Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Haut
Haut, die; -, Häute [mittelhochdeutsch, althochdeutsch hūt, eigentlich = die Umhüllende]:1. a) aus mehreren Schichten bestehendes, den gesamten Körper von Menschen und Tieren gleichmäßig umgebendes äußeres Gewebe, das dem Schutz der darunterliegenden Gewebe und Organe, der Atmung, der Wärmeregulierung u. a. dient:
eine zarte, rosige, helle, empfindliche, weiche, trockene, lederne, runzlige, unreine, dunkle Haut;
die glatte, glitschige Haut des Aals abziehen;
die abgeworfene Haut einer Schlange;
seine Haut ist rau, rissig geworden;
seine Haut war von der Sonne verbrannt, ist zu wenig durchblutet;
die Haut hat sich gerötet;
die Haut in der Sonne bräunen, gegen Sonnenbrand einölen;
ich habe mir die Haut abgeschürft, verbrannt;
es war sehr heiß, die Damen zeigten viel Haut (umgangssprachlich scherzhaft; waren sehr leicht, spärlich bekleidet, tief dekolletiert);
durch das zerzauste Gefieder konnte man stellenweise die Haut des Vogels sehen;
die knusprig gebratene Haut der Gans mag er besonders gern;
die Farbe, Pigmentierung der Haut;
die Jacke auf der bloßen Haut (unmittelbar auf dem Körper) tragen;
wir waren alle durchnässt bis auf die Haut (völlig durchnässt);
das Mittel muss in die Haut eingerieben, einmassiert werden;
Das Wasser war kühl, … und die Haut ihrer Füße wurde schrumpelig (Strittmatter, Wundertäter 476);
dennoch prickelte ihm die Haut vor Erregung (Feuchtwanger, Erfolg 802);
Es ist fast alles schmal und eng in diesem Gesicht, die Haut sehr dünn über die Knochen gestrammt (Richartz, Büroroman 14);
Allmählich darf der Lehrling mehr machen: Fäden abschneiden … Gefäße abbinden, die Haut nähen (Hackethal, Schneide 91);
Waschbenzin beißt die Haut weg, brennt (Ossowski, Flatter 165);
Über die entblößte Haut sah man rote Schauer laufen (H. Mann, Stadt 181);
S aus fremder Haut, aus anderer Leute Haut ist gut, leicht Riemen schneiden (mit dem Geld anderer lässt sich leicht wirtschaften; auf Kosten anderer kann man gut leben);
nur/bloß noch Haut und Knochen sein; nur/bloß noch aus Haut und Knochen bestehen (umgangssprachlich; völlig abgemagert sein);
seine Haut retten (umgangssprachlich; sich retten);
die Haut versaufen (salopp; ↑ "Fell" [1 a]);
jemandem die Haut gerben (salopp; ↑ "Fell" (1 a));
seine Haut zu Markte tragen (1. umgangssprachlich; sich voll für jemanden, etwas einsetzen und sich dabei selbst gefährden: wer sich den Machthabern entgegenstellte, trug die eigene Haut zu Markte [Erné, Kellerkneipe 103].] 2. umgangssprachlich scherzhaft; als Prostituierte, Callgirl, Stripteasetänzerin o. Ä. arbeiten);
seine Haut [möglichst] teuer/so teuer wie möglich verkaufen (umgangssprachlich; sich mit allen Kräften wehren, verteidigen; es einem Gegner so schwer wie möglich machen);
sich seiner Haut wehren (umgangssprachlich; sich energisch wehren, verteidigen: Schließlich war die Madeleine kein heuriger Hase und würde sich ihrer Haut schon wehren [Fallada, Herr 16]);
aus der Haut fahren (umgangssprachlich; sehr ärgerlich, voller Ungeduld sein; wütend, zornig werden; nach dem Bild einer sich häutenden Schlange: man könnte aus der Haut fahren, wenn man so etwas sieht; es ist, um aus der Haut zu fahren);
