Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Manierismus
Ma|nie|rịs|mus, der; -, …men:1.
a) (Kunstwissenschaft) Stil im Übergang zwischen Renaissance und Barock, der durch eine Auflösung und Verzerrung der Formen der Renaissance, durch groteske Ornamentik, überlange Proportionen u. a. gekennzeichnet ist;
b) (Literaturwissenschaft) Stil der Übergangsphase zwischen Renaissance und Barock, der durch eine Verbindung von Ungleichartigem zu einer künstlichen Einheit, durch eine Sprache mit überreichen Metaphern, mythologischen Anspielungen u. a. gekennzeichnet ist;
c) Epoche des Manierismus (1 a, b):
Der Manierismus zählt zu den Lieblingsepochen der Kunstgeschichte unseres Jahrhunderts. Auch wenn ihn unmittelbar am Ende des »langen« 19. Jahrhunderts noch das Verdikt Heinrich Wölfflins traf, der ihn als »Entartung der Renaissance« stigmatisierte (Zeit 1. 10. 98, 55);
d) (Kunstwissenschaft, Literaturwissenschaft) in verschiedenen Epochen (z. B. Hellenismus, Romantik, Jugendstil, Hermetismus) dominierender gegenklassischer Stil.
2. manieristische Ausprägung, Form, Äußerung o. Ä.:
Wie würden Sie es denn sonst nennen? … Eine Angewohnheit, einen Manierismus, übernommen von denjenigen, die … (Kemelman [Übers.], Mittwoch 18);
… Plauderstil, der manchen angegrauten Manierismen zum Trotz immer noch mehr Spaß am Theater weckt (Westermanns Monatshefte 2, 1980, 29 [Zeitschrift]);
Kissin (= Pianist) bändigt das mit wundervoller Einsicht in Schumanns gebrochene Poesie. Er unternimmt Ausritte ins Extreme und landet doch nie im Manierismus der Brillanz (Zeit 14. 1. 99, 34).
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