Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
schieben
schie|ben [mittelhochdeutsch schieben, althochdeutsch scioban, eigentlich = dahinschießen, werfen]:1. durch Ausübung von Druck von der Stelle bewegen, vor sich her bewegen, irgendwohin bewegen:
einen Kinderwagen schieben;
den Tisch ans Fenster schieben;
die Lokomotive schob den Waggon auf ein Nebengleis;
unser Auto sprang nicht an, also mussten wir schieben;
die Brille auf die Stirn, den Hut in den Nacken schieben;
sie schob die Büroklammern auf einen Haufen;
den Einkaufswagen durch den Supermarkt schieben;
den Schrank in die Ecke schieben;
den Kuchen (das Blech mit dem Kuchen) in den Ofen schieben;
die Vase weiter nach rechts, nach vorn schieben;
die Kiste über den Flur schieben;
den Riegel vor die Tür schieben;
fest, kräftig schieben;
Der Abbé ist unrasiert und schiebt ein Fahrrad (Koeppen, Rußland 12);
Mit der rechten Hand schob sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn (Sebastian, Krankenhaus 15);
Ich schob einige Zeitungen beiseite und setzte mich aufs Sofa (Thor [Übers.], Ich 52);
jemandem eine schieben (umgangssprachlich; jemandem eine Ohrfeige geben: Siegfried … schob mir über das Gartentor eine, dass mir der Schädel dröhnte [Lentz, Muckefuck 74]).
2. irgendwohin tun, ↑ "stecken" (1 a):
Kuchen in den Mund schieben;
die Hände in die Manteltaschen schieben (stecken);
(Fußballjargon:) der Stürmer schob den Ball ins Tor;
Ü einen Verdacht von sich schieben;
Behutsam schob er die Hände unter das Kind und nahm es auf (Apitz, Wölfe 252).
3.
a) durch Schieben (1) jemanden irgendwohin drängen:
die Mutter schiebt die Kinder hastig aus dem Zimmer, in den Zug;
(Fußballjargon:) er versuchte zu köpfen, wurde aber von hinten geschoben;
Ü sie muss immer geschoben werden (umgangssprachlich; tut nichts von sich aus);
b) sich mit leichtem Schieben (1) durch etwas hindurch oder in etwas hineinbewegen, sich ↑ "drängen" (2 b):
sich durch den Strom der Passanten schieben;
die Menge schiebt sich durch die Straßen;
ich schob (zwängte) mich in die Kirchenbank;
sich in den Vordergrund zu schieben versuchen;
Sie schoben sich durch das Gewühl der Reisenden (Fallada, Herr 114);
Ein blondes Jüngelchen in schwarzem Anzug schob sich durch die Tür (Sebastian, Krankenhaus 125);
c) sich wie gleitend [vorwärts] bewegen [und allmählich irgendwohin gelangen]:
ihr Rock schob sich in die Höhe;
eine Kaltfront schiebt sich über Mitteleuropa;
(Sportjargon:) der Läufer schob sich im Wettkampf an die Spitze des Feldes, auf den 2. Platz, in die führende Position, nach vorn;
Ganz langsam schiebt sich das Schiff durch die … Fahrrinne (Bamm, Weltlaterne 117);
Berge, über deren Gipfel sich weißgraue Wolken schieben (a & r 2, 1997, 82).
4. jemanden, etwas für etwas Unangenehmes verantwortlich machen:
die Missstände auf die Partei schieben;
sie schob ihre Kopfschmerzen auf den Föhn.
5. (salopp)
a) träge, lässig gehen:
er schob durchs Zimmer, um die Ecke;
b) (seltener) ↑ "Schieber" (5) tanzen:
er schob mit ihr über das Parkett;
Sie schieben gut, es ist ein Vergnügen, ihnen zuzusehen (Th. Mann, Unordnung 700).
6. [unter Einfluss der Gaunersprache] (salopp) gesetzwidrige Geschäfte machen, auf dem schwarzen Markt mit etwas handeln:
Devisen schieben;
mit Zigaretten, Kaffee, Rauschgift schieben;
er hat nach dem Krieg geschoben;
Auch schob sie über dritte Hand Traktorenersatzteile gegen Frischgemüse (Grass, Butt 638).
7. (Skat) (beim Schieberamsch) den Skat nicht aufnehmen, sondern ihn, ohne hineingesehen zu haben, weitergeben:
ich schiebe;
schiebst du schon wieder?
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: schieben