Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
kurz
kụrz [mittelhochdeutsch, althochdeutsch kurz < lateinisch curtus = verkürzt, gestutzt, verstümmelt]:1. a) eine [vergleichsweise] geringe räumliche Ausdehnung, Länge in einer Richtung aufweisend:
ein kurzer Mantel;
eine kurze Straße;
eine kurze Telefonnummer (Telefonnummer mit wenigen Ziffern);
ein kurzer Zug (ein Zug mit wenigen Wagen);
ein Kleid mit kurzen (oberhalb des Ellbogens endenden) Ärmeln;
es ist nur noch ein kurzes Stück zu laufen;
(Sport:) er läuft am liebsten kurze Strecken;
sie trägt sehr kurze Röcke;
der kürzeste Weg zum Bahnhof;
ich muss einige Kleider kürzer machen;
sie trägt das Haar kurz [geschnitten];
er hat kurz geschorenes Haar;
der Faden ist zu kurz;
die Nägel [ganz] kurz schneiden;
das Brett kurz machen;
da war ich doch fast von Anfang an noch in kurzen Hosen dabei gewesen (Spiegel 24, 1976, 193);
eine offensichtlich zu kurze Landebahn (Schreiber, Krise 18);
Senkrecht fällt das Licht in die Gassen von Siena, in denen die Schatten jetzt kurz sind (Ossowski, Liebe ist 5);
etwas, alles kurz und klein schlagen (umgangssprachlich; etwas, alles zerschlagen, zertrümmern: Der dicke Willi. Bekommt manchmal Anfälle, dann schlägt er die Zelle kurz und klein [Ziegler, Kein Recht 241]);
zu kurz kommen (benachteiligt werden, zu wenig bekommen; wohl aus der Soldatenspr. mit Bezug auf nicht weit genug tragendes ↑ "Feuer" [4]: der ist in seinem Leben auch zu kurz gekommen und darum Künstler geworden [Zorn, Mars 94]; Wir trinken weniger, damit du nicht zu kurz kommst [Ott, Haie 200]);
zu kurz greifen (umgangssprachlich; zu vordergründig, zu oberflächlich sein: Die Charakterisierung des Parlaments als primär eines Gesetzgebungsorgans greift indessen erheblich zu kurz [NJW 18, 1984, 1002]);
den Kürzeren ziehen (umgangssprachlich; aufgrund einer ungleichen Ausgangslage bei einer Auseinandersetzung, einem Streit o. Ä. der Unterlegene sein; nach dem Losen mit Zündhölzern o. Ä., wobei derjenige verliert, der das kürzere Hölzchen zieht: Straßenkämpfe, bei denen die Polizei den Kürzeren zog [Thieß, Reich 314]);
b) in [vergleichsweise] geringer Entfernung von etwas; mit geringem Abstand:
kurz davor, vor der Mauer kam das Auto zum Stehen;
kurz hinter dem Bahnhof zweigt die Straße ab;
c) (umgangssprachlich, oft scherzhaft) von geringer Körpergröße, nicht hochgewachsen, klein:
er ist ein wenig kurz geraten;
na, Kurzer, wohin so eilig?;
Die Statur des Herrschers war, wie man weiß, kurz (Schädlich, Nähe 158).
2. a) eine [vergleichsweise] geringe zeitliche Ausdehnung, Dauer aufweisend:
ein kurzer Urlaub, Besuch;
er machte eine kurze Pause;
ein Vertrag mit kurzer Laufzeit;
ein kurzes Lachen;
er warf ihr einen kurzen Blick zu;
eine kurze, kurz gesprochene Silbe;
ein kurzes (kurz gesprochenes) a;
er hat ein kurzes Gedächtnis (umgangssprachlich; vergisst Dinge schnell wieder);
ich esse gern kurz gebratenes (bei großer Hitze nur kurz gebratenes) Fleisch, kurz Gebratenes;
die Zeit ist zu kurz;
sein Leben war kurz (er ist früh gestorben);
die Freude währte nur kurz, kurze Zeit;
die Arbeit kurz unterbrechen;
Die Religion des Fortschritts … wird ihre totale Pleite noch auf dieser Erde erleben – und das in ziemlich kurzer Frist (Gruhl, Planet 218);
Ich bin ja nur kurz weg gewesen (Hofmann, Fistelstimme 120);
Sie war mal kurz da, vor Weihnachten (Danella, Hotel 112);
Es dauerte nur kurz (Fest, Im Gegenlicht 49);
Der Kutscher langt kurz (schnell, ohne langes Zögern) mit der Peitsche hin (Kempowski, Zeit 57);
über kurz oder lang ([in Bezug auf etwas mit Sicherheit Eintretendes] ziemlich bald, irgendwann in nicht zu ferner Zukunft: über kurz oder lang wird es Krach geben; Alle Fixer kriegen über kurz oder lang die Gelbsucht [Christiane, Zoo 98]);
binnen Kurzem/kurzem (innerhalb kurzer Zeit: Unvermittelt schlug die Stimmung um, und binnen kurzem war ganz Neapel in Aufruhr [Fest, Im Gegenlicht 264]);
seit Kurzem/kurzem (seit nicht langer Zeit: sie wohnt seit Kurzem/kurzem in einer anderen Stadt);
vor Kurzem/kurzem (vor nicht langer Zeit: ich habe ihn vor Kurzem/kurzem getroffen; Sie wissen ja nicht … wie noch vor kurzem bei der Kleinen alles auf der Kippe stand [Kronauer, Bogenschütze 400]);
b) mit geringem zeitlichem Abstand von etwas, jemandem:
kurz nach Mitternacht;
ich kam kurz vor ihm nach Hause;
kurz zuvor hatte ich ihn noch gesehen;
Kurz vor Feierabend stand Luise in der Tür (Gerlach, Demission 172).
3. a) nicht ausführlich; auf das Wesentliche beschränkt:
ein kurzer Brief;
eine kurze Mitteilung;
etwas in kurzen Worten sagen;
ich erwarte einen kurzen Anruf von Ihnen;
das Protokoll ist kurz abgefasst;
es handelt sich um einen kurz gefassten Bericht;
sie war heute sehr kurz (kurz angebunden);
etwas nur kurz andeuten;
dann entspann sich ein kurzer Wortwechsel (Weber, Tote 206);
Er befragte mich zur Person, ausführlich über das Elternhaus, kurz über einige Geschehnisse um die Tat (Sobota, Minus-Mann 56);
Kurz (um es zusammenzufassen), ich war ein Stück weitergekommen (Jens, Mann 51);
kurz und bündig (präzis und bestimmt: die Antwort war kurz und bündig);
kurz und gut/(scherzhaft auch:) kurz und klein (zusammenfassend gesagt: Kurz und gut: Es ist etwas in Gang gekommen, aber es läuft noch nicht [Freie Presse 3. 1. 90, 3]);
b) rasch; ohne Umstände, Förmlichkeit:
einen kurzen Entschluss (rasch einen Entschluss) fassen;
eine Sache kurz abtun;
sich kurz zusammensetzen, um etwas zu besprechen;
er ist kurz entschlossen abgereist;
ich komme morgen kurz (mal eben) vorbei;
Last-Minute-Angebote für kurz Entschlossene;
unterwegs überlegte er, ob das, was er so kurz entschlossen (ohne lange zu überlegen) tat, auch wirklich seinen Wünschen entsprach (Becker, Tage 149);
kurz und schmerzlos (umgangssprachlich; rasch und ohne [aus Rücksichtnahme] zu zögern).
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