Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Licht
Lịcht, das; -[e]s, -er und (veraltet, dichterisch:) -e [mittelhochdeutsch lieht, althochdeutsch lioht, ursprünglich = das Leuchten, Glanz]:1.
a) etwas, was die Umgebung hell macht, erleuchtet und dadurch Dinge sichtbar macht; Helligkeit; von einer Lichtquelle ausgehender Schein:
helles, schwaches, mildes, fahles Licht;
natürliches, ultraviolettes Licht;
das Licht der Sonne, der Lampe;
das grelle Licht blendet;
Licht fällt durch den Türspalt;
das Licht bricht sich im Prisma;
die dunkle Tapete schluckt viel Licht;
geh mir aus dem Licht! (tritt aus dem Lichtschein, der auf mich auftreffen soll und der im Moment auf dich auftrifft, heraus!);
etwas gegen das Licht halten;
jemandem das Licht nehmen, im Licht stehen;
der Raum ist von künstlichem Licht erhellt;
Ü das göttliche Licht;
das Licht des Geistes;
Das Licht der Taschenlampe tastet die Wände ab (Ossowski, Flatter 64);
Das blasse Licht war der Widerschein der Straßenlampe, die seit einigen Tagen wieder brannte (H. Gerlach, Demission 202);
An einem Winterspätnachmittag saß sie in dem gelben Licht, das von außen kam, am Fenster des ausgedehnten Wohnraums an einer elektrischen Nähmaschine (Handke, Frau 7);
S wo [viel] Licht ist, ist auch [viel] Schatten (wo es [viel] Positives gibt, gibt es auch [viel] Negatives);
das Licht der Welt erblicken (gehoben; geboren werden);
Licht auf jemanden, etwas werfen (jemanden, etwas in bestimmter Weise erscheinen lassen; jemanden, etwas [in bestimmter Weise] deutlich werden lassen: sein wirkliches Bild ergibt sich … auch aus jenen nüchternen Dokumenten, die etwas Licht auf sein alltägliches Leben werfen [Reich-Ranicki, Th. Mann 20]; das Verfahren … wirft ein so schreckliches Licht auf die berufliche Fähigkeit unserer Dorfpolizei [Dürrenmatt, Richter 16]; So was wirft bloß ein schlechtes Licht auf meine Station [Sebastian, Krankenhaus 51]);
Licht in etwas bringen (eine Angelegenheit aufklären, aufhellen: sein Geständnis hat Licht in die Affäre gebracht);
jemanden hinters Licht führen (jemanden täuschen; eigentlich = jemanden nach der Seite führen, nach der hin der Lichtstrahl einer Lampe abgeschirmt ist: wenn wir uns nicht seit zehn Jahren kennen würden, könntest du mich vielleicht hinters Licht führen [Becker, Tage 21]);
jemanden, etwas ins rechte Licht rücken/setzen/stellen (dafür sorgen, dass jemand, etwas vorteilhaft o. ä. erscheint);
etwas in rosigem, im rosigsten Licht sehen/darstellen (etwas sehr positiv beurteilen);
etwas in einem milderen Licht sehen (etwas für nicht so schlimm halten);
sich selbst im Licht stehen (sich selbst schaden);
b) Tageslicht:
das Licht kommt durch zwei Fenster;
die richtige Farbe kann man nur am Licht sehen;
ans Licht gehen;
der Baum vor dem Fenster nimmt viel Licht weg;
das Licht scheuen (etwas zu verbergen haben);
Licht am Ende des Tunnels sehen (in schwieriger Lage Anzeichen für eine Besserung, einen Hoffnungsschimmer entdecken: Die Genossen sahen Licht am Ende des Tunnels: Auf Kosten des Staates wird ihnen ein Teil ihrer Altschulden erstattet [Spiegel 44, 1983, 18]);
etwas ans Licht bringen/ziehen/zerren/holen (etwas [Verheimlichtes] an die Öffentlichkeit bringen);
ans Licht kommen ([von etwas Verheimlichtem, Verborgenem] bekannt werden, offenbar werden: irgendwann werden deine Taten ans Licht kommen);
ans Licht treten (gehoben; erscheinen, auftauchen: ein riesiges Arsenal aller subversiven Ideen, die im Laufe der letzten Generationen ans Licht getreten waren [Friedell, Aufklärung 17]);
bei Licht besehen (genauer betrachtet: Bei Licht besehen, ist nämlich »Tonio Kröger« weder novellistisch noch lyrisch oder balladesk [Reich-Ranicki, Th. Mann 94]);
c) ↑ "Beleuchtung" (1 a):
schlechtes Licht;
im Keller gibt es kein Licht;
bei diesem Licht kann ich nicht arbeiten;
weil es ja in der ausgebombten Nietzschestraße noch kein elektrisches Licht gab (Hilsenrath, Nazi 75);
in einem guten/günstigen/schlechten o. ä. Licht erscheinen/stehen (einen guten, günstigen, schlechten o. ä. Eindruck machen).