nicht aus seiner Haut [heraus]können (umgangssprachlich; nicht anders handeln, sich verhalten können, als es der eigenen Veranlagung, Anschauung entspricht; sich nicht ändern können: Er konnte nicht aus seiner Haut, wusste aber, wie er seine Schwäche zu steuern hatte [Loest, Pistole 133]; nicht alles von der bösen Seite sehen, ein bisschen Liebe zu den Menschen, … niemand kann aus seiner Haut heraus [Frisch, Stiller 439]);
sich etwas nicht aus der Haut schneiden können (umgangssprachlich; ↑ "Rippe" (1));
sich in seiner Haut wohlfühlen (umgangssprachlich; zufrieden sein mit seiner Lage, Situation, mit den Gegebenheiten, Lebensumständen);
jemandem ist wohl in seiner Haut (umgangssprachlich; jemand ist zufrieden mit seiner Lage, seinen Lebensumständen; jemand fühlt sich sehr behaglich);
nicht in jemandes Haut stecken mögen (umgangssprachlich; nicht an jemandes Stelle, nicht in jemandes übler Lage sein mögen);
in keiner guten/gesunden Haut stecken (umgangssprachlich; oft krank werden, kränkeln);
mit heiler Haut davonkommen (umgangssprachlich; etwas ungestraft, unverletzt überstehen);
mit Haut und Haar[en] (umgangssprachlich; völlig, ganz und gar, restlos: er hat den ganzen Rest mit Haut und Haar[en] aufgegessen, verschlungen; er hat sich dieser Arbeit mit Haut und Haar[en] verschrieben; sie ist ihm mit Haut und Haar[en] verfallen);
[jemandem] unter die Haut gehen/dringen (umgangssprachlich; jemanden sehr erregen, ihn unmittelbar, im Innersten berühren; bei jemandem starke Empfindungen auslösen; nach englisch to get under someone's skin: der Film geht unter die Haut; Dem dringt nichts unter die Haut! [Sebastian, Krankenhaus 53]; Es muss etwas geschehen. Etwas Großes. Etwas, das unter die Haut geht [Hörzu 43, 1984, 16]);
b) Fell, Haut (1 a) bestimmter größerer Tiere als haltbar gemachtes, aber noch nicht gegerbtes Rohmaterial für Leder; Tierhaut:
die Haut wird abgezogen und gegerbt;
auf der faulen Haut liegen (umgangssprachlich; faulenzen, nichts tun);
sich auf die faule Haut legen (umgangssprachlich; zu faulenzen anfangen, sich dem Nichtstun hingeben: Lea … hörte schon das Gejammer der Mutter, den Vorwurf, dass Nachbars Kinder ihren Schuppen bereits voll hätten, während Lea auf der faulen Haut lag [Ossowski, Liebe ist 115]).
2. a) hautähnliche Schicht, Hülle, Schale:
die Zwiebel hat sieben Häute;
der Pfirsich hat eine feste Haut;
von Pilzen, Mandeln die Haut abziehen;
die Wurst mit der Haut essen;
der Samen in der Hülse ist von einer feinen, durchsichtigen Haut bedeckt;
b) dünne Schicht, die auf der Oberfläche einer Flüssigkeit steht, sich darauf gebildet hat:
er verabscheut die Haut auf der heißen Milch.
3. etwas wie eine Haut (1 a) umgebende, glatte äußere Schicht als Abdeckung, Verkleidung, Bespannung o. Ä.:
die Haut des Ballons glänzte in der Sonne;
ein Schiff, Flugzeug mit einer silbern glänzenden Haut (Außenhaut).
4. (umgangssprachlich; in Verbindung mit bestimmten, meist positiv charakterisierenden attributiven Adjektiven) Mensch, Person:
er ist eine ehrliche Haut;
Ich bin eine grundehrliche Haut, Beate (Weber, Tote 80);
Nee, nee, Richardchen, bist 'ne gute Haut, aber das sind hier Männersachen (Döblin, Alexanderplatz 87).
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