Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Kind
Kịnd, das; -[e]s, -er [mittelhochdeutsch kint, althochdeutsch kind, eigentlich = Gezeugtes, Geborenes, substantiviertes 2. Partizip eines Verbstammes mit der Bedeutung »gebären, erzeugen«]:1. a) noch nicht geborenes, gerade oder vor noch nicht langer Zeit zur Welt gekommenes menschliches Lebewesen; Neugeborenes, Baby, Kleinkind:
ein gesundes, neugeborenes, tot geborenes, ungewolltes, unerwünschtes, lang ersehntes Kind;
ein Kind wird geboren, kommt zur Welt;
bei ihnen ist endlich ein Kind angekommen;
das Kind ist sehr kräftig, hat schon Haare, kann schon bald sitzen;
das Kind ist ein Mädchen, ein Junge;
ein Kind [von jemandem] haben wollen;
wie soll das Kind heißen?;
das Kind schreit;
ein Kind zeugen, erwarten, gebären, bekommen, kriegen, zur Welt bringen, austragen, abtreiben;
das Kind im Mutterleib;
das Kind füttern, stillen, trockenlegen, wickeln;
sie wurde von einem gesunden Kind entbunden;
er ist der Vater ihres Kindes;
Unser Kind strampelt ungeduldig in ihrem Bauch (Kinski, Erdbeermund 260);
sie trägt schon das Kind im vierten oder fünften Monat, da soll sie sich nicht aufregen (Kühn, Zeit 80);
Männer, die ihrer Frau zwei oder drei Kinder machen (die mit ihrer Frau zwei oder drei Kinder zeugen; Chotjewitz, Friede 237);
Kommst du mir mit einem Kind nach Hause, fliegst du auf der Stelle hinaus (Ruthe, Partnerwahl 81);
R das Kind muss [doch] einen Namen haben (für die Sache muss eine Rechtfertigung, ein Vorwand gefunden werden); wir werden das Kind schon [richtig] schaukeln (umgangssprachlich; wir werden die Sache schon in Ordnung bringen, bewältigen);
ein tot geborenes Kind sein (umgangssprachlich; von Anfang an, schon bei seiner Entstehung zum Scheitern, Misslingen verurteilt sein, aussichtslos sein: dieses Unternehmen war ein tot geborenes Kind);
unschuldig wie ein neugeborenes Kind sein (völlig, ganz und gar unschuldig sein);
jemandem ein Kind machen/andrehen (umgangssprachlich; eine Frau schwängern);
jemandem ein Kind in den Bauch reden (umgangssprachlich; jemandem etwas einreden, ihn mit großer Überredungskunst von etwas ganz Unwahrscheinlichem überzeugen wollen);
ein Kind unter dem Herzen tragen (dichterisch; ein Kind erwarten; schwanger sein);
ein Kind von Lumpen kriegen (landschaftlich; sich über etwas sehr wundern, ärgern);
das Kind mit dem Bade ausschütten (übereilt, im Übereifer das Gute mit dem Schlechten verwerfen);
b) Mensch, der sich noch im Lebensabschnitt der Kindheit befindet (etwa bis zum Eintritt der Geschlechtsreife), noch kein Jugendlicher ist; noch nicht erwachsener Mensch:
ein kleines, elfjähriges, halbwüchsiges Kind;
ein minderjähriges, unmündiges Kind;
ein munteres, aufgewecktes, begabtes, frühreifes, verwöhntes, verzogenes, schwieriges, zurückgebliebenes, verwahrlostes, verwaistes Kind;
Kinder bis zu zwölf Jahren;
Kinder bis 12 Jahre;
ein Kind von vier Jahren;
die Kinder spielen, toben, laufen umher, gehen zur Schule;
die Kinder wachsen heran, sind groß geworden;
damals, als wir noch Kinder waren;
das weiß, kann doch jedes Kind (ist doch ganz einfach, kann doch jeder);
sie ist kein Kind mehr (ist erwachsen);
er ist noch ein großes Kind (hat ein kindliches Gemüt, die Naivität eines Kindes);
sie war schon als Kind sehr still;
sie freute sich wie ein Kind;
ein Kind erziehen, großziehen, ernähren, vernachlässigen, verwöhnen;
das Kind an die Hand nehmen;
er behandelt sie wie ein [kleines] Kind (bevormundet sie);
den Kindern etwas beibringen;
die Kindergartenleiterin ist bei ihren Kindern (den ihr anvertrauten kleinen Kindern) sehr beliebt;
ein Spiel für Kinder und Erwachsene;
er kennt sie von Kind an/von Kind auf (seit ihrer Kindheit);
Darüber hinaus kostet jedes Kind, bis es selbst berufstätig wird, noch enorme Summen (Gruhl, Planet 156);
Namen, die auf dem Subkontinent jedes Kind kennt (die so allgemein bekannt sind, dass jeder sie kennt; a & r 2, 1997, 35);
das Bedauern, Fehler in der Erziehung der Kinder gemacht zu haben (Schreiber, Krise 144);
den Vater, der in diesem Land geboren wurde und von Kind auf für dieses Land gearbeitet hat (Innerhofer, Schattseite 182);
R wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist [deckt man ihn zu] (erst wenn es zu spät ist [wird etwas unternommen]); du bist als Kind [wohl] zu heiß gebadet worden (du bist nicht recht gescheit); wie sag ichs meinem Kinde (wie bringe ich einer bestimmten Person das am geschicktesten bei); aus Kindern werden Leute (die Kinder werden erwachsen); das ist nichts für kleine Kinder (umgangssprachlich; das geht dich nichts an, ist nichts für dich); Kinder und Narren sagen die Wahrheit (Kinder und einfältige Menschen sagen geradeheraus, ohne Rücksicht auf Konventionen und Höflichkeit, was sie denken); [ein] gebranntes Kind scheut das Feuer (wer eine schlechte Erfahrung gemacht hat, sucht vergleichbare Risiken zu vermeiden);
das Kind im Manne (meist scherzhaft; die Freude am Spiel, der Spieltrieb beim Mann; nach einer Stelle in dem Werk »Also sprach Zarathustra« des deutschen Philosophen Fr. Nietzsche, 1844–1900);
Kind[er] und Kindeskinder (die gesamte Nachkommenschaft);
bei jemandem lieb Kind sein (umgangssprachlich; bei jemandem in gutem Ansehen stehen [und dadurch Vorteile haben]);
sich bei jemandem lieb Kind machen (umgangssprachlich; sich bei jemandem einschmeicheln);
das Kind beim [rechten] Namen nennen (umgangssprachlich; etwas ganz offen, deutlich aussprechen);
mit Kind und Kegel (mit der gesamten Familie; mittelhochdeutsch kegel, kekel = uneheliches Kind, wohl identisch mit kegel = Knüppel, Stock, ↑ "Kegel": Pfingsten 83 endlich tat sich etwas, das auch Karoline interessieren konnte. Ein Ausflug! Mit Kind und Kegel [Kühn, Zeit 113]).
2. von jemandem leiblich abstammende Person; unmittelbarer Nachkomme:
ein eheliches, uneheliches, eigenes, leibliches Kind;
ihr erstes, zweites Kind;
das gemeinsame Kind;
ihr drittes Kind ist auch schon verheiratet;
wenn die Kinder aus dem Haus sind;
sie ist das einzige Kind [ihrer Eltern];
er ist das Kind eines Künstlers;
sie ist armer, einfacher, ordentlicher Leute Kind;
sie waren drei Kinder zu Hause;
wir haben drei Kinder;
sie wollen sich keine Kinder, nur ein Kind anschaffen;
willst du wirklich Kinder in die Welt setzen?;
er hat das Kind verleugnet, nicht anerkannt;
jedes seiner Kinder bekommt bei der Heirat ein Haus;
er hat für seine Kinder gesorgt;
Ü er ist ein Kind des 19. Jahrhunderts (ist von dieser Zeit geprägt);
die Kinder von [Karl] Marx und Coca-Cola (im Wohlstand der 1960er-, 1970er-Jahre aufgewachsene, vom Kapitalismus amerikanischer Prägung gekennzeichnete junge Leute, die sich linksintellektuell, antikapitalistisch oder marxistisch geben; nach dem deutschen Titel eines Films von Jean-Luc Godard (geboren 1930) aus dem Jahr 1965);
wir sind alle Kinder Gottes;
ein Kind des Todes (gehoben; ein äußerst gefährdeter, dem Tode naher, geweihter Mensch);
sie ist ein [echtes] Berliner Kind (sie stammt aus Berlin, ist eine richtige Berlinerin);
Wenn man sich heute Kinder leistet, muss man sehr sparsam wirtschaften (Kühn, Zeit 117);
Magda war 1918 geboren, und sie fügte hinzu: »Wir sind beide Kinder des Krieges. Er ist und bleibt unser Schicksal.« (Danella, Hotel 49);
R Kinder können nichts für ihre Eltern (man kann Kindern nicht ihre schlechte Herkunft und Erziehung anlasten); kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen (je älter die Kinder werden, desto größere Probleme bereiten sie [den Eltern]);
Kind der Liebe (gehoben veraltend, verhüllend; uneheliches Kind);
kein Kind von Traurigkeit sein (umgangssprachlich; ein lebenslustiger Mensch sein: Ich bin gar kein Kind von Traurigkeit, aber Kneipen hasse ich [Hörzu 16, 1973, 137]);
jemandes liebstes Kind sein (jemandes besondere Vorliebe genießen, von jemandem bevorzugt werden: … ist die Oper immer noch des deutschen Theaterabonnenten liebstes Kind [Herrenjournal 3, 1966, 2]);
jemanden an Kindes statt annehmen (↑ "adoptieren" [1]).
3. (familiär)
a) Anrede an eine [jüngere] weibliche Person:
mein Kind, besuche mich bald wieder;
»Nun, liebes Kind«, so unterbrach ich sie denn doch (Th. Mann, Krull 205);
b) Anrede an mehrere Personen:
Kinder, hört mal alle her!;
Ja, Kinder, das ist also mein kleines Paradies, mein Häusle (Ziegler, Kein Recht 378).
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