Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Griff
Grịff, der; -[e]s, -e [mittelhochdeutsch, althochdeutsch grif, zu ↑ "greifen"]:1. a) das Greifen; Zugriff:
ein rascher, derber, eiserner, kräftiger Griff;
sich jemandes Griffen entwinden;
ich … tat einen herrlichen Griff in die … mit Pralinés angefüllte Kristallschale (Th. Mann, Krull 56);
der hastige Griff nach einer Zigarette (Jens, Mann 122);
Doch, anfangs habe ich jeden Griff an die Pistolentasche als eine Bewegung auf mein Ende gedeutet (Kant, Aufenthalt 79);
der Griff zu etwas (verhüllend; Hinwendung in einer Art Sucht zu einem Genussmittel, einer Droge: der Griff zur Tablette, Zigarette, Flasche);
ein Griff ins Klo (salopp; ein Missgriff: die Auswahl dieser Band war wohl ein Griff ins Klo);
einen glücklichen Griff haben (Glück haben: Deine Eltern plagen sich sehr, aber sie haben keinen glücklichen Griff und verstehen das Wirtschaften nicht [Werfel, Bernadette 375]);
mit jemandem, etwas einen guten/glücklichen Griff getan haben (mit jemandem, etwas eine gute Wahl getroffen haben);
einen Griff in die [Laden]kasse tun (verhüllend; Geld stehlen);
mit Griffen und Kniffen (mit List und Spitzfindigkeiten);
b) Handgriff, Handhabung:
ein geübter, falscher Griff;
bei ihr sitzt jeder Griff (sie ist sehr geschickt);
die Soldaten übten ihre Griffe am Gewehr;
sie beherrscht spielend selbst die schwierigsten Griffe (Fingerstellungen, mit denen jeweils bestimmte Töne auf einem Musikinstrument erzeugt werden können);
der Ringer wendete zur Verteidigung einige verbotene Griffe (mit Hand oder Arm ausgeführte greifende Bewegungen) an;
mit wenigen Griffen etwas rasch erledigen;
der Turner wechselte den Griff (die Haltung der Hände und Unterarme am Gerät);
das mache ich mit einem Griff, das ist mit einem Griff ([mühelos] im Nu) getan;
Griffe kloppen/(seltener:) klopfen (Soldatensprache; Griffe am Gewehr üben);
etwas im Griff haben (1. etwas, was mit den Händen getan wird, routinemäßig beherrschen: Das Boot hatte ich langsam im Griff [Plenzdorf, Leiden 132]. 2. jemanden, etwas unter Kontrolle haben: Er war einer der wenigen Lehrer, die unsere Klasse fest im Griff hatten [Wilhelm, Unter 84]; Jetzt spürte Axt, dass er seine Zuhörer im Griff hatte. Sie hingen an seinen Lippen [Kegel, Ölschieferskelett 100]; Die Arbeit, … hatte er so gut im Griff, dass er gleichzeitig auch noch die Schüler in Schach halten konnte [Innerhofer, Schattseite 47]; Die Polizei zu holen zeigte, dass die Anstaltsführung die Situation überhaupt nicht im Griff hatte [Eppendorfer, Kuß 68]; Fangen Sie mit Ihren Berichten an, sobald Sie die Lage im Griff haben [Ruark <Übers.>, Honigsauger 427]);
etwas in den Griff bekommen/(umgangssprachlich:) kriegen (in der Lage sein, etwas Schwieriges o. Ä. zu bewältigen, damit fertigzuwerden: eine Seuche, den Rauschgiftmissbrauch in den Griff bekommen; … würde das meiste nun davon abhängen, wie die portugiesische Regierung die schwierigen Wirtschaftsprobleme in den Griff bekäme [W. Brandt, Begegnungen 633]; »Ich habe nicht mehr weiterdenken können, ich konnte mich nicht mehr in den Griff bekommen«, schluchzte sie [Saarbr. Zeitung 8./9. 12. 79, 15]).
2. Teil einer Sache in Form einer Klinke, eines Knaufs, eines Henkels, Bügels o. Ä., der ein Zupacken der Hand, ein In-die-Hand-Nehmen ermöglicht:
ein lockerer Griff;
der Griff ist lose, ist abgebrochen;
der Griff des Spazierstocks ist aus Holz, Bambus;
den Koffer am Griff packen;
ein Schirm ohne Griff;
Söffchen muss die Traghand wechseln. »Der Griff schneidet gewaltig ins Fleisch.« (Jägersberg, Leute 234);
Er … schleifte die Kiste am Griff in die Nähe des Fensters (Böll, Adam 63).
3. (Weberei) durch Anfühlen feststellbare Beschaffenheit eines Gewebes:
dieser Seidenstoff hat einen besonders weichen Griff.
4. (Jägersprache) Klaue des Greifvogels.
5. (Fachsprache) 1"Haftung":
Ihr Belag (= der Belag der Autoreifen) muss … aus der Mischung sein, die noch in extremsten Schräglagen Griff hat (ADAC-Motorwelt 5, 1986, 176).
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