Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Mund
1Mụnd, der; -[e]s, Münder, selten auch: -e, Münde [mittelhochdeutsch munt, althochdeutsch mund]:1. a) durch Unter- und Oberkiefer gebildete, durch die Lippen verschließbare Öffnung im unteren Teil des menschlichen Gesichts, die zur Nahrungsaufnahme und zur Hervorbringung sprachlicher Laute dient:
ein großer, kleiner, schöner, weicher, voller, sinnlicher, hässlicher, schiefer, breiter, zahnloser, eingefallener, blasser, roter, lächelnder, schwellender Mund;
ein harter, spöttischer, bitterer Mund;
sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln;
der Mund des Kranken bewegte sich, öffnete sich, zuckte;
vor Staunen blieb ihr der Mund offen stehen;
sein Mund ist für immer verstummt (gehoben veraltend; er ist gestorben);
den Mund öffnen, schließen, spitzen, [zu einer Grimasse, vor Schmerz] verziehen, zusammenkneifen, aufmachen, aufreißen;
den Mund abwischen, [aus]spülen;
sie küsste seinen Mund;
sie hielt ihm den Mund zu;
er hat sich mit der heißen Suppe den Mund verbrannt;
stopf dir doch den Mund nicht so voll! (umgangssprachlich; iss nicht so gierig!);
einige Mund voll Kartoffelbrei essen;
er küsste sie auf den Mund;
sie legte den Finger auf den Mund;
aus dem Mund riechen (einen üblen Mundgeruch haben);
das höre ich aus deinem Mund (von dir) zum ersten Mal;
das Kind steckt den Daumen in den Mund;
mit offenem Mund (erstaunt) zuhören;
man spricht nicht mit vollem Mund;
mit leicht geöffnetem, geschlossenem Mund;
sie hat einen herben Zug um den Mund;
der Verunglückte wurde von Mund zu Mund beatmet;
der Kranke hatte Schaum vor dem Mund;
er führte dem Kranken den Löffel zum Mund;
Ü sie hat vier hungrige Münder zu stopfen (umgangssprachlich; vier Kinder zu versorgen);
der metallene Mund der Glocken;
Ihre geschminkten Münder bewegten sich eilfertig (Rolf Schneider, November 235);
Gerda Kiffke zieht den Mund über ihre kurzen Zähne und bekommt Angst (Ossowski, Flatter 163);
Der ätzende Staub drang uns in die Münder (Lentz, Muckefuck 225);
Jetzt lag er mit offenem Mund auf dem Rücken (Springer, Was 7);
man habe es sich einfach nicht leisten können, zusätzliche Münder noch weiter durchzufüttern (Heym, Schwarzenberg 156);
R du hast wohl deinen Mund zu Hause gelassen! (scherzhaft; warum bist du hier bei anderen so schweigsam?); ein stummer Mund ist kein Zeuge (ein Toter kann nicht als Zeuge gegen jemanden auftreten);
jemandes Mund steht nicht still (umgangssprachlich; jemand hat unaufhörlich etwas zu erzählen);
den Mund nicht aufbekommen/aufkriegen (umgangssprachlich; nicht reden, sich zu etwas nicht äußern können);
den Mund [zu] voll nehmen (umgangssprachlich; großsprecherisch sein);
den Mund [nicht] aufmachen/auftun (umgangssprachlich; sich zu etwas [nicht] äußern; etwas/nichts sagen);
den Mund aufreißen/voll nehmen (umgangssprachlich; übertreiben und sich mit etwas wichtigtun);
Mund und Augen/Nase aufreißen/aufsperren (umgangssprachlich; fassungslos erstaunt sein);
einen großen Mund haben (umgangssprachlich; ein Prahler und vorlaut sein);
den Mund auf dem rechten Fleck haben (umgangssprachlich; schlagfertig sein);
den Mund halten (umgangssprachlich: 1. schweigen [und dabei etwas unterdrücken, was man sagen wollte]. 2. ein Geheimnis nicht verraten);
seinen Mund halten (umgangssprachlich; nichts von einer Sache verraten);
