Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
heben
he|ben [mittelhochdeutsch heben, althochdeutsch hevan, heffan; ursprünglich = fassen, packen, ergreifen, nehmen]:1. a) nach oben, in die Höhe bewegen, bringen; hochheben, emporheben:
eine Last, ein Gewicht mühelos, mit Leichtigkeit, mit einer Hand heben;
der Bahnhofsvorsteher hebt die Kelle;
der Dirigent hob den Taktstock;
er hob sein Glas (erhob es, nahm es vom Tisch auf) und trank auf ihr Wohl;
die Fotografen hoben wie auf Kommando ihre Kameras;
sie hob den Arm (erhob ihn, streckte ihn hoch), um sich bemerkbar zu machen;
die Dünung hob das Schiff [in die Höhe];
er hob (reckte) die Faust und drohte;
er hob die Hand gegen seinen Bruder (gehoben; holte zum Schlag gegen ihn aus);
gleichmütig die Schultern, Achseln heben (hochziehen);
sie hob die Augen (gehoben; blickte hoch);
er hob den Blick zu ihr (gehoben; sah zu ihr auf);
das Gewicht konnte auch dieser Gewichtheber nicht mehr heben (Gewichtheben; nicht gestreckt über dem Kopf halten);
er hat einen neuen Rekord gehoben (beim Gewichtheben aufgestellt);
er hat früher auch gehoben (war auch Gewichtheber);
Ü er hob seine Stimme (gehoben; sprach lauter [und höher]);
und alle drei … hoben ihre Röcke (nahmen sie in die Höhe; Ott, Haie 194);
sie solle nur nicht die Brauen heben (fragend, zweifelnd hochziehen; Chr. Wolf, Nachdenken 141);
einen heben (umgangssprachlich; etwas Alkoholisches trinken: komm, wir heben noch einen; wir gehen noch einen heben);
jemanden hebt es (umgangssprachlich; jemand muss sich [beinahe] übergeben, bekommt einen Brechreiz: nach dem ausgiebigen Alkoholgenuss hat es ihn ganz schön gehoben; wenn ich das nur rieche, hebt es mich);
b) hochnehmen, in die Höhe bewegen und in eine bestimmte andere Lage, an eine andere Stelle bringen:
jemanden auf eine Bahre heben;
sie hoben den Sieger auf die Schultern;
sie hob das Kind aus dem Wagen;
eine Tür aus den Angeln heben;
ich hob den Geldschein in die Höhe;
sie hob das Kind über das Fensterbrett ins Freie;
er hob den Ball in den Strafraum, über den Torwart ins Tor (Fußball; schoss ihn mit steiler Flugbahn, schlug ihn von unten hoch in einem Bogen);
c) sich durch Heben (1a, b) von schweren Lasten zuziehen:
du hast dir einen Bruch gehoben;
er hat sich im Lauf der Jahre geradezu einen Buckel gehoben.
2.
a) (gehoben) sich in eine andere, erhöhte Lage, Stellung bringen, bewegen:
Plötzlich hob sich Rosalie auf ihre Zehenspitzen (Langgässer, Siegel 524);
Witt hob sich aus dem Sitz (Gaiser, Jagd 141);
b) in die Höhe gehen, nach oben bewegt werden; hochgehen:
die Schranke hebt sich langsam;
der Vorhang hob sich immer wieder unter dem tosenden Beifall;
der Dampfer hob und senkte sich in der Dünung;
c) (irgendwo) in die Höhe, nach oben steigen; auf-, hochsteigen:
das Flugzeug hob sich in die Luft, in den grauen Himmel;
der Nebel hebt sich allmählich;
Dann hob sich von der Stelle eine Rauchsäule (Gaiser, Jagd 89);
d) (gehoben) (irgendwo) in die Höhe ragen, auf-, emporragen:
der Vordersteven hob sich aus dem Wasser;
die Türme der Kathedrale heben sich in den abendlichen Himmel.
3. aus der Tiefe heraufholen, bergen; von unten zutage fördern:
ein gesunkenes Schiff heben;
der Luxusdampfer konnte nur noch als Wrack gehoben werden;
sie machten sich auf, um einen [verborgenen, vergrabenen] Schatz zu heben (auszugraben).
4. a) in seiner Wirkung, Entfaltung fördern, begünstigen; steigern, verbessern:
das Niveau, den Lebensstandard, den Wohlstand eines Landes heben;
das hat sein Selbstbewusstsein gehoben;
diese Werbung hebt den Umsatz;
seine Gegenwart hob ihren Mut, ihre Laune, Stimmung;
der dunkle Hintergrund hebt die Farben (lässt sie besser hervortreten, steigert ihre Wirkung);
Vielleicht könnte so ein Verbot auch die Moral in der deutschen Wirtschaft heben (Woche 28. 2. 97, 11);
war ich … stets bestrebt …, meine politische Bildung zu heben (Leonhard, Revolution 279);
b) in seiner Wirkung, Entfaltung gefördert, begünstigt werden; sich steigern, verbessern:
der Handel, der Wohlstand hat sich in letzter Zeit sehr gehoben;
seine Stimmung, sein Wohlbefinden hob sich zusehends.
5. (landschaftlich)
a) ↑ "halten" (1 a):
kannst du mal einen Moment den Hammer, die Tasche heben?;
ich hebe dir das Kind, damit du die Hände frei hast;
er hat den abwärtsrollenden Wagen nicht mehr heben (aufhalten, festhalten, anhalten) können;
b) ↑ "festhalten" (3):
heb dich am Geländer, damit du nicht hinfällst!;
du kannst dich an mir heben.
6. (landschaftlich) ↑ "halten" (1 b):
das Seil muss dick sein, sonst hebt es nicht;
der Nagel hebt;
was du da zusammengeklebt hast, hebt nicht.
7. (landschaftlich) ↑ "einziehen" (8 a):
Steuern, Gebühren heben;
… waren die Beiträge zu den Kosten der Flurbereinigung, solange der endgültige Beitragsmaßstab noch nicht vorlag, nach einem von der Flurbereinigungsbehörde zu bestimmenden vorläufigen Beitragsmaßstab zu heben (Rheinpfalz 7. 7. 84, 38).
8. (veraltend) sich (beim Kürzen von Bruchzahlen) aufheben, ausgleichen:
drei gegen drei[, das] hebt sich.
9. (dichterisch) beginnen, aufkommen; sich erheben:
von Neuem hob sich der Gesang der Pilger;
draußen hob sich der Sturm.
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