Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
scheinen
schei|nen [mittelhochdeutsch schīnen, althochdeutsch scīnan, ursprünglich = (stumpf) glänzen, schimmern]:1. a) (von Lichtquellen) anhaltend Licht ausstrahlen und irgendwohin gelangen lassen:
ein Licht, eine Laterne schien durch die Büsche;
Die Sonne scheint uns ins Gesicht und auf den bloßen Oberkörper (Grzimek, Serengeti 61);
Der Mond schien durch die Scheiben (Bieler, Bonifaz 185);
b) (von Gestirnen) sichtbar am Himmel stehen und [in einer bestimmten Weise] Licht ausstrahlen:
die Sonne scheint schon seit Wochen mit ungebrochener Kraft;
am hellsten [von allen Sternen] schien die Venus;
An diesem Septembertag schien keine Sonne, es war grau verhangen und ziemlich kalt (Thor [Übers.], Ich 39);
aber dann scheint der Mond so schön (Bieler, Bonifaz 206);
c) (von Licht) auftreffen, einfallen; ↑ "fallen" (7 b):
das grelle Scheinwerferlicht schien ihr direkt in die Augen, ins Gesicht;
… nur das nackte weiße Licht des Mondes … schien auf die Toten (Ott, Haie 108);
Die Helle des abnehmenden Monds … schien ratlos auf jedes Ding (Gaiser, Jagd 82);
d) (selten) ↑ "glänzen" (b):
das Blech schien in der Sonne.
2. einen bestimmten Eindruck erwecken, den Anschein haben:
seine Erklärung scheint mir plausibel;
neben den Wolkenkratzern schien (↑ {{link}}wirkte{{/link}} [4]) die Kathedrale geradezu winzig;
er bemühte sich, ruhig zu scheinen (↑ "erscheinen" [3]);
die Straßenbäume schienen an uns vorbeizuhuschen;
sie scheint zu schlafen;
die Zeit schien stillzustehen;
er scheint arm, zufrieden, krank zu sein;
er scheint es nicht gewusst zu haben;
es scheint, dass es nicht nur um einfache Differenzen geht;
uns scheint [es], dass dies mit Absicht geschah;
mir scheint, mir will scheinen, er hat Recht;
Die deutschen Arbeiter … stiegen fast sämtlich in Führungspositionen auf, die vor der Ankunft der unfreien Arbeiter unerreichbar schienen (Woche 3. 7. 98, 34);
und dieser Superlativ scheint auch gar nicht unangebracht (Gast, Bretter 123);
Das Massenmedium Internet scheint beschlossene Sache (Woche 20. 12. 96, 23);
mit Rufen und Klopfen … durfte er mir nicht kommen, ohne ein Bauer zu scheinen (Muschg, Sommer 27);
Wie lange das schon her scheint, und es sind doch erst ein paar Tage (Fallada, Herr 191);
Ich musste ihn ja nicht einweihen … in das, was wirklich ist und was nur so scheint (Bachmann, Erzählungen 116);
am liebsten, so scheint es, würde man ihn nicht in das gelobte Land führen (Koeppen, Rußland 155);
jeder Schritt schien ihm wehzutun (Ott, Haie 189);
Und es schien, dass fast alle seine Landsleute ihm zustimmten (Dönhoff, Ära 122);
Und fast will es scheinen, als sei er zu dem Ergebnis gekommen, dass … (Reich-Ranicki, Th. Mann 32);
Im Moment scheint es uns besser, wenn du mal allein zu Clara gehst (Theisen, Festina 56);
scheints (besonders süddeutsch, schweizerisch, sonst landschaftlich; anscheinend, allem Anschein nach: Der Trainer, dessen Kommen, scheint's, nicht einmal die Hunde bemerkt haben [Frischmuth, Herrin 84]).
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