Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
nun
1nun [mittelhochdeutsch nū̆(n), althochdeutsch nū̆, wahrscheinlich ablautend verwandt mit ↑ "neu"; vgl. griechisch ný, nỹn = jetzt]:1. bezeichnet die Gegenwart bzw. beim Erzählen einen vom Sprecher, von der Sprecherin als gegenwärtig gesetzten Zeitpunkt, zu dem etwas eintritt, einsetzt; 1"jetzt" (1):
nun bist du an der Reihe;
nun wirds aber Zeit!;
ich muss nun gehen;
von nun an waren sie Freunde;
nun, wo ich die Zusammenhänge kenne …;
Ab nun, so fürchten Akteure wie Beobachter, ist lösungsorientierte Politik in Deutschland … ausgesetzt (profil 39, 27. 9. 93, 76);
nun und nimmer[mehr] (veraltet; niemals).
2. bezeichnet den gegenwärtigen oder einen vom Sprecher als gegenwärtig gesetzten Zeitpunkt mit seinen durch ein vorausgegangenes Geschehen bestimmten Gegebenheiten, die jemandes Handeln, Zustand o. Ä. bedingen; unter diesen Umständen:
ich darf nun nicht länger zögern;
was nun? (was können wir in dieser Situation tun?);
was sagst du nun? (umgangssprachlich; das hättest du wohl nicht erwartet!);
nun gerade! (jetzt erst recht!);
bist du nun zufrieden? Bin ich entlastet nun? (Grass, Butt 134).
3. bezeichnet den gegenwärtigen oder einen vom Sprecher oder von der Sprecherin als gegenwärtig gesetzten Zeitpunkt, zu dem ein bestimmter Vorgang als abgeschlossen oder ein früher eingetretener Zustand als noch bestehend deklariert wird; inzwischen, mittlerweile:
sie hat sich nun anders besonnen;
die Lage hat sich nun stabilisiert;
Da wurde ihm mitgeteilt, dass seine leiblichen Geschwister nun alle bis auf eines von dem Dorfe weggegangen seien (Kühn, Zeit 55).
4. bezeichnet die gegenwärtige oder eine vom Sprecher, von der Sprecherin als gegenwärtig gesetzte Zeit, sofern sie sich in bestimmter Hinsicht gegen die Vergangenheit abhebt; ↑ "heute" (2), heutzutage:
vor Jahren Wüste, nun blühendes Land.
2nun [zu: 1"nun"]:
1. drückt im Aussagesatz einen Gegensatz zwischen Erwartung und eingetretener Wirklichkeit, zwischen Behauptung und tatsächlichem Sachverhalt o. Ä. aus; aber, jedoch:
inzwischen hat sich nun herausgestellt, dass …
2. schließt in einer Entscheidungsfrage eine negative Antwort ein [und soll dem Gesprächspartner eine solche suggerieren]; etwa, vielleicht:
hat sich das nun gelohnt?;
hältst du das nun für richtig?
3.
a) drückt in Aussagesätzen, meist in Verbindung mit »[ein]mal«, die Einsicht in einen Tatbestand aus, der für unabänderlich gehalten wird; eben, halt:
siehst du, so ist das nun;
das liegt ihm nun mal nicht;
b) in Aussagesätzen in Korrelation zu vorangehendem »da« als Ausdruck der Ratlosigkeit, Resignation o. Ä.:
da stehe ich nun und weiß nicht weiter;
da hat man sich nun geplagt, und es war umsonst.
4. dient in Verbindung mit bestimmten Modaladverbien oder -partikeln der Nachdrücklichkeit:
worüber warst du nun denn eigentlich so bekümmert?;
muss das nun ausgerechnet jetzt sein?;
solche Zweifel waren nun doch wirklich unberechtigt;
das konnte man nun keineswegs Unverstand nennen (H. Kolb, Wilzenbach 84);
»Trinkt sie viel?« – »So viel nun auch nich' …« (Schmidt, Strichjungengespräche 94).
5. leitet in isolierter Stellung am Satzanfang eine als wichtig erachtete Aussage, eine Folgerung, eine resümierende Feststellung o. Ä. ein oder bildet den Auftakt zu einer situationsbedingten Frage; also:
nun, dem ist leicht abzuhelfen;
nun, darüber ist man sich einig;
nun, wie stehts?;
nun? Was sagen Sie dazu?;
(als Ausdruck der Beschwichtigung oder des Einwandes:) nun, nun! So schlimm wirds doch nicht sein!;
nun, nun, was tun Sie denn da!;
nun denn! (also, dann wollen wir beginnen!);
nun denn, viel Spaß!;
nun denn, zum Wohl!;
nun gut, schön! (meinetwegen, einverstanden!);
nun ja (als Ausdruck zögernden Einverständnisses, Eingeständnisses; na ja).
6. situationsbedingt emotional verstärkend als Ausdruck der Ungeduld, Befürchtung, Enttäuschung o. Ä.:
kommst du nun mit oder nicht?;
Ist Hansi nun in Travemünde? (Prodöhl, Tod 57);
Wenn sie das nun dem Schieber vorgelesen hat! (Remarque, Obelisk 52);
Mit so was ist man nun verheiratet (Remarque, Obelisk 332).
7. dient [einräumend] der Verknüpfung und Weiterführung der Rede:
nun muss man hinzufügen, dass sie es nicht gern getan hat;
dieses Kind nun verlief sich eines Tages im Wald.
3nun [zu: 1"nun"] (gehoben veraltend):
1. nachdem, da:
Nun das Buch abgeschlossen ist, soll mein ausdrücklicher Dank … an seinem Schluss stehen (Frisch, Homo 291 [Nachwort]).
2. als:
nun sie es erfuhr, war es zu spät.
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