Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
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1le|sen [mittelhochdeutsch lesen, althochdeutsch lesan, ursprünglich = zusammentragen, sammeln: die Bedeutungsentwicklung zu »Geschriebenes lesen« wohl nach lateinisch legere, ↑ "Lektion"]:1. a) etwas Geschriebenes, einen Text mit den Augen und dem Verstand erfassen:
laut, leise, schnell, langsam lesen;
lesen lernen;
das Kind kann schon lesen;
abends im Bett noch lesen;
etwas aufmerksam, nur flüchtig lesen;
viel lesen;
einen Satz zweimal lesen müssen;
die Zeitung, einen Roman, einen Bericht, die Post lesen;
ein Drama mit verteilten Rollen lesen;
etwas am Schwarzen Brett lesen;
etwas in einem Buch lesen;
lange an einem Buch lesen;
in einem Buch lesen;
wo hast du das gelesen?;
man konnte überall lesen, dass …;
Noten, eine Partitur lesen (in Töne umsetzen, verstehen);
einen Autor [im Original] lesen;
ein Gesetz lesen (Politik; im Parlament beraten);
Korrekturen, Fahnen lesen (Druckwesen; neu gesetzten Text auf seine Richtigkeit durchlesen);
eine Messe lesen (katholische Kirche; eine Messe halten, zelebrieren);
seine Handschrift ist schlecht zu lesen (zu entziffern);
etwas nicht lesen (entziffern) können;
der Text ist so zu lesen (verstehen, interpretieren), dass …;
hier ist zu lesen (steht geschrieben), dass …;
ich habe darüber, davon gelesen;
bring dir was zum Lesen mit!;
das Kind neben ihr las ein Comicheft (Handke, Frau 26);
Sie wird Autokarten lesen (sich nach ihnen richten, orientieren) können (Schwaiger, Wie kommt 164);
Seine eigene farblose Existenz war im Vergleich zu den Taten der Ritter, über die er las, unbedeutend und erbärmlich (Missildine [Übers.], Kind 278);
b) vorlesen, lesend vortragen:
aus eigenen Werken lesen;
der Schriftsteller, die Autorin las eine Erzählung;
c) eine Vorlesung halten:
an der Heidelberger Universität, zweimal in der Woche lesen;
sie muss nur vier Stunden lesen;
er liest [über] neue Geschichte, [über] moderne Lyrik;
d) in einem bestimmten Stil geschrieben sein und sich entsprechend 1lesen (1 a) lassen:
das Buch liest sich leicht, flüssig, schwer;
der Bericht las sich wie ein Roman;
Hacks hat sich einmal über Erwin Strittmatters dramatische Versuche lustig gemacht;
Fünf Jahre Fernstudium …! So was liest sich bloß in der Zeitung schön (Brot und Salz 194);
Seit wir dies wissen, liest sich sein Werk anders (Reich-Ranicki, Th. Mann 76);
aber es liest sich wie eine Selbstkritik (Raddatz, Traditionen I, 429);
e) [unter Mühen] ein umfangreiches Werk bis zum Ende 1lesen (1 a):
sich durch einen Roman lesen;
Ein Kleinbürgertum … las sich hier durch Storm und Keller (Enzensberger, Einzelheiten I, 161).
2. etwas aus etwas erkennend entnehmen:
aus jemandes Zeilen einen Vorwurf, gewisse Zweifel lesen;
in ihrer Miene konnte man die Verbitterung lesen;
aus seinem Blick, Gesicht war deutlich zu lesen, was er dachte;
in jemandes Augen lesen (jemandes Blick zu deuten versuchen);
Gedanken lesen (erraten) können;
Beate sah von einem zum anderen und las aus Hertlings Augen ein Mitleid, das sie schmerzte (M. L. Fischer, Kein Vogel 11);
sie … sah ihrem Besucher überrascht ins Gesicht, las darin die Verlegenheit eines ertappten Eindringlings und von seinen Lippen eine Entschuldigung (Ransmayr, Welt 193);
der Genuss war ihm doch von der blanken und geröteten Miene zu lesen (Th. Mann, Krull 23);
sie liest in der Zukunft (versucht die Zukunft zu deuten; Sieburg, Robespierre 231).
3. (EDV) (vom ↑ "Leser" [2]) Daten aus einem Datenspeicher oder -träger entnehmen.
2le|sen [1"lesen"]:
a) einzeln [sorgfältig] von etwas abnehmen, aufnehmen:
Ähren, Beeren, Trauben lesen;
etwas vom Boden lesen;
Die Armen lasen ihr Brennholz im Walde (Th. Mann, Hoheit 24);
sie las ihm die Wollspinne von dem Ärmel (Langgässer, Siegel 583);
b) einzeln [sorgfältig] in die Hand nehmen und Schlechtes dabei aussondern:
Erbsen, Mandeln, Rosinen lesen;
Salat lesen (schlechte oder die äußeren Blätter davon entfernen).
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