Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Kraut
1Kraut, das; -[e]s, Kräuter [mittelhochdeutsch, althochdeutsch krūt, Herkunft ungeklärt]:1. Pflanze, deren oberirdische Teile nicht verholzen.
2. Heilpflanze, Würzpflanze o. Ä.:
Kräuter sammeln, trocknen;
er raucht nicht jedes Kraut (umgangssprachlich, oft abwertend; jeden Tabak);
gegen jemanden, etwas ist kein Kraut gewachsen (umgangssprachlich; gegen jemanden, etwas gibt es kein Mittel, ist nicht anzukommen: gegen die doppelte Moral der Männer scheint nicht einmal ein Kraut gewachsen [Dierichs, Männer 255]).
3. alles Grüne, Stängel und Blätter (besonders bei bestimmten Nutzpflanzen im Unterschied zu dem für die menschliche Ernährung verwertbaren Teil):
das Kraut der Rüben, Kartoffeln;
die Pflanze wächst, schießt [zu sehr] ins Kraut (treibt zu viele große Blätter und lässt deshalb keine gute Blüte bzw. reiche Frucht erwarten);
wie Kraut und Rüben (umgangssprachlich; unordentlich; vielleicht nach dem Bild eines Rübenackers, auf dem nach der Ernte die abgeschnittenen Blätter der Pflanze und die Rüben durcheinanderliegen oder bezogen auf ein Eintopfgericht, bei dem Kraut [= Kohl] und Rüben zusammen gekocht werden: es lag alles wie Kraut und Rüben herum, durcheinander; in seinem Aufsatz geht alles wie Kraut und Rüben durcheinander; Schein und Sein mengen sich wie Kraut und Rüben [Spiegel 13, 1981, 214]);
ins Kraut schießen (in unliebsamer Weise rasch zunehmen, sich verbreiten; überhandnehmen; ursprünglich bezogen auf eine Pflanze, die zu viele Blätter und zu wenig Blüten und Früchte treibt, deren Wachstumskraft also zu sehr auf die krautigen Bestandteile gerichtet ist: der Tourismus, Radikalismus, Aberglaube schießt ins Kraut).
4. (besonders süddeutsch, österreichisch) [Weiß]kohl:
Kraut anbauen, schneiden, einlegen;
Würstchen mit Kraut (Sauerkraut);
Um vier ein Blechgeschirr mit Kraut und dem Plastiklöffel (Sobota, Minus-Mann 365);
Es riecht nach Kraut (Zenker, Froschfest 102);
R das macht das Kraut [auch] nicht fett (umgangssprachlich; ↑ "Kohl");
jemandem das Kraut ausschütten (österreichisch umgangssprachlich: jemanden vergrämen, jemandem den Rest geben).
5. [zu Kraut in der Bedeutung »Würzkraut«, also eigentlich wohl = mit Gewürzen zubereitete Speise] (besonders nordwestdeutsch) aus gekochten oder gedämpften Zuckerrüben, Äpfeln und Birnen oder anderem Obst durch Auspressen und Eindicken gewonnener zähflüssiger Sirup.
6. [zu veraltet Kraut = Schießpulver; schon mittelhochdeutsch, vielleicht nach der Verwendung von Heilkräutern als Zaubermittel, wobei dem Schießpulver dann ebenfalls eine geheimnisvolle Kraft beigemessen wurde]
Kraut und Lot (Jägersprache; Pulver und Blei).
2Kraut, der; -s [mittelniederdeutsch krēvet, niederdeutsch Form von mittelhochdeutsch krebiz, ↑ "Krebs"] (landschaftlich, besonders dithmarsisch):
Krabben, Garnelen.
3Kraut, der; -s, -s [englisch (besonders Soldatensprache im 2. Weltkrieg) kraut, gekürzt aus: Sauerkraut; Sauerkraut gilt im Ausland als eine typisch deutsche Beilage] (umgangssprachlich abwertend):
Deutscher (vom Standpunkt der Engländer, Amerikaner aus):
sämtliche Klischees, die im amerikanischen Mittelwesten über die Krauts kursieren (Spiegel 43, 1990, 264).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Kraut