Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Haar
Haar, das; -[e]s, -e [mittelhochdeutsch, althochdeutsch hār, eigentlich = Raues, Struppiges, Starres]:1. (umgangssprachlich) beim Menschen und bei den meisten Säugetieren auf der Haut [dicht] wachsendes, feines, fadenförmiges Gebilde aus Hornsubstanz:
graue, (gehoben:) silberne, weiße Haare an der Schläfe;
die Haare wachsen, fallen ins Gesicht, hängen in die Stirn, fallen [ihm] aus;
[sich] ein graues Haar auszupfen, ausreißen;
[sich] die Haare schneiden lassen;
[sich] die Haare waschen, trocknen, föhnen, färben, tönen;
die Haare kämmen, bürsten, toupieren;
Kreti hat Haare auf der Brust (hat eine behaarte Brust; Bieler, Bonifaz 150);
Ü einer ihrer Aussprüche … sträubte ihm die Haare (verursachte in ihm ein Gefühl des Schauderns, des Entsetzens; Musil, Mann 1294);
S krause Haare, krauser Sinn (wer krause Haare hat, ist eigenwillig); lange Haare, kurzer Verstand (wer lange Haare hat, hat nicht viel Verstand, Intelligenz);
jemandem stehen die Haare zu Berge/sträuben sich die Haare (umgangssprachlich; jemand ist in höchstem Maße erschrocken, entsetzt);
ein Haar in der Suppe/in etwas finden (umgangssprachlich; an einer sonst guten Sache etwas entdecken, was einem nicht passt);
kein gutes Haar an jemandem, etwas lassen (umgangssprachlich; nur Schlechtes über jemanden, etwas sagen; alles, was jemand tut, schlecht finden, kritisieren);
jemandem die Haare vom Kopf fressen (umgangssprachlich scherzhaft: 1. auf jemandes Kosten sehr viel essen. 2. kaum satt zu bekommen sein);
Haare auf den Zähnen haben (von schroffer, herrschsüchtiger, streitbar-aggressiver, rechthaberischer Wesensart sein [und sich auf diese Weise behaupten]; vermutlich hergeleitet von starker Behaarung als Zeichen von Männlichkeit, die sich sogar auf den Zähnen [älter: auf der Zunge] zeige);
Haare lassen [müssen] (umgangssprachlich; nur mit gewissen Einbußen etwas durchführen, ein gestecktes Ziel erreichen können; bezogen auf die Haare, die einem bei einer Schlägerei ausgerissen werden: Haare lassen musste vor allem die SPD [Spiegel 50, 1975, 25]);
sich über, wegen, um etwas keine grauen Haare wachsen lassen (seltener; sich wegen etwas keine unnötigen Sorgen machen, sich über etwas nicht im Voraus aufregen, grämen);
sich die Haare raufen (vor Ratlosigkeit, Verzweiflung nicht wissen, was man tun soll);
jemandem kein Haar/niemandem ein Haar krümmen [können] (umgangssprachlich; jemandem nichts/niemandem etwas zuleide tun [können]);
an einem Haar hängen (umgangssprachlich; sehr unsicher sein; in Bezug auf das Gelingen von einer bloßen Kleinigkeit abhängen);
etwas an/bei den Haaren herbeiziehen (umgangssprachlich; etwas anführen, was nicht oder nur sehr entfernt zur Sache gehört; Begründungen von sehr weit herholen);
sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen (↑ "Sumpf");
auf ein Haar/aufs Haar (umgangssprachlich; ganz genau, exakt: In Hans Castorps Fall glich der erste Oktobertag auf ein Haar dem letzten Septembertag [Th. Mann, Zauberberg 316]);
sich in die Haare fahren/geraten/kriegen (umgangssprachlich; Streit miteinander anfangen, bekommen: wegen mir, da haben sie (= Eltern) sich in die Haare gekriegt [Schmidt, Strichjungengespräche 83]);
sich in den Haaren liegen (umgangssprachlich; sich heftig streiten);
um ein Haar (umgangssprachlich: 1. es hätte nicht viel gefehlt, und …; beinahe, fast: um ein Haar wäre es schiefgegangen. 2. ganz wenig, eine winzige Kleinigkeit: er ist nur um ein Haar größer als seine Schwester);
nicht [um] ein Haar/[um] kein Haar (umgangssprachlich; nicht, um nichts: er hat sich [um] kein Haar geändert; Silvi wurde … um kein Haar besser als wie immer behandelt [R. Walser, Gehülfe 139]);
nicht [um] ein Haar breit/[um] kein Haar breit (↑ "Haarbreit");
ums Haar (beinahe, fast: ums Haar hätte er (= der Reporter) seinen »Aufsager« geschmissen [Spiegel 1/2, 1977, 21]).
2.
a) die Gesamtheit der Haare auf dem Kopf des Menschen; das Kopfhaar:
sie hat schönes, blondes, rotes, braunes, schwarzes, helles, dunkles, lockiges, krauses, glattes, volles Haar;
das Haar lang, kurz, offen, [in der Mitte] gescheitelt tragen;
die Zöglinge haben alle kurz geschnittenes Haar, nur Lucien trägt sein Haar schulterlang (Ziegler, Kein Recht 366);
Die Ukrainerin band sich Blumen ins Haar (Lentz, Muckefuck 205);
b) (bei den meisten Säugetieren) Behaarung; Fell:
das weiche, seidige Haar des Hundes;
Mit diesem (= dem Striegel) fahre ich dem Pferde am ganzen Körper … gegen das Haar (Dwinger, Erde 79).
3. (Botanik) haarähnliches Gebilde, das in großer Zahl besonders Blätter und Stängel bestimmter Pflanzen bedeckt:
die Unterseite der Blätter ist mit Haaren bedeckt.
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