Maß
¹Maß, das; -es, -e [spätmittelhochdeutsch māʒ (Neutrum), vermischt aus mittelhochdeutsch māʒe (Femininum), althochdeutsch māʒa = Zu-, Angemessenes; Art und Weise; Mäßigung und mittelhochdeutsch meʒ (Neutrum) = Ausgemessenes, Richtung, Ziel; zu ↑ "messen"]:1. a) Einheit, mit der die Größe oder Menge von etwas gemessen wird; beim Messen geltende, verwendete Norm:
deutsche, englische Maße;
der Meter ist das Maß für die Bestimmung der Länge;
in anderen Ländern wird mit anderen Maßen gemessen, nach anderen Maßen gerechnet;
b) genormter Gegenstand (wie Metermaß, Litermaß) zum Messen von Größe oder Menge:
die Maße eichen lassen;
das Maß an etwas anlegen;
etwas mit einem Maß nachmessen;
Ü (gehoben:) das Maß unserer Leiden ist voll (Plievier, Stalingrad 272);
☆ ein gerüttelt Maß [an/von etwas] (gehoben; [bezogen auf etwas Negatives, auf etwas als unangenehm, als Zumutung Empfundenes] sehr, ziemlich viel; nach Lukas 6, 38: dazu gehört doch schon ein gerüttelt Maß [an/von] Unverschämtheit);
das Maß ist voll (die Geduld ist zu Ende, es ist genug);
das Maß vollmachen (über die Grenzen des Erlaubten, Erträglichen, Zumutbaren o. Ä. hinausgehen);
mit zweierlei Maß messen (unterschiedliche Maßstäbe anlegen; nicht nach objektiven Gesichtspunkten und daher ungerecht urteilen).
2. durch Messen festgestellte Zahl, Größe:
die Maße eines Zimmers, eines Fensters;
für die Anfertigung der Vorhänge brauchen wir die genauen Maße;
die Schneiderin hat bei ihr Maß genommen (die Körpermaße festgestellt);
sie hat ideale Maße (eine ideale, sehr gute Figur);
er hat für diese Sportart die idealen Maße (den idealen Körperbau);
die Sendung wurde auf Maß und Gewicht überprüft;
der Schrank wurde nach angegebenen Maßen gefertigt;
die Mannschaft hatte einen Auftakt nach Maß (wie man ihn sich nicht besser wünschen könnte);
Ich muss Ihre Maße wissen, weil ich doch Kleider für Sie kaufen muss (Simmel, Stoff 370);
wir können mit der Auslosung … zufrieden sein. Das ist wie nach Maß geschneidert (Kicker 6, 1982, 31);
☆ jemanden Maß nehmen (umgangssprachlich: 1. jemanden in scharfem Ton zurechtweisen. 2. jemanden gehörig verprügeln).
3. ↑ "Grad" (1 a), Ausmaß, ↑ "Umfang" (2):
im Essen, im Energieverbrauch Maß halten (Mäßigung üben);
er sollte seine Kritik auf ein erträgliches Maß reduzieren;
die Anschuldigungen gingen über das übliche Maß weit hinaus;
ein hohes, höheres, gewisses Maß an/von etwas;
das erforderliche Maß an etwas haben;
etwas auf sein normales Maß zurückführen;
sie hat das alles in vollem, in höchstem Maß[e] (ausgiebig, außerordentlich, sehr) genossen;
in demselben, im gleichen Maß[e] (ebenso) wie früher;
in besonderem, gewissem Maß[e] (besonders, in gewisser Weise);
in höherem, stärkerem Maß[e] (mehr, stärker), in zunehmendem Maße (immer mehr, immer stärker) als jemals;
Der Gesetzgeber muss … das erforderliche Maß an Ermessensfreiheit einräumen (Fraenkel, Staat 348);
Ihr Interessentenkreis sind vornehmlich die Künstler, aber auch in steigendem Maße die Sammler (Bild. Kunst III, 77);
☆ weder Maß noch Ziel kennen (maßlos sein, sich selbst keine Grenzen setzen);
ohne Maß und Ziel (maßlos und ohne Überlegung, ohne rechten Sinn);
in/mit Maßen (sehr maßvoll, gemäßigt; zu dem veralteten Femininum Maße: er isst und trinkt gern, aber immer in, mit Maßen);
über die/alle Maßen (gehoben; sehr, außerordentlich; überaus; zu dem veralteten Femininum Maße: die Prinzessin war über alle Maßen schön; Dann stand er neben seiner schönen Maschine, … über die Maßen schwitzend [Kronauer, Bogenschütze 258]).
²Maß, Mạss, die; -, -[en] [mittelhochdeutsch māʒe, ↑ ¹"Maß"] (bayrisch, österreichisch):
Menge von einem Liter Bier:
er hat zwei Maß Bier getrunken;
der Preis für eine Maß ist gestiegen.
³Maß, die; -, -en [Nebenform von ↑ ¹"Maße", spätmittelhochdeutsch māʒ (Femininum), Nebenform von māʒe, ↑ ¹"Maß"]:
↑ ¹"Maß":
Da hofft' ich aller meiner Sünden Vergebung reiche Maß zu finden (Goethe, Faust I, 3768 f.)