Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
klein
klein [mittelhochdeutsch kleine, althochdeutsch kleini, wohl ursprünglich = (mit Fett) bestrichen oder verschmiert, wahrscheinlich zu dem unter ↑ "Klei" genannten Verb mit der Bedeutung »kleben; schmieren«]:1. in Ausdehnung oder Umfang unter dem Durchschnitt oder einem Vergleichswert bleibend:
ein [winzig, verschwindend, mikroskopisch] kleines Loch, Löchlein;
ein kleines Format;
ein kleines Land;
etwas auf kleinstem Raum unterbringen;
eine Karte in kleinem Maßstab zeichnen;
Kleider in kleinen Größen;
Münstereifel ist eine kleine[re] Stadt;
ein Haus mit kleinen Fenstern;
er fährt ein kleines Auto;
ein kleines Lexikon der deutschen Vornamen;
sie hat kleine Hände, Augen;
kleine Augen haben, machen vor Müdigkeit;
kleine Eier, Kartoffeln;
etwas auf kleiner Flamme (mit geringer Hitze) kochen;
der kleine Zeiger (Stundenzeiger) der Uhr;
ein kleines Bier (Glas mit etwa einem viertel Liter Bier);
ein kleines Intervall (Musik; Intervall, dessen beide Töne nur geringen Abstand haben [z. B. Sekunde, Terz]);
kleine (kurze) Schritte machen;
eine kleine (kurze, niedrige) Leiter;
kleine (schmale) Straßen;
die kleinen Buchstaben (Kleinbuchstaben) des Alphabets;
ein kleines Geschäft machen [müssen] (familiär; Wasser lassen [müssen]);
die Schuhe sind ihm zu klein geworden;
das Kleid ist [dir zwei Nummern] zu klein;
die Wohnung ist klein;
er ist klein [von Gestalt] (ist von geringer Körpergröße);
in dem Mantel wirkst du klein;
der Mantel macht dich klein;
der Junge ist sehr klein (hat eine verhältnismäßig sehr geringe Körpergröße, -länge) für sein Alter;
ich bin [einen Kopf] kleiner als sie;
ein klein gewachsener Mann;
er ist kleiner gewachsen als sein Bruder;
das Schiff wurde klein[er] und kleiner (seine Größe nahm mit der Entfernung scheinbar stetig ab);
die [Gas]flamme etwas kleiner, [auf] klein stellen, drehen (auf eine etwas geringere, auf eine geringe Stärke einstellen);
ihre Stimme ist zu klein (schwach, hat zu wenig Volumen) für den großen Saal;
die Bemerkung stand [winzig] klein in der linken unteren Ecke des Blattes;
ein Wort klein (in kleiner Schrift) schreiben;
klein machen (familiär; Wasser lassen);
klein gedruckte Anmerkungen, allgemeine Geschäftsbedingungen;
immer auch das [ganz] klein Gedruckte lesen!;
ein [ganz] klein karierter, gemusterter, geblümter Stoff, Rock;
etwas [ganz] klein, [noch] kleiner schneiden;
Holz klein machen, hacken;
sag mir Bescheid, wenn du das Holz klein hast (umgangssprachlich; es klein gemacht hast, mit dem Holzhacken fertig bist);
etwas klein mahlen;
den Knochen nicht klein bekommen, kriegen;
Pippin der Kleine;
er ist von uns allen der Kleinste;
der Rock ist um ein Kleines (gehoben; ein Stückchen) zu kurz;
eine Welt im Kleinen (von kleineren Abmessungen, aber sonst entsprechend oder vergleichbar);
wir heizen nur noch das kleine Zimmer (Borkowski, Wer 58);
Prince – das ist ein 1,60 Meter kleiner (ugs.; großer), geiler, wollüstiger Satyr (MM 29. 8. 88, 24);
Das Feuer wurde kleiner, erlosch (Ransmayr, Welt 240);
eine Routenbeschreibung gibt also ein klares Bild der Felsgliederung im Kleinen (in ihren Einzelheiten; Eidenschink, Fels 74);
klein, aber oho (umgangssprachlich scherzhaft; klein, aber beachtlich, energisch, selbstbewusst, leistungsfähig usw.);
klein, aber fein (nicht sehr groß, aber sehr gut).
