Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
kennen
kẹn|nen [mittelhochdeutsch kennen = (er)kennen, althochdeutsch (in Zusammensetzungen) -chennan, Kausativbildung zu ↑ "können" in dessen ursprünglicher Bedeutung »wissen, verstehen« und eigentlich = verstehen machen]:1. a) mit jemandem, etwas (in seinen charakteristischen Eigenschaften) bekannt geworden sein und im Bewusstsein [behalten] haben; mit jemandem vertraut sein; über jemanden, sich, etwas Bescheid wissen:
etwas gut, genau, gründlich, oberflächlich, flüchtig, nur vom Hörensagen, nur vom Sehen, aus eigener Anschauung, bis ins Kleinste, von Grund auf kennen;
die Welt, das Leben, seine Heimat kennen;
wir kennen ihre Not;
ich kenne sie, ihre Vorzüge und Schwächen, genau;
ich kenne mich [selbst] gut genug;
da kennst du mich aber schlecht (umgangssprachlich; schätzt du mich falsch ein);
von diesem Schriftsteller kenne ich nichts (habe ich nichts gelesen);
Er war gefangen; das war ein Zustand, den er aus Büchern kannte (Loest, Pistole 85);
Die Mutter, die er selbst gar nicht kannte (Kühn, Zeit 55);
R das kennen wir [schon] umgangssprachlich abwertend(1. das haben wir schon öfter gehört, erlebt; diese schlechte Erfahrung haben wir schon öfter gemacht; das ist uns [leider] nichts Neues) 2. (diese Ausrede ist uns [schon] geläufig);
b) jemandem in bestimmter Weise, durch bestimmte Eigenschaften, als jemand, der durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet ist, bekannt sein:
wie ich sie kenne, tut sie genau das Gegenteil;
wir kannten ihn bisher nur als Schriftsteller, nicht als Komponisten;
von dieser Seite kannten wir dich noch nicht;
wir kennen sie nur als zuverlässige Person;
K Du beleidigst mich, Weislingen. Kennst du mich für das (Goethe, Götz 4);
sich [vor etwas ] nicht mehr kennen ([aufgrund von etwas] außer sich sein: sich vor Wut nicht mehr kennen);
c) mit jemandem bekannt sein:
wir kennen uns schon lange;
jemanden nur flüchtig kennen;
er kennt mich persönlich;
ich kenne ihn von früher, von der Schule, vom Dienst her;
woher kennen wir uns?;
wir kennen uns schon (wir sind miteinander bekannt [gemacht worden]);
die beiden kennen sich nicht mehr (sind miteinander verfeindet und beachten sich bewusst nicht mehr, wenn sie sich begegnen);
nach dem Vorfall will sie ihn nicht mehr kennen (verleugnet sie die Bekanntschaft mit ihm, tut sie so, als kenne sie ihn nicht).
2. verstehen, beherrschen:
sein Handwerk kennen;
das Schachspiel kennen.
3. [wieder]erkennen [können]:
ich kenne sie am Gang, an der Stimme;
(bayrisch, österreichisch umgangssprachlich:) er hat sie in ihrer Maske nicht gekannt.
4. anzugeben, zu bezeichnen wissen:
jemandes Namen, Alter kennen;
kennst du den Grund für sein Verhalten?;
ich kenne ein gutes Mittel gegen Schnupfen;
kennst du ein gutes Restaurant?;
kennst du einen Arzt, der mir helfen könnte?;
sie allein kannte die Stelle, an der der Schatz vergraben war;
jeder kennt seinen Platz (weiß, wo sein Platz ist).
5. mit etwas in Berührung gekommen sein und daher [wissen und] Erfahrung darin haben, was und wie etwas ist:
in diesem Land kennt man keinen Winter;
die Eingeborenen kennen keine festen Behausungen;
eine Katastrophe von nie gekanntem (erlebtem) Ausmaß;
Ü die Gegend kennt (in der Gegend gibt es) lange, harte Winter;
Und dann diese elektrischen Rasenmäher! Sensen kennen die gar nicht mehr (Brot und Salz 334);
… dass zwar alle Länder der Welt außer der Schweiz das Frauenstimmrecht kennten (Zorn, Mars 36);
die kretisch-mykenische … Baukunst … kennt aber bereits differenzierte Säulenbildungen (Bild. Kunst III, 15).
6. a) sich einer Sache, die Berücksichtigung oder Verwirklichung nahelegt, bewusst sein:
seine Pflichten kennen;
b) sich in seinem Handeln (von etwas) bestimmen, beeinflussen lassen; in seinem Handeln (von etwas) bestimmt, beeinflusst sein (meist verneint):
sie kennt kein Mitleid, keine Rücksicht, keine Gnade, keine Skrupel, keine Hemmungen, keine Unterschiede;
er kennt keine Grenzen, kein Maß (schreckt vor nichts zurück);
sie kennt nur ihre Arbeit;
R da kenne ich nichts (umgangssprachlich; das lasse ich mir nicht nehmen, davon lasse ich mich nicht abhalten).
7. s. ↑ "kennenlernen".
8.ums Kennen (süddeutsch, österreichisch und schweizerisch umgangssprachlich; gerade noch, gerade nicht mehr, nur geringfügig: … weil das Muh ums Kennen länger dauert als das Mäh [Lipuš [Übers.], Verweigerung der Wehmut, 39]).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: kennen