Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Gott
Gọtt, der; -es (selten in festen Wendungen -s), Götter [mittelhochdeutsch, althochdeutsch got, Herkunft ungeklärt; vielleicht eigentlich = das (durch Zauberwort) angerufene Wesen oder = das (Wesen), dem (mit Trankopfer) geopfert wird]:1. (im Monotheismus, besonders im Christentum) höchstes übernatürliches Wesen, das als Schöpfer Ursache allen Naturgeschehens ist, das Schicksal der Menschen lenkt, Richter über ihr sittliches Verhalten und ihr Heilsbringer ist:
der allmächtige, dreieinige, gütige, gerechte Gott;
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist;
Gott, der Allmächtige;
der liebe Gott;
Gott der Herr;
der Gott der Juden, der Christen, der Muslime;
Gott ist barmherzig;
das walte Gott! (1. evangelische Religion; das möge Gott uns schenken! 2. umgangssprachlich; Bekräftigungsformel);
Gott segne dich!;
Gott [sei] mit dir!;
(Wahlspruch der preußischen Könige) Gott mit uns!;
so wahr mir Gott helfe;
Gott anbeten, [zum Zeugen] anrufen, ehren, preisen, lieben, loben, leugnen, lästern;
Gott für die Errettung danken;
Gott sei Lob und Dank!;
wie es Gott gefällt (nach Gottes Willen);
das Reich Gottes;
Gottes Wort (wie es in der Bibel steht), Segen, Wille;
mit Gottes Hilfe;
vor Gottes Angesicht, Thron;
Gottes Sohn (Jesus);
die Mutter Gottes (Jesu als des Gottmenschen);
an Gott glauben;
auf Gott vertrauen;
bei Gott schwören;
die Toten sind bei Gott;
(Inschrift auf einem Grabstein) »Hier ruht in Gott …«;
vor Gott und der Welt;
zu Gott beten, flehen;
Gott existierte für ihn nicht mehr, kein Glaube gab ihm Kraft (Loest, Pistole 57);
Der Gott, der Eisen wachsen ließ, muss ihn erschaffen haben: 1,84 m groß, 100 kg schwer (Hörzu 6, 1976, 22);
Auf See … sind wir alle in Gottes Hand (Hörzu 24, 1980, 47);
diesen sabbelnden Pfaffen …, der von Gottes Ratschluss sprach (Rocco [Übers.], Schweine 51);
Ü Ich bin kein Kultusminister, … und ich bin schon gar nicht der pädagogische liebe Gott (Spiegel 3, 1975, 46);
Maiwald, spiel hier nicht den lieben Gott! (v. d. Grün, Glatteis 144);
S was Gott tut, das ist wohlgetan (Ausdruck des Vertrauens in das Wirken Gottes; Strophenanfang eines barocken Kirchenliedes); was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden (in Bezug auf die Ehe; Matthäus 19, 6); hilf dir selbst, so hilft dir Gott (Aufforderung, sich nicht auf die Hilfe anderer zu verlassen); wer Gott vertraut, hat wohl gebaut/hat nicht auf Sand/der hat auf keinen Sand gebaut (Aufforderung, auf Gottes Wirken zu vertrauen); Gottes Mühlen mahlen langsam [mahlen aber trefflich fein] (für sein unrechtes, böses Tun wird man schließlich doch von Gott gestraft); an Gottes Segen ist alles gelegen (ohne das Wohlwollen Gottes gelingt den Menschen nichts); bei Gott ist kein Ding unmöglich (man muss auch mit dem Unwahrscheinlichsten rechnen; Lukas 1, 37);
[großer/allmächtiger/guter/mein] Gott [im Himmel]!, o/ach [du lieber/mein] Gott! (Ausrufe der Verwunderung, Bestürzung, des Bedauerns o. Ä.: Ich hatte eine Braut und war Soldat. Mein Gott, was waren wir noch jung! [Frisch, Nun singen 148]; Allmächtiger Gott – das Wappen! schrie der Wirt [Langgässer, Siegel 64]);
[ach] Gott, … (am Satzanfang als Ausdruck einer Überlegung; nun, …: [ach] Gott, ich kann nicht klagen);
grüß [dich, euch, Sie] Gott! (österreichisch, sonst landschaftliche Grußformel);
Gott zum Gruß! (veraltete Grußformel);
behüt dich Gott! (süddeutscher, österreichischer Abschiedsgruß);
vergelts Gott! (landschaftliche Dankesformel);
Gott behüte/bewahre; da sei Gott vor! (Ausrufe des Erschreckens, der Abwehr: du meinst, es wird gleich Scherereien mit der Polente geben … Da sei Gott vor [Bieler, Bonifaz 213]);
Gott steh mir/uns bei! (Ausruf des Erschreckens);
wollte/gebe Gott, dass … (hoffentlich ist es so, dass …);
Gott soll mich strafen, wenn [nicht] … (es ist bestimmt [nicht] wahr, dass …);
gnade dir usw. Gott! (umgangssprachlich Drohung: wenn du das tust, dann gnade dir Gott!);
weiß Gott (wahrhaftig, wirklich, gewiss, wie man doch weiß: das wäre weiß Gott nicht nötig gewesen);
Gott weiß (umgangssprachlich; keiner weiß, es ist ungewiss: Gott weiß, wann sich das ändert; sie hat es Gott weiß wem [alles] erzählt; ein Disziplinarverfahren …, das Gott weiß wie endet [Becker, Tage 135]);
Gott verdamm mich (derber Fluch);
so Gott will (umgangssprachlich; wenn nichts dazwischenkommt: so Gott will, sehen wir uns nächstes Jahr wieder);
jemanden hat Gott im Zorn erschaffen (jemand ist hässlich, abstoßend, sodass man am liebsten nichts mit ihm zu tun haben möchte);
