Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
ob
1ọb [bayrisch, österreichisch: o:p] [mittelhochdeutsch ob(e), althochdeutsch obe, Herkunft ungeklärt]:1. leitet einen indirekten Fragesatz, Sätze, die Ungewissheit, Zweifel ausdrücken, ein:
er fragte sie, ob sie noch käme;
ich weiß nicht, ob die Zeit dafür noch reicht;
sie will wissen, ob es geklappt hat;
ob es wohl regnen wird?;
ob das wahr ist, bleibt dahingestellt;
Darum ging es hauptsächlich: Ob er nicht etwas zum Kostgeld zusteuern könne (Kühn, Zeit 55);
Der Präsident kommt nie nach halb neun. Ob du ihn mal anrufst? (ruf ihn doch vielleicht mal an!; Bieler, Mädchenkrieg 433).
2. in Verbindung mit »als« zur Einleitung einer irrealen vergleichenden Aussage; vgl. 1"als" (4).
3. (veraltend) in Verbindung mit »auch«; selbst wenn:
er will es so, ob es ihm auch schadet;
Soldaten …, die nichts mehr kennen als blinden Gehorsam, ob er auch in den Tod führt (Kaiser, Villa 27).
4. a) sei es [dass]:
sie mussten sich fügen, ob es ihnen passte oder nicht;
Ob große Teile des kostbaren Wassers dabei verdampfen oder die künstlichen Felder versalzen – Saudi-Arabien will weiter den Weg zum Agrarexportland beschreiten (natur 2, 1991, 25);
b) als Wortpaar; sei es, es handele sich um … oder um …:
ob Arm, ob Reich, ob Mann, ob Frau, alle waren betroffen;
Ungenützter organischer Abfall wird in den nächsten Jahrzehnten Dienste tun müssen, ob als Arzneimittelgrundlage, ob als Treibstoff, ob als Baumaterial (Augsburger Allgemeine 27./28. 5. 78, 5).
5. in Verbindung mit »und« zum Ausdruck einer selbstverständlichen Bejahung, Bekräftigung:
»Kommst du mit?« – »Und ob!«;
»Ich denke, er war Kommunist?« – »Und ob!«, bestätigte Diels (Bieler, Bär 404);
Und ob wir daran geglaubt haben – mit allem, was dazugehört (Spiegel 13, 1975, 110).
2ọb [bayrisch, österreichisch: o:p] [mittelhochdeutsch ob(e), althochdeutsch oba, verwandt mit 1"auf"]:
1. (gehoben veraltend) wegen, über:
sie fielen ob ihrer sonderbaren Kleidung auf;
er war ganz gerührt ob solcher Zuneigung;
Lydia … begann sogar, ihm ob seiner Weigerungen zu schmollen (Norfolk, Lemprière [Übers.] 432);
so erhob sich allgemeines Wehgeschrei ob der hereinbrechenden Veränderung (Dönhoff, Ostpreußen 97);
die Teefrau … rümpfte die Nase ob des Spiritusgeruchs (Hahn, Mann 168);
Die überbelasteten Düsseldorfer Kriminalbeamten waren ob der unbürokratischen Hilfe dankbar (Prodöhl, Tod 171);
Sergeant Whistler, verärgert ob so viel Verständnislosigkeit … (Heym, Schwarzenberg 186);
K Den Graus der Nacht ob dem eigenen Elend vergessend, hörte man sie grollen und klagen über ihr Missgeschick (Gotthelf, Spinne 46).
2. (schweizerisch, sonst veraltet) 1"über" (1 a), oberhalb von:
ob dem Podium;
Gesamtsanierung des hoch ob Küsnacht gelegenen Krankenheims Bethseda (NZZ 30. 1. 93, 38);
K Ob dem Altar hing eine Mutter Gottes (Schiller, Piccolomini III, 3).
3. 1"über" (2 c); bei:
habt mir so manche Postill' und Bibelbuch an den Kopf gejagt, wenn Ihr mich ob dem Beten ertapptet (Schiller, Räuber V, 1).
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