Schritt
Schrịtt, der; -[e]s, -e [mittelhochdeutsch schrit, althochdeutsch scrit, zu ↑ "schreiten"]:1. a) (der Fortbewegung dienendes) Versetzen eines Fußes, meist nach vorn, unter gleichzeitiger Verlagerung des gesamten Körpergewichts auf diesen Fuß:
kleine, lange, ausgreifende, schnelle Schritte;
Schritte waren zu hören;
die Schritte wurden lauter, kamen näher;
plötzlich stockte ihr Schritt;
das Kind macht seine ersten, unsicheren Schritte;
er verlangsamte, beschleunigte seinen Schritt, seine Schritte;
bitte, treten Sie einen Schritt zurück, näher;
einen Schritt zur Seite machen, tun, gehen;
die Freude beflügelte meine Schritte;
den Schritt wechseln (beim Gehen, besonders beim Marschieren, einmal zwei aufeinanderfolgende Schritte mit demselben Fuß ausführen [z. B. um in den Gleichschritt zu kommen]);
sie kam zaghaften, beschwingten Schrittes herbei;
er ging mit gemessenen Schritten durch den Saal;
sie war mit wenigen Schritten an der Tür, blieb nach einigen Schritten stehen;
ein paar Schritte gehen (umgangssprachlich; spazieren gehen);
Schritt vor Schritt setzen (langsam und behutsam oder zaghaft gehen);
Ü von der Gewohnheit ist es oft nur noch ein kleiner Schritt zur Sucht (aus einer Gewohnheit kann leicht eine Sucht werden);
sie ging sogar noch einen Schritt weiter (tat sogar noch mehr);
er macht einen Schritt vor und zwei Schritte zurück (er kommt nicht voran [fällt sogar noch hinter das Erreichte zurück]);
… habe [er] mit Tante Hilde und seiner Mutter getanzt, die ihm ein paar Schritte (Tanzschritte) beigebracht hätten (Chotjewitz, Friede 101);
Mit vorsichtigen Schritten stakte er hinüber ins Wohnzimmer (H. Gerlach, Demission 203);
wenn man zugleich zugeben muss, dass der alte Weg uns der Wiedervereinigung keinen Schritt (kein bisschen) näher bringt (Dönhoff, Ära 110);
Die Entthrohnung des Metalles, besonders des Goldes, vollzog sich in mehreren Schritten (Fraenkel, Staat 362);
R Schritt vor Schritt kommt auch zum Ziel;
☆ der erste Schritt (dasjenige, womit etwas begonnen wird);
einen [guten] Schritt am Leib haben (umgangssprachlich; schnell gehen);
den ersten Schritt tun (beginnen, den Anfang machen);
den zweiten Schritt vor dem ersten tun (nicht in der richtigen Reihenfolge, nicht folgerichtig vorgehen);
einen Schritt zu weit gehen (die Grenze des Erlaubten, Möglichen überschreiten);
mit jemandem Schritt halten (1. genauso schnell wie jemand gehen: die Kinder hatten Mühe, mit uns Schritt zu halten. 2. sich von jemandem nicht übertreffen, überrunden lassen: wir müssen mit der Konkurrenz Schritt halten; Mehmet … hatte heldenhaft versucht, mit den anderen Schritt zu halten, aber sie alle wussten, dass er es nicht schaffen würde [Frischmuth, Herrin 51]);
mit etwas Schritt halten (hinter etwas nicht zurückbleiben: wir müssen mit der [technischen] Entwicklung Schritt halten; die Einkommensentwicklung hält mit der Preissteigerungsrate nicht Schritt; … da sein Kaufmannsgeist nicht mit seinen philanthropischen und künstlerischen Neigungen Schritt halten konnte [Erné, Kellerkneipe 129]);
Schritt für Schritt (ganz langsam; allmählich);
Schritt um Schritt (immer mehr);
auf Schritt und Tritt (ständig [und überall]: er verfolgt, beobachtet sie auf Schritt und Tritt; wir begegneten auf Schritt und Tritt bekannten Gesichtern);
b) Gleichschritt:
aus dem Schritt kommen;
im Schritt bleiben;
c) Schritttempo:
das Pferd geht im Schritt;
es war so viel Verkehr, dass wir nur Schritt fahren konnten;
ich … ließ das Pferd, dem der Schweiß vom Hals und der Schaum vom Maul flockte, in Schritt fallen (Stern, Mann 263);
die wenigen Taxen, die noch vorbeikommen, fahren im Schritt (Eppendorfer, St. Pauli 205).
2. Art und Weise, wie jemand geht:
sie hat einen wiegenden Schritt;
jemanden am Schritt erkennen.
3. Maß, das ungefähr die Länge eines Schrittes (1 a) hat; Entfernung etwa in der Länge eines Schrittes:
sie stand nur ein paar, wenige Schritte von uns entfernt;
die Frittenbude kann man auf hundert Schritte [Entfernung]/auf hundert Schritt Entfernung riechen;
der Graben ist 3 S./(seltener:) Schritte breit;
☆ jemandem drei Schritte vom Leib[e] bleiben (umgangssprachlich; jemandem nicht zu nahe kommen);
sich jemanden, etwas drei Schritte vom Leib[e] halten (umgangssprachlich; jemanden, etwas von sich fernhalten).
4. a) (Schneiderei) Teil der Hose, an dem die Beine zusammentreffen:
der Schritt hängt zu tief;
Mit dem Griff in den Schritt wirbt Rapper Mark nun für Unterhosen von Calvin Klein (Spiegel 41, 1992, 347);
b) ↑ "Damm" (2):
die Hose kneift im Schritt;
sich im Schritt kratzen;
Dann … fasst [er] mir … in den Schritt (Spiegel 15, 1989, 26).
5. (einem bestimmten Zweck dienende) Handlung; Maßnahme:
ein bedeutsamer Schritt;
Schritte [gegen jemanden, etwas] veranlassen;
ein entscheidender Schritt hin zu mehr Transparenz;
daraufhin kündigte sie die Versicherung – ein Schritt, den sie schon bald bereuen sollte;
sich weitere, rechtliche Schritte vorbehalten;
diesen Schritt hättest du besser nicht getan;
angesichts der Umstände habe ich mich zu einem etwas ungewöhnlichen Schritt entschlossen;
Der Anstaltsvorstand unternahm Schritte, um uns bald loszuwerden (Niekisch, Leben 91);
Andere halten es (= ein Gesetz) für einen seit langem überfälligen Schritt zur weiteren Harmonisierung des Binnenmarktes (CCI 2, 1999, 2);
Mich wollen sie von meinen Plänen, von meinen notwendigen Schritten abbringen (B. Frank, Tage 62);
☆ Schritt in die richtige Richtung (angebrachte, richtige, aber allein noch nicht ausreichende Maßnahme: mit einer neuen »Zentralen Weisung«, die auch von den Datenschützern als Schritt in die richtige Richtung begrüßt … wurde [Spiegel 4, 1984, 30]).