Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
grob
grob [mittelhochdeutsch grop, althochdeutsch g(e)rob, wahrscheinlich verwandt mit ↑ "groß" in dessen ursprünglicher Bedeutung »grobkörnig«]:1. a) in seiner Beschaffenheit derb, stark:
grobes Leinen, Papier;
grober Draht;
grob (zu einem groben Faden) gesponnenes Garn;
b) nicht sehr, nicht so fein [zerkleinert o. Ä.]:
grober Sand, Kies;
ein grobes (weitmaschiges) Sieb;
der Kaffee ist grob gemahlen;
grob gestreifte (mit breiten Streifen versehene) Markisen;
Trockenmauern aus grobem Feldgestein stützen die Terrassen (Frisch, Montauk 190);
c) (in Bezug auf Form, Aussehen) derb wirkend, ohne Feinheit:
sie hat grobe Gesichtszüge, Hände;
grobe (mit Schmutz verbundene) Arbeit;
Ich hatte das Herz nicht, ihm zu sagen, … dass ihr Gesicht grob sei, mit dicken Lippen und verkniffenen Augen (Schnabel, Marmor 22).
2. nur auf das Allerwichtigste beschränkt, nicht ins Einzelne gehend; ungefähr; unscharf:
etwas in groben Umrissen, Zügen wiedergeben;
das kostet uns im groben Durchschnitt zweihundert Euro pro Jahr;
es waren, grob gerechnet, grob geschätzt, 200 Leute anwesend;
grob gesprochen;
Für Musikauswahl und Themen bekommen die Producer nur grobe Vorgaben (Woche 7. 3. 97, 46);
Wir empfinden Symmetrie bereits dann, wenn sich zwei Hälften lediglich grob entsprechen – wie beim Gesicht (natur 1, 1996, 41);
Jeder Mensch soll atmen können … das ist, grob gesagt, die Ordnung, die zu schaffen ist (Plievier, Stalingrad 345);
Mit Folklore lässt sich im Groben das Repertoire … umschreiben (NNN 9. 11. 85, 3).
3. a) schwerwiegend und offensichtlich:
ein grober Formfehler;
grobe Lügen;
eine grobe Irreführung;
das war ein grober Irrtum;
(Rechtssprache:) grob fahrlässig handeln;
sie hat die Vorschriften grob missachtet;
grober Unfug (Rechtssprache; ungebührliches Verhalten, das geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen, und das damit die öffentliche Ordnung stört);
das Gröbste haben wir wohl überstanden;
Sie haben sich der gröbsten Pflicht- und Ehrverletzung schuldig gemacht, die es gibt (Benrath, Konstanze 82);
jemand fürs Grobe [sein] (umgangssprachlich; jemand [sein], der die weniger angenehme o. ä. Arbeit übertragen bekommt: Charlie ist beim britischen Geheimdienst der Mann fürs G. [Spiegel 6, 1982, 208]);
aus dem Gröbsten heraus sein (umgangssprachlich; das Schlimmste, die schwierigste Zeit [in einem bestimmten Ablauf] überstanden haben: sie sind mit dem Aufbau jetzt aus dem G. heraus; ihre Kinder sind inzwischen aus dem Gröbsten heraus);
b) heftig, stark:
grobe See (Seemannssprache; Meer mit starkem Wellengang);
Immer neue Niederschläge wechselten mit groben Windstößen ab (A. Kolb, Daphne 152).
4. (abwertend)
a) im Umgangston mit anderen Menschen ohne Feingefühl, barsch und unhöflich:
ein grober Mensch;
grobe Worte, Späße;
eine grobe Antwort;
sie wurde grob [zu ihm];
jemanden grob anfahren;
jemandem grob kommen (umgangssprachlich; in unhöflicher, zurechtweisender Weise etwas zu jemandem sagen);
b) nicht sanft, sondern derb:
jemanden grob anfassen;
sei doch nicht so grob, du tust mir ja weh!
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