Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
schlecht
schlẹcht [mittelhochdeutsch, althochdeutsch sleht, ursprünglich = glatt; eben, zu ↑ "schleichen" in der Bedeutung »leise gleitend gehen«; Bedeutungswandel über die spätmittelhochdeutsche Bedeutung »einfach, schlicht«]:1. von geringer Qualität, viele Mängel aufweisend, minderwertig:
schlechte Ware;
schlechtes Essen;
ein schlechter Wein;
ein schlechter Stoff;
schlechte (stickige, verbrauchte) Luft;
ein schlechter Film, Roman;
der Garten befindet sich in einem schlechten Zustand;
eine schlechte Leistung;
schlechte Arbeit leisten;
eine schlechte Haltung, Aussprache haben;
ein schlechtes/schlecht Englisch sprechen;
die Milch ist schlecht geworden (ist verdorben);
der Plan, der Gedanke ist gar nicht schlecht (recht gut);
schlecht arbeiten;
er hat seine Aufgabe schlecht erledigt;
als sich dann meine Eltern scheiden ließen, wurde ich ganz schlecht im Unterricht (Hornschuh, Ich bin 4);
Ich hatte viel zu tun, um … wieder gutzumachen, was sie schlecht gemacht hatten (Niekisch, Leben 305).
2. schwach, unzulänglich, (nach Menge, Stärke, Umfang) nicht ausreichend:
ein schlechtes Gehalt;
er ist ein schlechter Esser;
eine schlechte Ernte;
schlechte Ergebnisse erzielen;
die deutsche Wirtschaft hatte ein schlechtes (nicht ertragreiches) Jahr;
ein schlechtes Gedächtnis haben;
seine Augen sind schlecht, werden immer schlechter;
die Arbeit wird schlecht bezahlt;
schlecht bezahlte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer;
die Vorstellung war schlecht besucht;
das Hauptergebnis der Fusion sind schlecht beratene Kundinnen und Kunden;
das Zimmer ist schlecht geheizt;
schlecht beleuchtete Vorstadtgässchen;
schlecht hören, sehen;
schlecht geschlafen haben;
die Geschäfte gehen schlecht;
der Kamin zieht schlecht;
schlecht (schwer, langsam) lernen;
die Wunde heilt schlecht;
Er ließ den Wagen in ein Gewirr von schlecht oder gar nicht erleuchteten Straßen zum Hafen hinabrollen (Simmel, Stoff 615);
nicht schlecht (umgangssprachlich; sehr: sie staunte nicht schlecht, als sie das hörte).
3. a) ungünstig, nachteilig für etwas, nicht glücklich, schlimm:
schlechte Zeiten;
das ist ein schlechtes Zeichen;
das wäre ein schlechter Tausch!;
schlechtes Wetter;
schlechter Laune/schlecht gelaunt sein;
die Schule hat einen schlechten Ruf;
einen schlechten Eindruck machen;
sie hat einen schlechten Umgang;
er trägt immer solche schlecht sitzenden Anzüge;
der Schauspieler hat eine schlechte Presse (wird nicht gut beurteilt);
sich schlecht (nicht den Umgangsformen entsprechend) benehmen;
schlecht (elend, krank) aussehen;
schlechte Manieren haben;
eine Erfrischung wäre jetzt nicht schlecht!;
mit jemandem, um jemanden steht es schlecht/jemandem geht es schlecht (sein Gesundheitszustand oder seine wirtschaftliche Lage ist besorgniserregend);
im Heim hat sie es sehr schlecht gehabt;
wir sind schlecht dabei weggekommen (haben weniger erhalten, als wir uns vorgestellt hatten);
das Essen ist mir schlecht bekommen;
etwas schlecht vertragen;
bei der Prüfung hat er schlecht abgeschnitten;
schlecht über jemanden reden;
schlecht aufgelegt sein;
heute geht es schlecht, passt es mir schlecht;
es trifft sich schlecht, dass …;
Ob sich die Anni vorstellen könne, welch schlechtes Renommee das für die Kinderanstalt bedeute (Kühn, Zeit 239);
Sie sind momentan in einer etwas schlechten Verfassung (Hörzu 48, 1974, 12);
b) unangenehm:
ein schlechter Geruch;
das ist eine schlechte Angewohnheit, Eigenschaft von ihm;
der Abt … befeuchtete ihre Lippen und Zungen mit einem schwarzen, bitteren Trank, der schlecht schmeckte (Jacob, Kaffee 13).
4. charakterlich, moralisch nicht einwandfrei, böse:
schlechte Menschen;
ein schlechter Charakter;
in schlechte Gesellschaft geraten;
schlechte (unanständige, zweideutige) Witze erzählen;
mit schlechtem Gewissen;
sie hat nichts Schlechtes getan.
5. körperlich unwohl, übel:
mir ist ganz schlecht;
auf der Fahrt ist vielen schlecht geworden.
6. schwerlich, kaum:
das kann man ihr doch schlecht sagen!;
ich kann hier schlecht weggehen;
etwas schlecht ablehnen können;
Es steckt auch im Puritanismus viel Enges, um nicht zu sagen Muffiges, das sich schlecht mit des Apostels Wort zusammenreimt: »Unser Herz ist weit« (Nigg, Wiederkehr 46);
konnte es schlecht (unmöglich) nur ein Zufall gewesen sein, dass … (Schnurre, Bart 47).
7. (veraltet) schlicht, einfach:
Ketura war zwar ein schlecht kanaanitisch Weib (Th. Mann, Joseph 437);
schlecht und recht (so gut es geht: sie hat sich schlecht und recht durchs Leben geschlagen; schlecht und recht seine Arbeit tun);
mehr schlecht als recht (aufgrund der Gegebenheiten, Voraussetzungen [leider] nicht besonders gut: er spielt mehr schlecht als recht Klavier; K diese hier und dieser weise Bischof, die glauben, dass der Herr der Himmel sich durch eine schlechte Magd verkünden werde [Schiller, Jungfrau IV, 11]).
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