schwacher Draht;
dafür ist das Seil zu schwach;
das Eis, die Eisdecke ist noch zu schwach zum Schlittschuhlaufen;
dieses Glied der Kette ist etwas schwächer als die übrigen;
Ü der Plan hat einige schwache Stellen.
3. nicht sehr zahlreich:
eine schwache Beteiligung;
es war nur ein schwaches Feld (Sport; wenige Teilnehmer) am Start;
der Saal war nur schwach besetzt;
das Land ist schwach bevölkert;
ein schwach bevölkertes Land;
eine schwach besuchte Veranstaltung.
4. keine hohe Konzentration aufweisend, wenig gehaltvoll, -reich:
schwacher Kaffee, Tee;
eine schwache Salzlösung, Lauge;
ein schwaches Gift;
ohne Knochen wird die Brühe zu schwach.
5. keine hohe ↑ "Leistung" (2 b) erbringend; keinen hohen Grad an Leistungskraft, Wirksamkeit besitzend; nicht leistungsstark:
eine schwache Maschine;
ein schwacher Motor;
eine schwache Glühbirne;
ein ziemlich schwacher Magnet;
ein schwaches Fernglas;
die Brille ist sehr schwach;
die Gläser der Brille sind zu schwach.
6. a) in geistiger oder körperlicher Hinsicht keine guten Leistungen erbringend; nicht tüchtig, nicht gut:
ein schwacher Kandidat;
eine schwache Opposition;
er ist der schwächste Schüler in der Klasse;
der Boxer traf auf einen schwachen Gegner;
er ist ein guter Weitspringer, aber ein schwacher Läufer;
die Schülerin ist in Mathematik sehr schwach;
die Mannschaft hat schwach gespielt;
den Schwachen, den Schwächeren in der Klasse muss man helfen;
b) als Ergebnis einer geistigen oder körperlichen Leistung in der Qualität unzulänglich, dürftig, wenig befriedigend:
eine schwache [schulische] Leistung;
ein schwaches Buch, Argument;
das ist sein schwächstes Werk, Theaterstück;
das ist die schwächste Zeit, die sie seit Langem gelaufen ist;
eine schwache Vorstellung, Veranstaltung;
die Party war schwach (umgangssprachlich; nicht gelungen);
die deutsche Mannschaft bot ein schwaches Bild (umgangssprachlich; spielte enttäuschend);
Schuld daran trug allerdings auch die schwache Darbietung des Kölner Mittelfeldes (Kicker 6, 1982, 44);
Akers Gegenargument ist demgegenüber schwach (DM 5, 1966, 5);
Zehn schwache Minuten (zehn Minuten, in denen schwach gespielt wurde) im Hinspiel reichten, um … auszuscheiden (Tages Anzeiger 12. 11. 91, 15);
Anschließend musste ich in Bio wiederholen, und es langte nur zu einer schwachen Drei (einer Drei, die gerade noch erreicht wurde; Loest, Pistole 183).
7. nur wenig ausgeprägt; in nur geringem Maße vorhanden, wirkend; von geringem Ausmaß, in geringem Grade; nicht intensiv, nicht heftig, nicht kräftig:
eine schwache Strömung, Rauchentwicklung;
schwaches Licht;
es erhob sich ein schwacher (leichter) Wind;
ein schwacher Puls;
er spürte einen schwachen Druck auf den Ohren;
eine schwache Erinnerung an etwas haben;
sein Bericht gibt nur ein schwaches (nur wenig deutliches) Bild von der Wirklichkeit;
nur schwachen Widerstand leisten;
schwacher Beifall;
ein schwaches Lob;
es blieb nur eine schwache (geringe, nur wenig) Hoffnung;
es zeigten sich schwache (kaum erkennbare) Anzeichen einer Besserung;
um ihre Lippen spielte ein schwaches Lächeln;
das ist doch nur ein schwacher Trost (umgangssprachlich; das nützt doch nichts, hilft auch nur wenig);
der Erfolg war nur schwach;
das Geschäft, die Börse ist zurzeit schwach (es herrscht eine geringe Nachfrage);
ein Land mit schwach entwickelter Wirtschaft;
seine Intelligenz ist nur schwach entwickelt;
diese Silbe ist schwach betont;
schwach betonte Silben;
schwach bewegtes Wasser;
ein schwach begabter Schüler;
dieser Zug ist nur schwach ausgeprägt;
sein Herz, Puls schlägt noch schwach;
das Feuer brennt nur noch schwach;
die Blumen duften schwach;
er hat sich nur schwach gewehrt;
Da zwang ihn … ein schwacher Regen, schleunigst nach einem Schutz zu suchen (Kronauer, Bogenschütze 181);
Er … roch das Seidenzeug, den Puder, die Schminke, den schwachen Duft der Seife (Süskind, Parfum 185);
plötzlich wechselte das Wetter, und die Sonne wurde schwach (Kronauer, Bogenschütze 375);
Rechts von unserem Weg blinkt jetzt das Wasser des Werbellinsees durch die noch schwach belaubten Bäume (Berger, Augenblick 26);
…, die sich bei … politischen Seminaren nur schwach beteiligen konnten (Leonhard, Revolution 168).
8. (Sprachwissenschaft)
a) (in Bezug auf Verben) durch gleichbleibenden Stammvokal und (bei Präteritum und 2. Partizip) durch das Vorhandensein des Konsonanten »t« gekennzeichnet:
die schwache Konjugation;
schwache (schwach konjugierte) Verben;
»zeigen« wird schwach konjugiert, gebeugt;
b) (in Bezug auf Nomen) in den meisten Formen durch das Vorhandensein des Konsonanten »n« gekennzeichnet:
die schwache Deklination;
schwache (schwach deklinierte) Substantive;
schwach deklinierte Adjektive;
»Mensch« wird schwach dekliniert, gebeugt.
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