2. a) Lampe, Lichtquelle:
ein spärliches, helles Licht;
offenes Licht (Lichtquelle mit einer brennenden Flamme);
das Licht ist an, brennt, erlischt, geht aus, ist aus;
das Licht anknipsen, anmachen, ein-, ausschalten;
im Wohnzimmer brennen alle Lichter;
Feuer und offenes Licht (frei brennende Lichtquelle) verboten!;
das ewige Licht (katholische Kirche; ununterbrochen brennende rote Lampe als Zeichen der Gegenwart Christi);
in einem Land, an einem Ort gehen die Lichter aus (um etwas sieht es düster aus, ist es schlecht bestellt: in Deutschland gingen damals die Lichter aus);
grünes Licht geben (die Erlaubnis geben, etwas in Angriff zu nehmen; nach dem grünen Licht von Verkehrsampeln o. Ä.);
b) Kerze:
das Licht flackert, brennt ruhig;
die Lichter anzünden, ausblasen;
die Lichter am Christbaum aufstecken;
kein/nicht gerade ein großes Licht sein (umgangssprachlich; ↑ "Kirchenlicht");
ein kleines Licht sein (umgangssprachlich; eine unbedeutende Person sein: Natürlich ist sie nur ein kleines Licht in dieser umfangreichen Propagandamaschinerie [Weber, Tote 72]);
jemandem geht ein Licht auf (umgangssprachlich; jemand versteht, durchschaut plötzlich etwas);
sein Licht leuchten lassen (sein Wissen, Können zeigen, zur Geltung bringen; nach Matthäus 5, 16);
sein Licht [nicht] unter den Scheffel stellen (seine Leistungen, Verdienste [nicht] aus Bescheidenheit verbergen; nach Matthäus 5, 15);
jemandem ein Licht aufstecken (umgangssprachlich; jemanden [tadelnd, vorwurfsvoll] in Bezug auf einen bestimmten Sachverhalt belehren, aufklären; jemandem erklären, wie sich die Dinge in Wirklichkeit verhalten; nach dem Bild des Aufsteckens einer Kerze auf einen Kerzenleuchter);
K das Licht [bei etwas] halten (bei der Ausführung einer unrechten Tat behilflich sein; eigentlich = jemandem bei seinem unrechten Tun im Dunkeln leuchten: Warum soll's Ruprecht just gewesen sein? Hat Sie das Licht dabei gehalten [Kleist, Krug 9]);
c) (umgangssprachlich veraltend) elektrischer Strom, besonders zur Speisung von Beleuchtungskörpern:
die Großeltern ließen sich damals Licht (elektrische Leitungen) legen;
die Rechnung für Licht und Gas war sehr hoch.
3. (meist bildende Kunst) ↑ "Glanzlicht" (b):
kastanienbraunes Haar mit goldenen Lichtern;
wenn man … dann mit dem Schabeisen Lichter herausholt (Bild. Kunst III, 89);
Ü Mutter und Tochter, deren Beschreibung du mit einigen ironischen Lichtern versiehst (Th. Mann, Krull 402).
4. (Jägersprache) Auge des Haarwildes.
5. [der Nasenschleim wird mit einem überlaufenden Talglicht verglichen] (besonders berlinisch umgangssprachlich) herabhängender Nasenschleim:
Der Junge zog ein kräftiges Licht hoch (Tucholsky, Zwischen 115).
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