jemandem den Mund öffnen (jemanden zum Reden bringen);
sich den Mund fransig/fusselig reden (umgangssprachlich; lange [vergeblich] auf jemanden einreden);
jemandem [mit etwas] den Mund stopfen (umgangssprachlich; jemanden durch etwas zum Schweigen bringen);
jemandem den Mund verbieten (jemandem untersagen, seine Meinung zu äußern: Der Mann quengelte so lange über das Wetter, bis ihm Sellmann kurzerhand den Mund verbot [Bieler, Mädchenkrieg 130]);
sich den Mund verbrennen (umgangssprachlich; sich durch unbedachtes Reden schaden: Solange die Sache nicht über einen längeren Zeitraum geprüft worden ist, werde ich mir nicht den Mund verbrennen [Hörzu 14, 1983, 10]);
jemandem den Mund wässrig machen (umgangssprachlich; durch enthusiastische Schilderungen jemandes Verlangen nach etwas erregen);
sich den Mund wischen [können] (landschaftlich; im Unterschied zu anderen nichts erhalten, leer ausgehen);
an jemandes Mund hängen (1"Lippe" [1 a]);
nicht auf den Mund gefallen sein (umgangssprachlich; schlagfertig sein: so wurde die selbstsichere und keineswegs auf den Mund gefallene Studentin auch von jenen umgeben, die um ihre Hand anhielten [Reich-Ranicki, Th. Mann 240]);
wie auf den Mund geschlagen sein (umgangssprachlich; verblüfft, verwirrt, betroffen und deshalb sprachlos sein);
aus berufenem Munde (aus sicherer Quelle, von kompetenter Seite);
etwas, jemanden dauernd im Mund führen (etwas, jemandes Namen ständig im Gespräch erwähnen, als Wort gebrauchen: Dann einen, der nur noch Lästerreden im Munde führt [Strauß, Niemand 200]);
in aller Munde sein (sehr bekannt, populär sein: Er ist der berühmteste unter den Dichtern Kasachstans und heute dort in aller Munde [Berger, Augenblick 124]);
etwas in den Mund nehmen (etwas als Wort benutzen);
jemandem etwas in den Mund legen (1. jemanden bestimmte Worte sagen lassen. 2. jemanden auf eine bestimmte Antwort hinlenken. 3. jemandem etwas zuschreiben, was er nicht gesagt hat);
immer mit dem Mund vorneweg sein (umgangssprachlich; vorlaut sein);
jemandem nach dem/zum Munde reden (jemandem immer zustimmen, das sagen, was der andere gern hören will: Freundschaftliche … Zusammenarbeit bedeutet eben gerade nicht, dass der eine dem anderen nach dem Mund redet [W. Brandt, Begegnungen 159]);
jemandem über den Mund fahren (umgangssprachlich; jemandem das Wort abschneiden, jemandem scharf antworten: der Genosse Reinsiepe … wagte es, einem Manne wie diesem sowjetischen Major, einem Helden, der vielleicht den ganzen Weg von Stalingrad bis hierher nach Annaberg kämpfend zurückgelegt hatte, über den Mund zu fahren [Heym, Schwarzenberg 109]);
von Mund zu Mund gehen (durch Weitererzählen verbreitet werden);
sich etwas vom/(selten:) am Mund[e] absparen (sich etwas unter Opfern, durch persönliche Einschränkung ersparen);
K reinen Mund halten (ein anvertrautes Geheimnis nicht ausplaudern; eigentlich = den Mund nicht durch Verrat eines Geheimnisses beflecken: Jetzt wisst Ihr genug … Im Übrigen haltet reinen Mund und begegnet ihr unbefangen [C. F. Meyer, Amulett 34]);
b) (Zoologie) Mundöffnung.
2. (Bergmannssprache) Kurzform von ↑ "Mundloch".
2Mụnd, Mụnt, die; - [mittelhochdeutsch, althochdeutsch munt = (Rechts)schutz, Schirm]:
im germanischen Recht Gewalt des Hausherrn über die in der Hausgemeinschaft lebenden, von ihm zu schützenden Personen.
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