Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
groß
groß [mittelhochdeutsch, althochdeutsch grōʒ, ursprünglich = grobkörnig]:1. a) in Ausdehnung [nach irgendeiner Richtung] oder Umfang den Durchschnitt oder einen Vergleichswert übertreffend:
ein großes Format;
eine Karte in großem Maßstab zeichnen;
Kleider in großen Größen;
Frankfurt ist eine große Stadt;
ein Haus mit großen Fenstern;
er fährt ein großes Auto;
sie hat große Hände, Augen;
große Eier, Kartoffeln;
die Wohnung ist nicht groß genug;
das Kleid wirkt, macht dich zu groß;
eine große (lange) Leiter;
große (breite) Geschäftsstraßen;
große (ausgedehnte) Waldgebiete;
auf großer Flamme (mit starker Hitze) kochen;
den großen Zeiger (Minutenzeiger) um einige Minuten vorrücken;
der Junge ist sehr groß (hochgewachsen) für sein Alter;
bist du aber groß geworden!;
das Wort steht groß (in großen Buchstaben) an der Tafel;
jemanden groß (mit großen Augen, verwundert) ansehen;
ein groß gewachsener Mann (ein Mann von hohem Wuchs);
ein groß gemusterter Kleiderstoff (ein Stoff mit einem großen Muster);
ein groß karierter Stoff, Mantel (ein Stoff, Mantel mit großem Karomuster);
sein groß kariertes (umgangssprachlich; sein anmaßendes, überhebliches) Auftreten;
groß machen (familiär; Kot ausscheiden);
Große/große Kreisstadt (↑ "Kreisstadt");
ein Icon groß klicken (EDV; es anklicken, sodass es in großem Format erscheint);
nun gab es doch einen Mond heute Nacht, der groß in der Fensterscheibe aufging (Fries, Weg 151);
Auf der linken Seite hatte er einen Bluterguss, groß wie ein Pfannkuchen (Ossowski, Flatter 135);
groß und breit (in aller Ausführlichkeit; als Vorwurf, Kritik: das habe ich dir doch schon groß und breit erzählt!);
b) eine bestimmte Länge, Höhe aufweisend, sich über einen bestimmten Bereich erstreckend:
ein 4 ha großes Grundstück;
der Mann ist mindestens 2 Meter groß;
diese Bluse ist mir zwei Nummern zu groß.
2. a) eine höhere Anzahl von Lebensjahren habend, älter:
sein großer Bruder;
ihre größere Schwester;
wenn du größer bist, darfst du länger aufbleiben;
unsere Große (ältere Tochter);
mein Größter (ältester Sohn);
b) erwachsen:
[schon] große Kinder haben;
in diesem Haus, mit diesen Grundsätzen bin ich groß geworden (aufgewachsen);
während die Kinder spielten, unterhielten sich die Großen;
Ihr seid ein Herz und eine Seele, seid gemeinsam groß geworden (aufgewachsen; Bieler, Bär 155);
»Ich bin in der Landwirtschaft groß geworden« … »Damit hat sich bei mir die Liebe zum Tier frühzeitig herausgebildet (Freie Presse 13. 12. 84, 3);
Groß und Klein (jedermann: Groß und Klein hatte sich zu dem Schauspiel eingefunden).
3. verhältnismäßig viel Zeit beanspruchend, von verhältnismäßig langer Dauer:
ein großer Zeitraum;
nach einer größeren Verzögerung;
die große Pause (Schule, Theater) hat schon begonnen;
die großen Ferien (Sommerferien);
Diesen hat man jedoch nach genauer Prüfung ohne groß zu zögern dem potentiellen Auftraggeber zurückgeschickt (CCI 9, 1997, 4).
4. von verhältnismäßig beträchtlicher Menge, Anzahl; sich aus [vielen] einzelnen Bestandteilen oder Werten zusammensetzend:
eine große Zuhörerschaft, Kundschaft haben;
wir sind eine große Familie;
große Zahlen, Summen, Beträge, Kosten;
eine große Auswahl an Schuhen;
sie hat ein großes Vermögen;
der größere Teil des gestohlenen Geldes wurde gefunden;
nur großes Geld (Geld [in Scheinen] von höherem Wert) bei sich tragen;
das große (viel) Geld verdienen;
im Großen (en gros) verkaufen, handeln;
Große/große Koalition (↑ "Koalition");
dass die große Mehrheit der bisher untersuchten Unternehmen dem Einsatz von KZ-Häftlingen zugestimmt oder ihn sogar initiiert hat (Woche 3. 7. 98, 34);
Bis der große Schnee kam, gingen wir in Holzschuhen (Wimschneider, Herbstmilch 19).