wie Gott jemanden geschaffen hat (scherzhaft; nackt: sie stand da, wie Gott sie geschaffen hat);
Gott hab ihn, sie usw. selig (er, sie usw. ist nun auch schon gestorben; als Einschub nach der Nennung einer verstorbenen Person: unser lieber Freund, Gott hab ihn selig, sagte immer …);
leben wie Gott in Frankreich (umgangssprachlich; im Überfluss leben; ein unbekümmertes Wohlleben führen; vielleicht vermischt aus den älteren Wendungen »leben wie ein Gott« und »leben wie ein Herr [= ein Geistlicher] in Frankreich«, wobei Letztere auf das Wohlleben der französischen Geistlichkeit im Mittelalter anspielt);
jemandes Gott sein (von jemandem als sein höchstes Gut betrachtet und aus einem übersteigerten Empfinden heraus abgöttisch geliebt werden: er, das Geld ist ihr Gott);
helf Gott! (Zuruf an einen Niesenden; nach der Vorstellung, dass beim Niesen etwas Böses aus dem Menschen heraus- oder in ihn hineinfahre);
Gott und die Welt (alles Mögliche, alle möglichen Leute: er kennt Gott und die Welt [viele Leute]; Wir unterhielten uns … über Gott und die Welt [Christiane, Zoo 266]; War abgehauen daheim, und dann hatte ich einen Hass auf Gott und die Welt [Fichte, Wolli 360]);
den lieben Gott einen guten Mann sein lassen (umgangssprachlich; unbekümmert seine Zeit verbringen; d. h. also, sich Gott nicht als Rachegott vorstellen: Ich hab' keine Lust, den ganzen Tag … zu werkeln, während er den lieben Gott einen guten Mann sein lässt [Fels, Sünden 114]);
dass Gott erbarm (umgangssprachlich; erbärmlich schlecht; gelegentlich als Beurteilung einer Leistung: sie spielte, sang, dass Gott erbarm; ein Novembernachmittag, kalt und regnicht, dass Gott erbarm' [Th. Mann, Buddenbrooks 18]);
Gott sei Dank! (umgangssprachlich; Ausruf der Erleichterung);
Gott seis getrommelt und gepfiffen! (umgangssprachlich scherzhaft; freudiger Ausruf sichtlicher Erleichterung);
Gott seis geklagt! (umgangssprachlich; leider!);
Gott befohlen! (gehoben veraltend; Abschiedsgruß);
dem lieben Gott den Tag stehlen (umgangssprachlich; seine Zeit unnütz verbringen);
um Gottes/(besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch selten:) Gotts willen (1. Ausruf des Schreckens, der Abwehr. 2. Ausdruck einer dringenden Bitte: machen Sie um Gottes willen keine … Methode daraus [Sommerauer, Sonntag 77]);
in Gottes/(besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch selten:) Gotts Namen (umgangssprachlich; wie sehnlich gewünscht; schließlich einer Bitte entsprechend: wenn ihr alles nicht passt, dann soll sie sich doch in Gottes Namen eine eigene Wohnung nehmen; die ersten Erfahrungen mit der Liebe … mit vierzehn Jahren ist man in Gottes Namen noch nicht reif dafür [Ziegler, Kein Recht 302]);
leider Gottes/(besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch selten:) Gotts (umgangssprachlich; bedauerlicherweise: leider Gottes ist es nun einmal so);
seinen Frieden mit Gott machen (sich vor dem Sterben in Gottes Willen ergeben);
jemand ist [wohl] ganz und gar von Gott verlassen! (umgangssprachlich; Ausruf der Missbilligung);
von Gottes/(besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch selten:) Gotts Gnaden (Geschichte; durch die besondere Güte Gottes; Übersetzung von lateinisch gratia dei: ein Herrscher von Gottes Gnaden; Von Psychologie versteht er so viel wie du von Astronautik, aber er hält sich für einen Zuchthausdirektor von Gottes Gnaden! [rechnet sich eine besondere Qualität zu; Ziegler, Kein Recht 225]);
jemanden, etwas zu seinem Gott machen (jemanden, etwas als sein höchstes Gut betrachten und aus einem übersteigerten Empfinden heraus abgöttisch lieben).
2. (im Polytheismus) kultisch verehrtes übermenschliches Wesen als personal gedachte Naturkraft, sittliche Macht:
heidnische Götter;
die griechischen, germanischen Götter;
Schönheit ist ein Geschenk der Götter (ein herrliches Geschenk, mit dem man von der Natur bedacht werden, das man aber nicht erwerben kann);
Hermes … ist der geschmeidige Gott der Diebe (Th. Mann, Krull 206);
wie ein junger Gott (strahlend schön, großartig in der Regel nur auf Männer bezogen: wie ein junger Gott spielen, tanzen; »Du bist ein Kerl«, sagte sie, »wie ein junger Gott« [Fels, Sünden 31]);
das wissen die Götter (umgangssprachlich; das ist ganz ungewiss: ob sich der frühere Erfolg je wiederholt, das wissen die Götter);
Götter in Weiß (umgangssprachlich ironisch; ↑ "Halbgott" [2]: Es ist … Mode geworden, an dem Thron zu rütteln, auf dem Ärzte, gelegentlich auch »Götter in Weiß« genannt, sitzen sollen [Hörzu 20, 1976, 85]).
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