Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
noch
1nọch [mittelhochdeutsch noch, althochdeutsch noh, aus: nu (1"nun") und -h (in Zusammensetzungen) = auch, und, eigentlich = jetzt auch]:1. a) drückt aus, dass ein Zustand, Vorgang weiterhin anhält [aber möglicherweise bald beendet sein wird]:
sie ist noch wach, krank;
du bist noch zu jung dafür;
er war damals noch hier;
ein noch ungelöstes Problem;
wir sind noch weit vom Ziel entfernt;
das gibt es noch heute/heute noch;
er hat [bis jetzt] noch immer, jedes Mal, nie gewonnen;
es regnet kaum noch (fast nicht mehr);
noch regnet es nicht (betont, meist in Spitzenstellung; es regnet jetzt noch nicht, aber [vielleicht, wahrscheinlich] bald);
b) (unbetont, in Verbindung mit einer Mengenangabe o. Ä.) drückt aus, dass es sich um etwas handelt, was von etwas übrig geblieben ist:
ich habe [nur] noch zwei Euro;
es dauert jetzt noch fünf Minuten.
2. a) bevor etwas anderes geschieht:
ich mache das noch fertig;
ich muss erst noch duschen;
ich möchte [bevor du gehst] noch etwas fragen;
b) drückt aus, dass etwas nach der Überzeugung des Sprechers, der Sprecherin (zu einem unbestimmten Zeitpunkt) in der Zukunft eintreten wird; irgendwann später einmal, zu gegebener Zeit; schließlich:
er wird noch kommen;
vielleicht kann man es noch mal gebrauchen;
c) wenn nichts geschieht, es zu verhindern; womöglich [sogar]:
du kommst noch zu spät [wenn du so trödelst];
er wird dich [womöglich] noch überrunden.
3. a) (in Verbindung mit einer Zeitangabe oder einer Ortsangabe, die eine Zeitangabe ersetzt) drückt aus, dass der genannte Zeitpunkt relativ kurz vor einem bestimmten anderen [an dem die jeweilige Situation entscheidend verändert ist] liegt:
gestern habe ich noch/noch gestern habe ich mit ihm gesprochen;
das hätte noch vor Jahresfrist niemand für möglich gehalten;
in Köln (als wir in Köln waren) lief der Motor noch einwandfrei;
b) (in Verbindung mit einer Zeitangabe oder einer Ortsangabe, die eine Zeitangabe ersetzt) räumt ein, dass es sich um einen den Umständen nach sehr frühen Zeitpunkt, sehr begrenzten Zeitraum handelt, und betont gleichzeitig die Zeit- bzw. Ortsangabe:
noch ehe er/ehe er noch antworten konnte, legte sie auf;
er wurde noch am Unfallort operiert;
c) drückt aus, dass ein bestimmtes Geschehen, ein Umstand einige Zeit später nicht mehr möglich [gewesen] wäre:
er hat seinen Urgroßvater noch gekannt;
dass er das noch erleben durfte!;
Ich hab' dich ja noch (schon) gekannt, wie du so klein warst (Chotjewitz, Friede 140);
d) drückt aus, dass der Endpunkt einer Entwicklung nicht erreicht ist, dass sich etwas im Rahmen des Akzeptablen, Möglichen o. Ä. hält, obwohl zum Gegenteil nur wenig fehlt:
das lasse ich mir [gerade] noch gefallen;
das geht noch;
er hat noch Glück gehabt;
das [allein] ist noch [lange] kein Grund;
das ist ja noch [ein]mal gut gegangen.
4. a) drückt aus, dass etwas [Gleiches] zu etwas anderem, bereits Vorhandenem hinzukommt, oft als Verstärkung anderer Adverbien (wie außerdem, zusätzlich, dazu):
dumm und dazu noch/n. dazu frech;
wer war noch da?;
er hat [auch, außerdem] noch ein Fahrrad;
er ist nebenbei noch Maler;
hinzu kommt noch, dass …;
noch [ein]mal so lang wie (doppelt so lang wie);
(betont:) was soll ich denn noch tun?;
noch und noch/(umgangssprachlich scherzhaft:) noch und nöcher (in großer Menge, Anzahl; in hohem Maße; sehr viel: er hat Geld noch und nöcher);
noch und nochmals/noch und noch einmal (immer wieder);
b) (in Verbindung mit einem Komparativ o. Ä.) betont den höheren Grad o. Ä.:
es ist heute noch wärmer als gestern;
(nachgestellt, gehoben:) sie ist schöner noch als Aphrodite.
5. (noch + so) verstärkt das folgende Wort und zeigt ein konzessives Verhältnis an:
er lacht über jeden noch so albernen Witz;
du kannst noch so [sehr] bitten, es wird dir nichts nützen.
6. dennoch:
Der Hund … sah mich mit bittenden Augen an, aber ich fürchtete mich, ihn mit mir zu nehmen. Noch nahm ich eins von den Gefäßen, das mit Edelsteinen angefüllt war, und steckte es zu mir (Tieck, Eckbert 15).
2nọch [mittelhochdeutsch noch, althochdeutsch noh, zusammengezogen aus: ne = nicht und ouh = auch, eigentlich = auch nicht]:
schließt in Korrelation mit einer Negation ein zweites Glied [und weitere Glieder] einer Aufzählung an; und auch nicht:
er kann weder lesen noch schreiben;
(gehoben:) sie hat keine Verwandten/nicht Verwandte noch Freunde;
nicht er noch seine Frau, noch seine Kinder;
sie tat es, ohne zu murren noch zu klagen.
3nọch :
1. drückt in Aussagesätzen eine Verstärkung aus, wobei der Sprecher andeutet, dass er eine Bestätigung, Zustimmung seines Gesprächspartners erwartet oder voraussetzt:
das ist noch Qualität;
auf ihn kann man sich noch verlassen.
2. drückt in Aussage- oder Ausrufesätzen eine gewisse Erregung o. Ä. aus, wobei der Sprecher seinen Gesprächspartner [mit drohendem Unterton] auf zu erwartende Konsequenzen in Bezug auf dessen Äußerungen, Handlungen o. Ä. hinweisen will:
das wirst du noch bereuen!;
der wird sich noch wundern!
3. drückt in Aussagesätzen oder [rhetorischen] Fragesätzen Empörung, Erstaunen o. Ä. aus (oft in Verbindung mit 3{{link}}»doch«{{/link}}):
man wird [doch] noch fragen dürfen;
da kannst du noch lachen?
4. drückt in Aussagesätzen aus, dass der Sprecher einen Sachverhalt o. Ä. als nicht schwerwiegend, als etwas nicht besonders Beachtenswertes o. Ä. ansieht (immer in Verbindung mit einer Negation):
das kostet noch keine fünf Euro;
das dauert noch keine zehn Minuten.
5. 3"doch" (4):
wie hieß er noch gleich?;
wie war das noch?
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: noch