Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Not
Not, die; -, Nöte [mittelhochdeutsch, althochdeutsch nōt, Herkunft ungeklärt]:1. besonders schlimme Lage, in der jemand dringend Hilfe braucht:
große Not;
jemandem in der Stunde der Not helfen;
Rettung aus, in höchster Not;
sie waren in diesem Moment wirklich in Not (befanden sich in einer Notsituation);
R Not lehrt beten (wenn man in Not ist, erinnert man sich an die Hilfe des Gebets); [da, jetzt, bei ihm, ihr usw. ist] Holland in Not (oft ironisch; es steht schlimm, es herrscht Ratlosigkeit); wenn die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten (Ermunterung, auch unter schwierigsten Umständen nicht zu verzweifeln und auf Gott zu vertrauen);
in Not und Tod (gehoben; auch unter schwierigsten Umständen, in größter Gefahr).
2. Mangel an lebenswichtigen Dingen; Elend, äußerste Armut:
unverschuldete, wirtschaftliche Not;
in dem Land herrscht bittere, große Not;
die, jemandes Not lindern;
(gehoben:) Not [und Mangel] leiden;
die Not leidende Bevölkerung;
die Not Leidenden umsorgen;
er kennt keine Not (ihm geht es wirtschaftlich gut);
aus Not stehlen;
jemandem [mit etwas] aus der Not helfen;
in Not geraten, leben, sein;
Die Welt hallt wider von dem Geschrei über die menschliche Not in den Entwicklungsländern (Gruhl, Planet 263);
Not hatten wir Landwirte … keine (Wimschneider, Herbstmilch 102);
… musste er einen Weg finden, um den Not leidenden Familien der Verurteilten mit gesammeltem Geld beizustehen (Kühn, Zeit 94);
Ü Die Not leidende Bauwirtschaft wird kaum … alle Entlassenen wieder einstellen (Spiegel 7, 1985, 22);
R Not macht erfinderisch (wenn wichtige Dinge fehlen, hat man Ideen, wie man sich ohne sie helfen kann); Not kennt kein Gebot (wenn man Not leidet, setzt man sich leichter über [Moral]gesetze hinweg); in der Not frisst der Teufel Fliegen (umgangssprachlich; wenn man überhaupt nichts hat, begnügt man sich mit Dingen, die man sonst verschmäht).
3.
a) durch ein Gefühl von Ausweglosigkeit, durch Verzweiflung, Angst gekennzeichneter seelischer Zustand, unter dem der davon Betroffene sehr leidet; Bedrängnis:
innere, seelische Not;
jemandem seine Not klagen;
in ihrer Not wusste sie sich nicht anders zu helfen;
b) belastendes [Not (3 a) verursachendes] Problem; Schwierigkeit, Sorge:
Ängste und Nöte;
die Nöte des Alltags, des kleinen Mannes;
in [höchsten, tausend] Nöten sein (große Schwierigkeiten, viele Sorgen haben).
4. durch etwas, jemanden verursachte Mühe:
Not haben, etwas zu tun;
seine [liebe] Not mit jemandem, etwas haben (mit jemandem, etwas große Schwierigkeiten, viel Mühe haben);
die Mutter hatte oft ihre Not, die Kleinen ins Bett zu bringen (H. Kolb, Wilzenbach 98);
mit knapper/(seltener:) genauer Not (nur mit Mühe; gerade noch: Ehe drei Jahre um sind, … ist der Vater mit knapper Not dem Todesurteil entronnen [Sieburg, Robespierre 49]; der Hilfslehrer habe … mit genauer Not ein Kind aus einem Moor … gezogen [Th. Mann, Hoheit 55]);
ohne Not (ohne Schwierigkeiten, ohne Weiteres).
5. (veraltend) äußerer Zwang, Notwendigkeit, Unvermeidlichkeit:
tun, was die Not gebietet;
damit hat es keine Not (das ist nicht dringend, das eilt nicht);
R der Not gehorchend [nicht dem eignen Trieb(e)] (gehoben; notgedrungen; nach Schiller, Die Braut von Messina, ↑ "Vers" 1);
wenn, wo Not am Mann ist (wenn, wo etwas [Bestimmtes] dringend getan werden, geschehen muss; wenn jemand gebraucht wird, der mithilft: dann hab ich immer Urlaubsvertretung gemacht, … wenn Not am Mann ist, mach ich das eben [Aberle, Stehkneipen 31]);
aus der Not eine Tugend machen (eine missliche Situation zu seinem Vorteil nutzen; nach dem Kirchenvater Hieronymus, Epistolae 54,6: »fac de necessitate virtutem«);
ohne Not (gehoben; ohne dazu gezwungen zu sein, ohne zwingenden Grund: Niemand nimmt sich ohne Not das Leben [Remarque, Westen 176]);
zur Not (wenn es nicht anders geht: zur Not könnten wir die Bildhauerarbeiten anderswo bestellen [Remarque, Obelisk 114]).
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