Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
kriegen
1krie|gen [mittelhochdeutsch kriegen, auch: sich anstrengen, nach etwas streben] (veraltet):Krieg führen:
dass kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben und nicht mehr kriegen lernen wird (Kelly, Um Hoffnung 36).
2krie|gen [zu 1"kriegen", ausgehend von der mittelhochdeutschen (mitteldeutschen) Präfixbildung erkrīgen (gekürzt zu mittelhochdeutsch krīgen) = strebend erlangen, erringen] (umgangssprachlich):
1. a) bekommen, erhalten; mit etwas bedacht, versehen werden:
ein Geschenk, eine Belohnung, einen Orden, einen Preis kriegen;
zum Geburtstag ein Buch, Spielzeug kriegen;
er hat 50 Euro Finderlohn gekriegt;
b) jemandem (als Äquivalent, als Bezahlung o. Ä.) zuteilwerden; (etwas, worauf ein Anspruch besteht) bekommen, erhalten:
Gehalt, Arbeitslosenunterstützung kriegen;
keine Verpflegung, keinen Urlaub kriegen;
ich kriege noch 5 Euro von dir (du schuldest mir noch 5 Euro);
was kriegen Sie (verlangen Sie) für Ihre Arbeit?;
er kriegt 20 Euro für die Stunde (verdient 20 Euro in der Stunde);
für das Auto wirst du nicht mehr viel kriegen (wird dir niemand mehr viel bezahlen);
Du würdest wahrscheinlich Schmutzzulage kriegen (H. Gerlach, Demission 82);
Ich verdiente gut, kriegte hohe Trinkgelder (Hilsenrath, Nazi 60);
c) jemandem zugestellt, übermittelt werden:
Post, einen Brief, eine Nachricht kriegen;
Bescheid, ob sie mich genommen haben, kriege ich in einigen Wochen (Courage 2, 1978, 6);
d) (als Strafe o. Ä.) hinnehmen müssen; bekommen, erhalten:
eine Ohrfeige, Schelte, Schläge kriegen;
er hat einen Rüffel gekriegt;
für den Einbruch hat er [ein Jahr] Gefängnis gekriegt (ist er mit [einem Jahr] Gefängnis bestraft worden);
Der Catcher war ein Kriminalbeamter, und ich kriege eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung (Kinski, Erdbeermund 180);
e) (an einer bestimmten Körperstelle) plötzlich von etwas getroffen werden:
einen Stoß, einen Tritt kriegen;
er kriegte einen Schlag auf den Kopf;
f) von etwas befallen, erfasst werden:
Wut, Angst, Heimweh kriegen;
einen Schrecken kriegen;
allmählich Hunger kriegen;
einen roten Kopf kriegen (erröten, rot werden);
Falten, eine Glatze kriegen (faltig, kahlköpfig werden);
Man kriegt Lust (es wandelt einen die Lust an), sich allein in einen Schrank einzuschließen (Thor [Übers.], Ich 14);
Nun kriegten alle Buben eine Gänsehaut (Sommer, Und keiner 101);
g) sich etwas zuziehen; erleiden:
eine schwere Krankheit, Fieber, [einen] Schnupfen, eine Erkältung, einen Herzinfarkt kriegen;
sie kriegte einen Krampf ins Bein und musste das Rennen aufgeben;
h) zu erwarten haben; mit etwas rechnen müssen:
Besuch, Gäste kriegen;
Ärger kriegen;
sie hatte Angst, sie könnte dadurch Unannehmlichkeiten kriegen;
Schnee, Regen kriegen;
wir kriegen heute noch schönes Wetter;
i) in einen bestimmten Zustand geraten:
Löcher, Risse kriegen (löcherig, rissig werden);
j) jemandem erteilt werden:
einen Befehl, keine Erlaubnis kriegen;
er kriegt immer seinen Willen (seinen Wünschen wird immer nachgegeben);
Die Firma Bertele hatte den Auftrag gekriegt, … eine von der Feuchtigkeit zerfressene Lichtleitung neu zu verlegen (Sommer, Und keiner 224);
wie unsere Familie in die Stadt gekommen ist, hat noch kein Protestant ein Bürgerrecht kriegen können (Kühn, Zeit 29).