2. a) (von Kindern) eine niedrigere Anzahl von Lebensjahren habend, jünger:
sein kleiner Bruder;
ihre kleinere Schwester;
als du noch kleiner warst, musstest du früher ins Bett;
unsere Kleine (jüngere Tochter, Schwester);
mein Kleinster (jüngster Sohn);
b) (besonders von Kindern, Tieren) sehr jung [und noch klein von Gestalt]:
kleine Kinder, Hunde;
er benimmt sich wie ein kleiner Junge;
Klein Paul (der kleine Paul), Klein Lena (die kleine Lena);
er gibt sich gern mit kleinen (umgangssprachlich; jungen) Mädchen ab;
ihre Kinder sind alle noch klein;
Spielzeug für die Klein[st]en;
Kleine und Große (Kinder und Erwachsene);
sie hat etwas Kleines (umgangssprachlich; ein Baby) bekommen;
von klein auf (von Kindheit an: bis auf Brigitte, die kränkelte von klein auf [Bieler, Mädchenkrieg 309]).
3. verhältnismäßig wenig Zeit beanspruchend, von verhältnismäßig kurzer Dauer:
eine kleine Weile;
einen kleinen Augenblick lang zögern;
eine kleine (kurze) Pause machen;
die Schülerinnen und Schüler durften in der kleinen Pause (Fünfminutenpause) in der Klasse bleiben;
nach einer kleineren Verzögerung;
eine kleine (kurze) Rede halten;
für eine kleine (knappe) Stunde noch mal wegmüssen;
bei Kleinem/kleinem (norddeutsch; nach und nach, allmählich);
über ein Kleines (veraltet; bald: K über ein Kleines jedoch wird sie zu denen gehören, die mit unserem göttlichen Erlöser sprechen [Ebner-Eschenbach, Gemeindekind 161]).
4. von verhältnismäßig geringer Menge, Anzahl; sich aus wenigen Elementen zusammensetzend:
nur eine kleine[re] Zuhörerschaft haben;
wir sind eine kleine Familie;
kleine Zahlen, Summen;
kleine (niedrige) Beträge, Kosten, Preise;
eine kleine Auswahl an Schuhen;
kein kleines Geld (Kleingeld) haben;
kleine Münzen (Münzen von geringem Nennwert);
haben Sie es klein (umgangssprachlich; in abgezähltem Geld, passend), -er (umgangssprachlich; in kleineren Geldscheinen oder Münzen)?;
im Kleinen (en détail) verkaufen;
im Kleinen (in kleinem Umfang, bei geringen Mengen) war die Methode erfolgreich.
5. von geringerem Ausmaß, Umfang, Grad; von geringerer Bedeutung, nicht ganz so erheblich:
es wurden kleine Erfrischungen gereicht;
eine kleine Feier veranstalten;
kleine Tricks und Kniffe;
kleine Begebenheiten am Rande;
die tausend kleinen Dinge des täglichen Bedarfs;
mir ist ein kleines Missgeschick passiert;
die kleinsten Hinweise beachten;
beim kleinsten Geräusch erschrecken;
das ist meine kleinste Sorge (macht mir von allem am wenigsten Sorge);
eine kleine (leichte) Erkältung;
das ist kein kleines (ein großes) Verdienst;
jemandem einen kleinen Schreck einjagen;
das kleinere von zwei Übeln, das kleinere Übel wählen;
wie wärs mit einem kleinen Spielchen?;
jemandem eine kleine Freude machen (jemanden mit einer Kleinigkeit erfreuen);
ein klein wenig (etwas);
ein kleines (schlichtes, aber schickes) Kostüm, Abendkleid;
kleines Schwarzes (kurzes schwarzes, schickes, aber nicht hochelegantes Kleid, seltener Kostüm);
das Haus ist eine kleine (auf [seine] bescheidenere, einfachere Weise so etwas wie eine) Villa;
er ist ein kleiner (in seinem bescheideneren Bereich so etwas wie ein) König;
(familiär abschwächend:) na, du kleiner Schwindler!;
