Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
schließen
schlie|ßen [mittelhochdeutsch slieʒen, althochdeutsch slioʒan, Herkunft ungeklärt]:1. a) bei einer Sache bewirken, dass sie nach außen abgeschlossen, zu ist:
eine Kiste, einen Koffer, eine Flasche, einen Briefumschlag schließen;
die Hand [zur Faust] schließen;
ein Buch schließen (zuschlagen);
er schloss die Augen [bis auf einen schmalen Spalt];
einen Gürtel (den Verschluss eines Gürtels) schließen;
jemandem das Kleid schließen;
ein hinten geschlossenes (zu schließendes) Kleid;
b) in eine solche Stellung bringen, so bewegen, handhaben, dass dadurch etwas geschlossen wird:
einen Deckel, eine Tür, einen Knopf, einen Reißverschluss, ein Ventil, einen Hahn schließen;
die Lippen [fest] schließen;
mit geschlossenen Beinen;
bei [halb] geschlossener Blende;
c) (eine Öffnung, einen Durchlass o. Ä.) undurchlässig, unpassierbar o. Ä. machen:
einen Durchgang, Zugang [mit einer Barriere] schließen;
eine Lücke schließen (ausfüllen);
einen gebrochenen Deich wieder schließen (an der beschädigten Stelle reparieren);
einen [Strom]kreis schließen (vervollständigen);
einen Kontakt schließen (eine elektrische Verbindung herstellen);
Ü eine Grenze schließen (das Passieren einer Grenze untersagen).
2. sich zusammenlegen, -falten:
die Blüten schließen sich;
die Fangarme schlossen sich um das Opfer.
3. sich auf eine bestimmte Weise schließen (1 b) lassen:
die Tür, der Deckel schließt nicht richtig, etwas schwer;
die Türen schließen automatisch (werden automatisch geschlossen).
4. in einen geschlossenen Zustand gelangen:
die Tür schloss sich;
die Wunde hat sich geschlossen;
der Kreis schließt sich.
5. a) sich ↑ "anschließen" (4):
an den Vortrag schloss sich noch eine Diskussion;
mit dem … viereckigen Platze für Märkte und Paraden, … an den sich Schwärme, Züge, Viertel voller niederer Holzhäuser schließen (A. Zweig, Grischa 93);
b) ↑ "anschließen" (3):
sie schloss daran noch einige Mutmaßungen über die weitere Entwicklung;
er aber schloss daran die Worte: »Ich wünsche recht guten Appetit …« (Th. Mann, Krull 300);
c) ↑ "anschließen" (2):
schließ die Lampe doch direkt an die Batterie!;
d) sich ↑ "anschließen" (5 a):
Ein junger Ritter, Hugo, schloss sich an den stillen, betrübten Eckbert (Tieck, Eckbert 21).
6. a)etwas in sich schließen (etwas [mit] enthalten: die Aussage schließt einen Widerspruch in sich);
b) ↑ "einschließen" (3):
wir wollen ihn [mit] in unser Gebet schließen;
c) umfangen, umfassen, umgreifen und (an einer bestimmten Stelle [am Körper]) festhalten:
die Mutter schloss das Kind fest an ihre Brust, in die Arme;
er schloss die Münze fest in seine Hand.
7. a) etwas für Besucher, Kunden o. Ä. zeitweilig unzugänglich machen:
sie schließen ihren Laden über Mittag;
der Schalter wird um 17 Uhr geschlossen;
das Museum ist heute geschlossen;
b) geschlossen (7 a) werden:
die Läden schließen um 18 Uhr;
die Börse schloss freundlich (Börsenwesen; bei Börsenschluss standen die Kurse günstig);
Die Standardwerte schlossen (Börsenwesen; standen bei Börsenschluss im Kurs) bis zu 3 DM pro Aktie niedriger (MM 25. 1. 74, 7);
c) (eine Firma, Institution o. Ä.) veranlassen, den Betrieb einzustellen:
die Behörden haben die Schule wegen der Epidemie [bis auf Weiteres] geschlossen;
er hat seinen Laden aus Altersgründen geschlossen (aufgegeben);
d) den Betrieb einstellen, ruhen lassen:
die Fabrik musste schließen, weil die Zulieferungen ausblieben.