2. a) (durch eigenes Bemühen) zu etwas kommen; sich verschaffen:
eine [neue] Stellung, keine Arbeit kriegen;
er hat noch einen Platz gekriegt;
keinen Anschluss, keine Verbindung beim Telefonieren kriegen;
einen Einblick in etwas, einen Eindruck von etwas kriegen (gewinnen, erlangen);
er hat sie endlich gekriegt (für sich gewinnen können);
am Ende des Films kriegen sie sich dann doch (finden sie zueinander, heiraten sie);
eine Frau, einen Mann kriegen (finden);
Wir sind im Bus hingefahren, um noch Karten für das Spiel zu kriegen (Woche 3. 7. 98, 8);
Wir haben viel diskutiert, und ich kriegte dadurch überhaupt erst mal ein Problembewusstsein (Schwarzer, Unterschied 68);
Drei Jahre später haben wir geheiratet. Und weißt du, warum ich sie überhaupt gekriegt habe? Weil ich Simon hieß (Danella, Hotel 68);
Es wird eines der Programme sein, mit denen man Konsumenten kriegen (gewinnen, an sich binden) kann (Woche 17. 1. 97, 16);
b) kaufen können, (gegen Geld) erhalten:
das Buch ist nicht mehr zu kriegen;
er hat die Sachen billig gekriegt;
was kriegen Sie? (was wünschen Sie, was möchten Sie haben?);
die Blumen waren in der Hitze schon verblüht, vielleicht billiger gekriegt (Kronauer, Bogenschütze 284);
c) hervorbringen, entstehen lassen:
der Baum hat Blüten gekriegt;
sie kriegt ein Kind, ein Baby (ist schwanger);
der Hund hat Junge gekriegt (geworfen);
d) zu einem bestimmten Verhalten o. Ä. bringen:
er hat ihn nicht dazu gekriegt mitzugehen;
ob ich ihn dazu kriegen kann, mir sein Boot zu überlassen?;
er war bei dem Wetter nicht aus dem Haus zu kriegen;
Erst nach zehn hab' ich die zwei in die Betten gekriegt (Zenker, Froschfest 150);
e) erreichen, dass jemand, etwas in einen bestimmten Zustand versetzt wird:
das Fleisch weich kriegen;
sie kriegt ihre Kinder nicht satt;
Dr. Dorschner kriegte ihn wieder fit, und das Quartett holte Gold (Blick 31. 7. 84, 18);
f) erreichen, dass etwas irgendwohin gelangt:
das Klavier durch die Tür kriegen;
den Ball ins Tor, Netz kriegen;
g) hinkriegen, schaffen, bewältigen:
die Sache ist nicht ganz einfach, aber wir werden es schon kriegen;
h) (noch zum richtigen Zeitpunkt) erreichen:
ich muss den Zug unbedingt kriegen;
die Straßenbahn noch, nicht mehr kriegen;
i) jemandes, einer Sache habhaft werden; fangen, fassen:
den Dieb, den Flüchtigen kriegen.
3.
a) in den Stand gesetzt werden, die Möglichkeit haben, etwas [zu seinem Nutzen] zu tun:
etwas zu kaufen, zu essen, zu sehen kriegen;
b) ertragen müssen:
die Kinder kriegten seinen Zorn zu spüren;
wenn er das tut, kriegt er von mir etwas zu hören (werde ich ihm die Meinung sagen).
4. zur Umschreibung des Passivs:
etwas geschenkt, geschickt, gesagt kriegen;
Wie sie das mit dem Abwaschen geregelt kriegen (zustande bringen, hinkriegen), weiß ich nicht (tango 9, 1984, 43).
5.es nicht über sich kriegen (sich nicht zu einer [für die eigene oder eine andere Person] unangenehmen Handlung entschließen können: ich habe es nicht über mich gekriegt, ihn abzuweisen).
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