jetzt brauche ich noch eine kleine Unterschrift von Ihnen;
der Unterschied ist klein (gering);
warum sollte mein Recht kleiner sein als seines?;
ein klein[es] bisschen (ein wenig);
im Kleinen wie im Großen (in allen Dingen) korrekt sein;
er ist im Kleinen, bis ins Kleinste (bis ins Detail) genau;
es wäre ihm ein Kleines (gehoben; es wäre für ihn eine geringe Mühe);
um ein Kleines (gehoben; fast, beinahe) wäre es misslungen;
Ein kleiner Wind kam auf (Kronauer, Bogenschütze 394);
Keine Angst vor einem kleinen Kuss im Fasching! (Hörzu 7, 1984, 114);
doch gab es nicht den kleinsten (geringsten) Zweifel darüber (Kronauer, Bogenschütze 227);
sie (= die Standardkarte) berücksichtigt den kleinen Hunger des eiligen Kunden ebenso wie jenen Gast, der seinem Gaumen etwas Gutes antun möchte (Saarbr. Zeitung 7. 12. 79, IX);
die kleinste Bewegung in der Kälte … erzeugte Schmerz (Kronauer, Bogenschütze 399);
… damit auch nicht der kleinste fremde Geruch seine Träume störte (Süskind, Parfum 150);
Und im November des Jahres 1926 schneiderte sie (= Coco Chanel) ihr erstes kleines Schwarzes: Kurz und schlicht, mit einem Jäckchen zu tragen. Inzwischen ein Klassiker (Stuttgarter Zeitung 16. 3. 98, 14);
Dann wurde auch das Tosen des Baches wieder kleiner (Ransmayr, Welt 173);
Man hatte die Feier klein gehalten (Bieler, Mädchenkrieg 118).
6. a) unbedeutend, bescheiden, einfach:
ein kleiner Student;
in kleinen (beschränkten) Verhältnissen leben;
er ist ein Kind kleiner (nicht vermögender) Eltern;
einen kleinen (untergeordneten) Posten beim Ministerium haben;
die Kleinen (die weniger bedeutenden Firmen) der Autoindustrie;
Ein eigenes Auto in Singapur … Nichts für den Arbeiter und die kleine Angestellte, die höchstens 1.500 Mark im Monat verdienen (a & r 2, 1997, 62);
Ich bin selbst mit einem kleinen Handwerksmeister befreundet (Chotjewitz, Friede 88);
Man kann etwas erreichen, auch wenn man nur ein kleiner (einflussloser) Prolet war (Kühn, Zeit 158);
Nun ist diese Frau nicht ein »Normalbürger« oder der so oft zitierte »-e Mann von der Straße«, sie ist Chefredakteurin einer Regionalzeitung (Tagesspiegel 16. 3. 98, 6);
Reichlich gestorben wurde auch heuer, die Zeitungen konnten die Anzeigen kaum fassen, aber es waren durchweg Leute mit kleineren Namen (Bieler, Mädchenkrieg 431);
S die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen ( die Unbedeutenden, die Mitläufer werden bestraft, während man die Hauptschuldigen unbehelligt lässt);
klein anfangen (umgangssprachlich; von der untersten Stufe, besonders ohne Vermögen, beginnen);
b) (umgangssprachlich) [niedergeschlagen, kleinlaut und] bereit nachzugeben, sich zu beugen:
[ganz] klein [und hässlich] werden;
(mit einer entsprechenden Geste von Daumen und Zeigefinger:) als man ihn daran erinnerte, wurde er so klein!;
da wurde er so klein mit Hut! (verstärkend; ganz klein);
Rosa wurde ganz klein vor so viel Amt, kroch in sich hinein und entschuldigte sich (Kühn, Zeit 234);
klein beigeben (↑ "beigeben" ).
7. kleinlich, engstirnig, beschränkt:
ein kleiner Geist;
klein und niedrig [von jemandem] denken.
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