Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Linie
Li|nie, die; -, -n [mittelhochdeutsch linie, althochdeutsch linna < lateinisch linea = (mit einer Schnur gezogene) gerade Linie; Faden, zu: lineus = aus Leinen, zu: linum = Leinen; Faden]:1. a) längerer, gerader oder gekrümmter (gezeichneter o. ä.) Strich:
mit dem Lineal eine Linie ziehen;
die Linien verwischen;
Briefpapier mit Linien (liniertes Briefpapier);
die Linien (leichten Einkerbungen) der Hand;
die Linien eines Spektrums (Physik; Spektrallinien);
Die mit Tinte gezogenen Linien liefen aus (H. Gerlach, Demission 81);
eine Linie ziehen/legen (Drogenjargon; Kokain zu sich nehmen, schnupfen; nach der Anordnung des Kokains in einer Linie: … während Paulin eine Linie Kokain zieht [Spiegel 1, 1991, 94]);
b) (Mathematik) zusammenhängendes, eindimensionales geometrisches Gebilde ohne Querausdehnung:
eine gerade Linie (Gerade);
c) (Sport) Markierungslinie, Begrenzungslinie:
(Zuruf beim Tennis, wenn der Ball die Linie berührt hat) Linie!;
der Torwart klebte auf der Linie;
den Ball über die Linie [ins Aus] schlagen;
die blaue, rote Linie (Eishockey; Drittel-, Mittellinie);
Auf der Linie des verlassenen Kölner Gehäuses klärte Cullmann (Kicker 6, 1982, 33);
d) (Seewesen) Kurzform von ↑ "Wasserlinie".
2. Umriss[linie], Kontur:
etwas tritt in scharfen Linien hervor;
auf die [schlanke] Linie (umgangssprachlich scherzhaft; Figur) achten;
Auch Ciny bleibt standhaft: Wegen der Linie (Figur; Freizeit Revue 33, 1976, 4 [Zeitschrift]).
3. a) gedachte, angenommene Linie, die etwas verbindet:
auf der Linie Freiburg–Basel;
b) (Seemannssprache) Äquator:
die Linie passieren, kreuzen;
c) (Schach) einer der acht senkrechten, ein Feld breiten Abschnitte des Schachbretts;
d) (Fechten) Kurzform von ↑ "Fechtlinie":
Linie bieten, geben;
Klinge in Linie.
4. Reihe:
eine Linie bilden;
in einer Linie stehen;
sich in einer Linie (nebeneinander) aufstellen;
in Linie (Militär, Sport; nebeneinander, Schulter an Schulter) antreten;
die Gebäude stehen in einer Linie (Fluchtlinie);
Linie halten (Druckwesen; eine gerade Zeile bilden: die Schrift hält [nicht] Linie).
5. a) (Militär) Front, Kampfgebiet mit den Stellungen der Truppen:
die feindlichen Linien durchbrechen;
in der vordersten, in vorderster Linie liegen, kämpfen;
Beim fünften Rückflug schleppte er seine Maschine gerade noch über die deutschen Linien und fiel mit brennenden Motoren in die Steppe (Loest, Pistole 92);
in vorderster Linie stehen ([im Kampf um, gegen etwas] im Vordergrund, mit an der Spitze stehen);
b) (Militär) in gleichmäßigen Abständen nebeneinander aufgestellte Truppen;
c) (Militär früher) Truppen des stehenden Heeres.
6. a) von [öffentlichen] Verkehrsmitteln regelmäßig befahrene, beflogene Verkehrsstrecke zwischen bestimmten Orten, Punkten:
die Linie Hamburg–London;
eine Linie (den Linienverkehr auf einer bestimmten Strecke) einrichten, stilllegen, einstellen;
nicht Charter, sondern Linie (mit einem Linienflugzeug) fliegen;
auf der Linie (Straßenbahn-, Buslinie) 8 kam es zu einem Verkehrsunfall;
Flüge ausschließlich mit Linie (Saarbr. Zeitung 30. 11. 79, 22);
b) Verkehrsmittel, Fahrzeug[e] einer bestimmten Linie (6 a):
die Linie 12 fährt nach Neustadt, zum Bahnhof, nur werktags;
er fährt die Linie, auf der Linie 12 (Jargon; ist als Fahrer, Schaffner dort eingesetzt).
7. [nach den genealogischen Linien von Stammbäumen] Folge von Nachkommen:
die ältere, weibliche Linie;
die männliche Linie ist ausgestorben;
in gerader, direkter Linie von jemandem abstammen;
Verwandte in aufsteigender Linie (besonders Genealogie; Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw.), in absteigender Linie (Kinder, Enkel, Urenkel usw.);
Die Zerstörung jedes einzelnen Eiablageplatzes vernichtet auch die Fortpflanzungsmöglichkeiten aller zu dieser Linie gehörenden Tiere (natur 4, 1991, 55).
8. allgemeine Richtung, die bei einem Vorhaben, Verhalten o. Ä. eingeschlagen, befolgt wird:
die politische Linie [einer Gruppe];
eine gemäßigte, radikale Linie vertreten;
die Arbeit lässt keine [klare] Linie erkennen;
sich auf eine [einheitliche] Linie festlegen;
etwas auf eine Linie, auf die gleiche Linie stellen (gleich behandeln);
(Sport:) die Mannschaft bemühte sich, Linie in das Spiel zu bringen (das Spiel planvoll anzulegen, aufzubauen), verlor vorübergehend jede Linie (verlor völlig das Konzept);
jemanden auf Linie bringen (umgangssprachlich; jemanden auf einen bestimmten Kurs einschwören, festlegen: der Parteichef hat die Mitglieder auf Linie gebracht).
9.auf der ganzen/auf ganzer Linie (völlig; in jeder Beziehung: er hat auf der ganzen Linie versagt; Der Verwaltungsgerichtshof gab der Stadt jetzt aber auf ganzer Linie recht [MM 23. 7. 2009, 28]);
in erster/zweiter Linie (an erster/zweiter, weniger wichtiger Stelle: in erster Linie geht es darum, dass wir gewinnen; diese Angelegenheit interessiert uns erst in zweiter Linie).
10. (Druckwesen) Metallstreifen mit Druckbild zum Drucken einer Linie.
11. (früher) kleines Längenmaß (zwischen 2 und 2½ mm).
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