Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
postulieren
pos|tu|lie|ren [lateinisch postulare, wohl zu: poscere = fordern, verlangen, verwandt mit ↑ "forschen"]:1. (bildungssprachlich) fordern, unbedingt verlangen, für notwendig, unabdingbar erklären:
die in der Verfassung postulierte Gleichberechtigung der Frau;
Bereits in seinen frühen Arbeiten postulierte und verteidigte er die kritische, moralische und didaktische Aufgabe der Literatur (Reich-Ranicki, Th. Mann 44);
die postulierte Freiheit von Forschung und Lehre gerät zum leeren Schlagwort (Westd. Zeitung 12. 5. 84, o. S.)
2. (bildungssprachlich) etwas (mit dem Anspruch, es sei richtig, wahr) feststellen, behaupten; als wahr, gegeben hinstellen:
damals haben Regierung und Bundestag postuliert, der Westen sei noch nicht stark genug, um in Deutschlandverhandlungen einzutreten (Augstein, Spiegelungen 87);
Entgegen den Rassenlehren seiner Zeit postulierte Boas, eine Unterscheidung zwischen »primitiven« und »hoch entwickelten« Gesellschaften sei blanker Unsinn (Woche 19. 12. 97, Extra 4);
Da werden auf Grund der Konstitution Grundtypen des Menschen mit deren vermeintlich dazugehörenden Charakterzügen postuliert (Hamburger Rundschau 15. 3. 84, 6).
3. (Philosophie) etwas zum ↑ "Postulat" (3) machen; etwas, ohne es beweisen zu können, vorläufig als wahr, gegeben annehmen:
die Unsterblichkeit der Seele postulieren.
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