8. a) einen Schlüssel im Schloss herumdrehen:
du musst zweimal schließen;
b) (von einem Schlüssel, einem Schloss) [in einer bestimmten Weise] zu betätigen sein, funktionieren:
der Schlüssel, das Schloss schließt etwas schwer, nicht richtig;
der Schlüssel schließt (landschaftlich; passt) zu beiden Türen.
9. a) ↑ "einschließen" (1):
den Schmuck in eine Kassette schließen;
er schloss ihn in den Keller;
warum schließt er sich in sein Zimmer?;
K Ich möchte Georgen und Franzen geschlossen sehn (eingesperrt, als Gefangene sehen)! – Es wär' ein Anblick, um Engel weinen zu machen (Goethe, Götz IV);
b) ↑ "anschließen" (1):
sie schlossen ihre Fahrräder [mit Ketten] an einen Zaun.
10. a) (eine Veranstaltung o. Ä.) beenden, für beendet erklären:
eine Sitzung, Versammlung schließen;
»die Verhandlung ist geschlossen«, sagte der Richter;
b) zum Ende bringen, beenden:
er schloss seinen Brief, Vortrag mit den Worten …;
hiermit möchte ich für heute schließen;
die Rednerliste ist geschlossen (weitere Wortmeldungen können nicht berücksichtigt werden);
Ich schloss (beendete meine Mahlzeit) mit einer … Äpfelcharlotte (Fallada, Herr 140);
c) zu Ende gehen, enden:
mit diesen Worten, mit dieser Szene schließt das Stück;
Der Tag schloss in einer unerfreulichen Stimmung (Niekisch, Leben 334).
11. (einen Vertrag o. Ä.) eingehen, abschließen:
einen Vertrag, Pakt schließen;
Frieden schließen;
mit jemandem die Ehe schließen;
eine Bekanntschaft schließen (verblasst; jemanden kennenlernen);
einen Kompromiss schließen (sich auf einen Kompromiss einigen).
12. a) (eine Tatsache, eine Annahme) von etwas ableiten, herleiten:
aus deiner Reaktion schließe ich, dass du anderer Meinung bist;
das lässt sich [nicht] ohne Weiteres daraus schließen;
von dem Stil können wir mit einiger Sicherheit auf den Autor schließen;
Das Gebäude musste also viel älter sein, als sich nach seinem Äußeren schließen ließ (Geissler, Wunschhütlein 26);
… die sich, aus ihren Gesten zu schließen, gerade verabschieden wollten (Langgässer, Siegel 100);
K für jemanden schließen (ein Beweis für jemanden sein, jemandes ↑ "Schluss" [2 a] bestätigen: Das schließt für mich, mein Vater [Lessing, Nathan I, 2]);
b) etwas an einem Fall Beobachtetes, Vorhandenes auch für andere Fälle für zutreffend, gültig halten:
man kann von den hiesigen Verhältnissen nicht ohne Weiteres auf die Zustände in Frankreich schließen;
R du solltest nicht immer von dir auf andere schließen (umgangssprachlich; was für dich zutrifft, muss deswegen nicht auch für andere zutreffen).
13. <2. und 3. Person Singular Präsens und Imperativ 2. Person Singular auch schleußest, schleußt, schleuß!:> Freude, Mäßigkeit und Ruh' schleußt dem Arzt die Türe zu (Friedrich von Logau [1604–1655], dt. Dichter, Deutscher Sinn-Gedichte Drey Tausend [1. Tausend, 4. Hundert, Nr. 41]; Herausgegeben von G. Eitner, Tübingen 1872);
schleuß dem feindlichen Spott dein Ohr zu (Goethe, Achilleis 254).
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