5. in hohem Grade, von starker Intensität:
großer Lärm, Beifall;
unter großem Hunger, großer Hitze leiden;
große Angst, große Sorgen haben;
mit großer Kraft, Geduld;
mit dem größten Vergnügen;
einen großen Irrtum begehen;
große Fortschritte in etwas machen;
große Aufregungen, Schwierigkeiten überstehen;
die Nachricht erregte großes Aufsehen;
großen Wert auf etwas legen;
in großer Eile sein;
sie ist eine große Schönheit;
er ist ein großer Feigling, Esel;
ihre Freude über das Geschenk war groß;
der Leistungsdruck wird in den oberen Schulklassen immer größer;
kein großer Esser sein (nicht viel zu essen pflegen);
[k]ein großer ([kein] begeisterter, leidenschaftlicher) Bastler sein;
er war ihre große Liebe (der Mann, den sie am meisten geliebt hat);
Großer/großer Lauschangriff (↑ Lauschangriff);
So sind die Wepper-Brothers im Moment groß im Kinogeschäft (haben großen Anteil am Kinogeschäft; Hörzu 52, 1972, 18).
6. a) eine besondere Bedeutung habend, [ge]wichtig, maßgeblich:
die großen Öl fördernden Länder;
große Worte, Gesten, Gefühle;
die große Welt des Sports;
Ereignisse aus der großen Politik;
ein großer Augenblick ist gekommen;
das war der größte Tag, die größte Chance seines Lebens;
er hat eine große Rede gehalten;
das spielt [k]eine große Rolle;
die großen (weitverbreiteten, überregionalen) Tageszeitungen;
Die großen Gefühle …, Eifersucht und so fort (Kronauer, Bogenschütze 193);
»Atheist« nennt sie sich … Ein großes (schwerwiegendes, bedeutsames) Wort! (Strauß, Niemand 58);
Nun haben sie sich wieder in alle Winde zerstreut, die Großen dieser Welt, mit ihren Diplomaten, Generalen, Expertenstäben (Dönhoff, Ära 182);
b) mit überdurchschnittlichem Aufwand, überdurchschnittlicher Wirkung verbunden; großartig, glanzvoll:
ein großes Fest;
in großer Aufmachung erscheinen;
die große (ironisch; vornehme, feine) Dame spielen;
sie führt ein großes Haus (besitzt ein luxuriöses Haus und empfängt häufig Gäste, die in der Öffentlichkeit bekannt sind);
er spielt den großen Herrn (ironisch; spielt sich auf, protzt);
Heute ist Kapitänscocktail und anschließend Begrüßungsdinner. Große Garderobe. Weißer Smoking (Konsalik, Promenadendeck 77);
groß inszeniert als Fackelzug (Woche 14. 11. 97, 1);
c) (umgangssprachlich) in besonderer Weise, mit viel Aufwand verbunden:
eine Veranstaltung in großem Rahmen, Stil;
groß ausgehen;
das Jubiläum wurde groß gefeiert;
der Artikel soll groß aufgemacht werden;
ein groß angelegtes Forschungsprogramm;
als die Spitzen der Sowjetunion … in Pankow groß auftraten (Dönhoff, Ära 90);
d) von besonderer Fähigkeit, Qualität; bedeutend; berühmt:
sie ist eine große Künstlerin;
der große Goethe hat dies einmal festgestellt;
einen großen Namen, eine große Vergangenheit haben;
er ist der größte Sohn unserer Stadt;
Katharina die Große (Abk.: d. Gr.);
sie war eine der ganz Großen ihres Fachs;
Unter den Pfälzergetränken … gibt es eine Reihe ganz großer Gewächse (Horn, Gäste 88);
Woolworth zählt … in Deutschland zu den Großen des Handels (Augsburger Allgemeine 6./7. 5. 78, X).
7. wesentlich, hauptsächlich, Haupt-:
die große Linie verfolgen;
den großen Zusammenhang erkennen;
der große Durchschnitt, die große Masse der Bevölkerung;
etwas in großen Umrissen, Zügen berichten;
eine Begebenheit groß umreißen;
das große Licht (umgangssprachlich; die Decken-, Hauptbeleuchtung) anmachen;
im Großen und Ganzen (im Allgemeinen, alles in allem, aufs Ganze gesehen: sie war im Großen und Ganzen mit den Vorschlägen einverstanden; in der Ausländergesetzgebung beugte man sich im Großen und Ganzen den Vorstellungen der Union [Woche 2. 1. 98, 5]).
8. (gehoben) großmütig, edel, selbstlos:
ein großes Herz haben;
sie ist eine große Seele;
groß fühlen, handeln;
groß denkend.
9. (umgangssprachlich)
a) großartig, bewundernswert:
sein Spiel ist große Klasse;
das finde ich, das ist ganz groß!;
er steht jetzt ganz groß da (ist in besonderem Maße erfolgreich gewesen);
(ironisch:) Millie war groß im Sprücheklopfen (Lentz, Muckefuck 267);
b) großspurig:
große Reden schwingen;
er redet immer so groß daher.
10. (umgangssprachlich) in hohem Grade, besonders, sehr:
niemand freute sich groß;
wir haben nicht groß darauf geachtet;
soll ich mich groß darüber auslassen?;
außer Egon hatte niemand Lust, groß zu laufen (Schnurre, Bart 146);
»Was ist das schon groß (was ist das schon Besonderes): ein amputiertes Bein hier werden ganz andere Sachen wieder zurechtgepflastert« (Remarque, Westen 26);
Daheim diskutiert man nicht groß über Politik (Spiegel 8, 1985, 43).
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