Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Schnitt
Schnịtt, der; -[e]s, -e [mittelhochdeutsch, althochdeutsch snit, ablautende Bildung zu ↑ "schneiden"]:1. das ↑ {{link}}Einschneiden{{/link}} (1 a), Durchschneiden, ↑ {{link}}Abschneiden{{/link}} (1):
der Schnitt [mit dem Messer] ging tief ins Fleisch;
der Chirurg weiß genau, wie er den Schnitt zu führen hat;
etwas mit einem schnellen, präzise geführten Schnitt durchtrennen, abschneiden;
den Schnitt (das Beschneiden) der Obstbäume vornehmen;
ein radikaler Schnitt (ein radikales Zurückschneiden) … rettet den Bestand an guten Sträuchern (Wohmann, Absicht 110);
Er machte den Schnitt (er schnitt) bis zum Nabel und klammerte die kleineren Blutgefäße ab (Remarque, Triomphe 99);
Reinhold Vöth … und sein Stellvertreter sahen sich … den umstrittenen Film an. Auch sie hielten … zwei Schnitte (das Herausschneiden von zwei Stellen) für nötig (Bayernkurier 19. 11. 77, 2);
Ü Ausgerechnet die Bundesanstalt für Arbeit muss schmerzhafte Schnitte (Etatkürzungen) hinnehmen (Rheinpfalz 30. 6. 92, 2).
2. a) durch Hineinschneiden in etwas entstandener Spalt; ↑ "Einschnitt" (1):
ein kleiner, langer, gerader, oberflächlicher, tiefer Schnitt;
der Schnitt (die Schnittwunde) ist gut verheilt;
Mit einer Rasierklinge hatte er sich einen Schnitt vom Ohr bis zur Gurgel beigebracht (Ott, Haie 207);
Ü Die Bahnlinie legte einen Schnitt quer durch das Land (Chr. Wolf, Himmel 222);
b) durch Abschneiden, Auseinanderschneiden o. Ä. entstandene Schnittfläche:
ein glatter, sauberer Schnitt.
3. a) das Abmähen (besonders von Gras, Getreide, von Feldern, Wiesen):
der erste, zweite Schnitt;
der Sommer erlaubte drei Schnitte;
das Korn ist reif für den Schnitt;
Der erste Schnitt der Wiesen sowie von Luzerne und Klee (Welt 19. 8. 65, 9);
… dass in der Südschweiz Kaninchen … nicht mit Heu vom ersten Schnitt gefüttert werden sollen (NZZ 30. 8. 86, 25);
einen/seinen Schnitt [bei etwas] machen (umgangssprachlich; bei einem Geschäft einen bestimmten Gewinn machen; bezieht sich ursprünglich auf die Getreideernte [= Schnitt]; ein guter Schnitt bedeutete einen guten Gewinn: Als der Wagen zu teuer wird, verkauft er ihn und macht seinen Schnitt [Chotjewitz, Friede 128]);
b) beim Schnitt (3 a) Abgemähtes:
… wurde trotz aller Warnungen doch der erste Schnitt nach Tschernobyl vom Grund des Silos herausgekratzt (natur 5, 1987, 90).
4. durch Bearbeitung mit einer Schere oder anderem Schneidewerkzeug hervorgebrachte Form:
das Kleid, der Anzug hat einen tadellosen, eleganten, sportlichen Schnitt;
eine Karosserie von stromlinienförmigem Schnitt;
sie, ihr Haar hat einen kurzen, modischen Schnitt (durch Schneiden des Haares hervorgebrachte Frisur; Haarschnitt);
Edelsteine mit facettenreichem Schnitt (selten; Schliff);
Ü eine Wohnung mit gutem Schnitt (guter Raumaufteilung);
ihr Gesicht, Profil hat, Augen und Mund haben einen klassischen, feinen Schnitt (ist, sind klassisch, fein geschnitten, geformt).
5. (Fachsprache, besonders Biologie, Medizin) (zu mikroskopischen o. ä. Zwecken) mit dem Mikrotom hergestelltes, sehr dünnes Plättchen aus Organ- oder Gewebeteilen:
ein histologischer Schnitt;
Schnitte anfertigen.
6. (Film, Fernsehen)
a) das ↑ {{link}}Schneiden{{/link}} (5 a):
den Schnitt besorgte ihre Assistentin;
Er überwacht den Schnitt, also Auswahl und Reihenfolge der Einstellungen (Hörzu 39, 1971, 36);
b) Aneinanderreihung der Bilder verschiedener Fernsehkameras zu einer zusammenhängenden Abfolge:
ein harter, weicher Schnitt;
c) Wechsel von einer Einstellung zur nächsten durch ↑ {{link}}Schneiden{{/link}} (5 c):
und dann kommt ein Schnitt auf Ingrid Bergmans Gesicht;
Jähe Schnitte, die widersprüchliche Bildinhalte aufeinanderprallen lassen, treiben von einer Szene zur nächsten (Gregor, Film 170).
7. Schnittmuster:
einen Schnitt ausrädeln;
ein Kleidungsstück mit, nach einem Schnitt, ohne Schnitt nähen.
8. (Verlagswesen) Gesamtheit der drei Schnittflächen eines Buchblocks:
der Schnitt des Lexikons ist vergoldet, ist schon etwas schmuddelig.
9. [zeichnerische] Darstellung eines Körpers in einer Schnittebene (z. B. Längs-, Quer- oder Schrägschnitt):
ein waagerechter, senkrechter Schnitt durch ein Gebäude, ein Organ, eine Pflanze;
einen Schnitt anfertigen;
etwas im Schnitt darstellen.
10. (umgangssprachlich) Durchschnitt[swert, -menge, -maß]; 1"Mittel" (4):
er fährt einen Schnitt von 120 km/h;
sie raucht im Schnitt (durchschnittlich) 20 Zigaretten am Tag;
ich rechne einen Schnitt von (ich rechne durchschnittlich) 400 Mark (Aberle, Stehkneipen 106);
Die … Strecke … ist … mit guten Schnitten (Durchschnittsgeschwindigkeiten) befahrbar (Hobby 13, 1968, 75);
90 Prozent der Sitze sind im Schnitt (im Durchschnitt) besetzt – die höchste Auslastung in ganz Bayern (Woche 7. 3. 97, 50).
11.der Goldene/goldene Schnitt (Mathematik; Teilungsverhältnis einer Strecke in der Art, dass der größere Teil sich zum kleineren verhält wie die ganze Strecke zum größeren Teil; Lehnübersetzung von mittellateinisch sectio aurea: eine Strecke nach dem Goldenen/goldenen Schnitt teilen).
12. (Mathematik) Gesamtheit der gemeinsamen Punkte zweier geometrischer Gebilde.
13. (selten) Holz-, Linolschnitt.
14. (landschaftlich veraltend) kleines oder halb gefülltes Glas (Bier oder Wein):
/als Maßangabe/: ein Schnitt Bier.
15. (Ballspiele) Drall, den der Ball durch ↑ {{link}}Anschneiden{{/link}} (5) bekommt:
der Ball hatte starken Schnitt;
einen Ball mit Schnitt spielen, schlagen.
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