Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
schon
1schon [mittelhochdeutsch schōn(e), althochdeutsch scōno, ursprünglich Adverb von ↑ "schön", über »auf schöne, gehörige Art und Weise« und »vollständig« zur heutigen Bedeutung]:1. a) drückt aus, dass etwas früher, schneller als erwartet, geplant, vorauszusehen eintritt, geschieht oder eingetreten, geschehen ist:
sie kommt schon heute, schon um drei Uhr;
schon bald darauf reiste er ab;
es ist schon alles vorbereitet;
sie hat das tatsächlich schon vergessen;
die Polizei wartete schon auf ihn;
nach fünf Kilometern lag sie schon vorne;
das kann ich dir schon jetzt versichern;
sag bloß, du gehst schon;
Das Wasser strömte über ihren Kopf und ihren Körper. Das Haar klebte an ihren Wangen und die Kleidung war schon durchnässt (Thor [Übers.], Ich 47);
In demselben Augenblick aber schon zog sie mit einem Ruck die Hand wieder aus der meinen (Th. Mann, Krull 422);
b) drückt aus, dass kurz nach dem Eintreten eines Vorgangs ein anderer Vorgang so schnell, plötzlich folgt, dass der Zeitunterschied kaum feststellbar, nachvollziehbar ist:
er klaute das Fahrrad, und schon war er weg;
kaum hatte sie den Rücken gewandt, schon ging der Krach los;
c) drückt aus, dass vor dem eigentlichen Beginn eines Vorgangs etwas geschieht, geschehen soll, was damit zusammenhängt:
ich komme später, du kannst ja schon [mal] die Koffer packen;
wir können ja schon mal einen Aperitif nehmen.
2. a) drückt [Erstaunen oder Unbehagen darüber] aus, dass etwas mehr an Zahl, Menge, Ausmaß darstellt, weiter fortgeschritten ist als geschätzt, vermutet, gewünscht:
sie ist tatsächlich schon 90 Jahre;
ist es etwa schon acht Uhr?;
wir sind schon zu dritt;
der Wert des Grundstücks ist schon um 70 Prozent gestiegen;
48 v. H. der Weltbevölkerung sind schon Kommunisten (Dönhoff, Ära 141);
b) drückt aus, dass zur Erreichung eines bestimmten Ziels, zur Erlangung einer bestimmten Sache weniger an Zahl, Menge, Ausmaß notwendig ist als geschätzt, vermutet, gewünscht:
eine winzige Dosis kann schon tödlich sein;
Eintrittskarten gibt es schon für 5 Euro;
schon ein Remis wäre ein Erfolg für ihn;
nicht selten sind schon Zehnjährige drogenabhängig.
3. a) (in Verbindung mit einer Angabe, seit wann etwas existiert, bekannt ist, gemacht wird) betont, dass etwas keine neue Erscheinung, kein neuer Zustand, Vorgang ist, sondern lange zuvor entstanden ist:
schon Platon hat diese Ideen vertreten;
schon als Kinder/als Kinder schon hatten wir eine Vorliebe für sie;
dieses System hat sich schon damals, früh, lange, längst, immer bewährt;
Bei uns frisst jeder Margarine. Seit Jahren schon (Fries, Weg 223);
b) drückt aus, dass eine Erscheinung, ein Ereignis, Vorgang nicht zum ersten Mal stattfindet, sondern zu einem früheren Zeitpunkt in vergleichbarer Weise stattgefunden hat:
wie schon gesagt, sollten wir nicht darauf eingehen;
ich kenne das schon;
er hat, wie schon so oft, versagt;
eigentlich wollte ich vorhin schon gehen;
hast du so etwas schon [ein]mal erlebt?
4. betont, dass – von allem anderen, oft Wichtigerem abgesehen – etwas allein genügt, um eine Handlung, einen Zustand, Vorgang zu erklären o. Ä.:
[allein] schon der Gedanke daran ist schrecklich;
das ist schon darum wichtig, weil wir sonst nichts gegen sie in der Hand haben;
schon aus diesem Grunde muss ich es leider ablehnen;
schon der Name ist bezeichnend;
ich werde ihr das ersparen, ihr geht es schon so schlecht genug;
und Willy hat erklärt, dass er dann bankrott sei, schon deshalb könne es nicht sein (Remarque, Obelisk 327).
2schon :
1. verstärkt [emotional] eine Aussage, Feststellung:
das, es ist schon ein Elend!;
das will schon was heißen;
nicht du schon wieder!;
du wirst schon sehen!;
ich kann mir schon denken, was du willst;
es ist schon ganz schön, mal einfach nur zu faulenzen;
das lasse ich mir nicht bieten und von ihr schon gar nicht;
von ihr lasse ich mir das nicht bieten, von dir schon eher.
2. (umgangssprachlich) drückt in Aufforderungssätzen Ungeduld o. Ä. aus:
komm schon!;
nun mach schon!;
hör schon auf [mit diesem Blödsinn]!;
nun sag [doch] schon, worauf du hinauswillst!
3. drückt aus, dass im Falle der Realisierung einer Absicht o. Ä. eine bestimmte Konsequenz erwartet wird:
wenn wir schon eine neue Waschmaschine kaufen müssen, dann aber eine gute;
wenn ich das schon mache, dann [aber] zu meinen Bedingungen;
wenn du schon nichts isst, [dann] trink wenigstens ein Glas mit uns;
vielleicht fährt er, da er schon keine Arbeit hat, noch mal vor dem Winter hin! (Kronauer, Bogenschütze 101).
4. unterstreicht die Wahrscheinlichkeit einer Aussage [in zuversichtlichem Ton als Reaktion auf bestehende Zweifel]:
es wird schon [gut] gehen, [wieder] werden;
das wirst du schon schaffen;
keine Sorge, er wird schon wiederkommen;
die Wahrheit wird schon eines Tages ans Licht kommen.
5. schränkt eine [zustimmende] Antwort, Aussage ein, drückt eine nur zögernde Zustimmung aus:
das stimmt schon;
ich glaube es schon;
das ist schon wahr;
Lust hätte ich schon, ich habe aber keine Zeit;
[das ist] schon möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, doch nicht sehr wahrscheinlich, nur nicht sehr wahrscheinlich;
sie hat schon recht, wenn sie das sagt;
du hast es dir doch selbst ausgesucht. – Schon, aber ich bin trotzdem nicht zufrieden;
hat es dir gefallen? – Ja, doch, schon;
Schon gut, schon gut, nun hör bloß mit dieser Hysterie auf (Baldwin [Übers.], Welt 259).
6. drückt aus, dass eine Aussage nur bedingt richtig ist, dass eine andere Schlussfolgerung o. Ä. möglich ist:
von der Tätigkeit her ist die Stelle nicht sehr interessant, von der Bezahlung her schon;
er ist mit dem neuen Chef gar nicht zufrieden, aber ich schon;
Wir Mädchen … durften nie draußen Korbball spielen, die Buben schon (Tages Anzeiger 3. 12. 91, 2).
7. macht eine Äußerung in Frageform als rhetorische Frage kenntlich und gibt ihr oft einen geringschätzigen Unterton:
was sind schon zwei Jahre?;
was, wem nützt das schon?;
was weiß sie schon?;
was ist schon Geld?;
was hast du schon zu bieten?;
was kann der schon ausrichten, wollen?;
was hätte ich schon tun können?;
wen interessiert das schon?
8. (landschaftlich) 3"noch" (5).
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