Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Rolle
Rọl|le, die; -, -n [mittelhochdeutsch rolle, rulle, ursprünglich = kleines Rad, kleine Scheibe oder Walze (in der Kanzleisprache = zusammengerolltes Schriftstück) < altfranzösisch ro(l)le (= französisch rôle) = Rolle, Liste, Register < (spät)lateinisch rotulus, rotula = Rädchen; Rolle, Walze, Verkleinerungsform von: rota = Rad, Scheibe]:1. a) etwas Walzenförmiges, zu einer Walze (länglich mit rundem Querschnitt) Zusammengerolltes oder -gewickeltes:
eine Rolle Toilettenpapier, Raufasertapete, Garn, Drops;
eine Rolle verzinkter Draht/(gehoben:) verzinkten Drahtes;
die abgespulte Rolle ersetzen;
kann ich die Rolle (Garnrolle) haben, wenn das Garn alle ist?;
aus dem Teig eine Rolle formen;
das Geld wird in Rollen verpackt;
Zeitungspapier in mannshohen Rollen;
den Faden von der Rolle abspulen;
ein Blatt zu einer Rolle zusammendrehen;
Der Architekt brachte viele Rollen mit, Blaupausen (Lentz, Muckefuck 70);
b) Kugel, Walze, Rad, [mit einer Rille versehene] Scheibe, worauf etwas rollt oder gleitet:
unter dem Sessel sitzen vier Rollen aus Stahl;
ein Fernsehtisch, Teewagen auf Rollen;
das Seil des Flaschenzugs läuft über Rollen;
für einen Vorhang brauchen wir ungefähr 20 Rollen (Gardinenröllchen).
2. (landschaftlich) 2"Mangel":
die Wäsche in die, zur Rolle geben;
jemanden durch die Rolle drehen (2"Mangel").
3. a) (Turnen) Übung (am Boden, Barren, Schwebebalken o. Ä.), bei der der Körper vor- oder rückwärts um die eigene Querachse gedreht wird:
eine Rolle [vorwärts, rückwärts] machen, ausführen;
b) (Kunstfliegen) Figur, bei der sich das Flugzeug um seine Längsachse dreht:
eine Rolle fliegen.
4. (Radsport) leicht drehbare, hinten am Motorrad des Schrittmachers an einem Gestell befestigte Walze, die dem Radfahrer dichtes Mitfahren im Windschatten ermöglicht:
an der Rolle fahren;
von der Rolle sein, kommen (umgangssprachlich; nicht mehr mithalten können, den Anschluss verlieren);
jemanden von der Rolle bringen (umgangssprachlich; dafür sorgen, dass jemand nicht mehr mithalten kann).
5. a) [nach dem ursprünglich auf Schriftrollen aufgezeichneten Probentext] von einem Schauspieler zu verkörpernde Gestalt:
eine wichtige, tragende, unbedeutende, kleine Rolle;
die Rolle liegt ihm;
die Rolle der Julia ist ihr auf den Leib geschrieben;
diese Rolle ist falsch besetzt worden;
seine Rolle gut, schlecht spielen;
die Rolle des jugendlichen Liebhabers spielen;
man übertrug ihm die Rolle des Hamlet, besetzte die Rolle des Hamlet mit ihm;
er hat in dem Film eine Rolle als Detektiv;
sie hat ihre Rolle (den Rollentext) schlecht gelernt;
an einer Rolle (an der schauspielerischen Verkörperung einer Rolle) arbeiten, feilen;
für welche Rolle bist du vorgesehen?;
eine Besetzung für eine Rolle suchen, finden;
er muss in diese schwierige Rolle erst hineinwachsen;
die Schauspielerin war eins mit ihrer Rolle, konnte sich mit ihrer Rolle völlig identifizieren;
ein Stück mit verteilten Rollen lesen;
Ü wir begnügen uns mit der Rolle des Zuschauers;
das Schicksal hatte ihm eine andere Rolle zugedacht;
b) Stellung, [erwartetes] Verhalten innerhalb der Gesellschaft:
anerzogene Rollen;
die soziale Rolle;
die Rolle der Frau in Vergangenheit und Gegenwart;
die führende Rolle der Partei;
eine öffentliche Rolle übernehmen;
die Rollen in der Gesellschaft vertauschen;
er fühlte sich seiner Rolle als Vermittler nicht mehr gewachsen;
wie fühlst du dich in deiner neuen Rolle, in der Rolle des Chefs?;
…, dass ein Mensch erst durch das Etikett »Behinderter« in seine Rolle gedrängt wurde, die er dann gezwungenermaßen annimmt (Zivildienst 2, 1986, 11);
[gern] eine Rolle spielen mögen/wollen (großes Geltungsbedürfnis haben);
bei etwas eine Rolle spielen (an einer Sache in bestimmter Weise teilhaben, mitwirken);
[k]eine Rolle [für jemanden, etwas/bei jemandem, einer Sache] spielen ([nicht] wichtig, [un]wesentlich [für jemanden, etwas] sein: das spielt doch keine Rolle!; es spielt kaum eine Rolle, ob er auch kommt; die größte Rolle spielt für ihn, was die anderen dazu sagen; Geld spielt [bei ihr, dabei] keine Rolle; In allen Büchern, die er später schrieb, spielt die Esserei eine beträchtliche Rolle [Loest, Pistole 69]);
seine Rolle ausgespielt haben (seine Stellung, sein Ansehen verlieren);
aus der Rolle fallen (sich unpassend, ungehörig benehmen; vor anderen etwas sagen oder tun, was Missfallen erregt, weil es nicht dem erwarteten Verhalten entspricht; ursprünglich von einem Schauspieler, der die entsprechende Stelle in seiner Textrolle nicht findet);
sich in seine Rolle finden (gehoben; sich mit seiner Lage und Stellung abfinden, mit den gegebenen Verhältnissen fertigwerden);
sich in seiner Rolle gefallen (gehoben; sich auf seine Stellung und seinen Einfluss etwas einbilden);
sich in jemandes Rolle versetzen [können] (sich in jemandes Lage hineindenken [können]).
6. (Bergmannssprache) Rollloch.
7.jemanden auf der Rolle haben (umgangssprachlich; jemanden auf dem Kieker haben; vielleicht zu »Rolle« in der veralteten Bedeutung »Verzeichnis, Liste« oder bezogen auf die Rolle am Flaschenzug: Schon lange hatte die Stasi den unbequemen Kirchenmann auf der Rolle, er war überfällig [Spiegel 39, 1983, 44]).
8.auf die Rolle gehen (umgangssprachlich; eine Zechtour o. Ä. machen: Abends geh'n sie auf die Rolle [Spiegel 2, 1991, 100]);
auf der Rolle sein (umgangssprachlich; auf einer Zechtour o. Ä. sein: Mit 51 Jahren hat Rau geheiratet, und das ändert eine ganze Menge für einen, der samstags gern »auf der Rolle« war [Spiegel 19, 1990, 69]).
9. (Seemannssprache) Plan für die Verteilung bestimmter wiederkehrender Arbeiten an die Besatzung eines Schiffes.
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