Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Gnade
Gna|de, die; -, -n [mittelhochdeutsch g(e)nade, althochdeutsch gināda = (göttliches) Erbarmen, eigentlich = Hilfe, Schutz, zu einem Verb mit der Bedeutung »unterstützen, helfen«]:1. a) Gunst eines sozial, gesellschaftlich o. ä. Höherrangigen gegenüber einem sozial, gesellschaftlich o. ä. auf niedrigerem Rang Stehenden:
die Gnade des Königs erlangen, verlieren;
Ein großer … Herr, der strafen kann und Gnade üben (Roth, Beichte 60);
Er fleht … die Kurfürstin an, für ihn Gnade zu erwirken (NJW 19, 1984, 1068);
Der Verbannte … war … zum guten Ende doch wieder heimgekehrt in die Gnade des Imperators (Ransmayr, Welt 140);
»… Meinst du, es macht mir Spaß, ewig und drei Tage von Vaters Gnaden abzuhängen?« (M. L. Fischer, Kein Vogel 130);
Ü eines wird uns zuteil: die Gnade des Augenblicks (Goes, Hagar 154);
Er kam fast nicht dazu, an Karola zu denken: das war die Gnade der Arbeit, sie gewährte ihm Schutz (Fels, Afrika 117);
die Gnade haben (ironisch, veraltet; sich herablassen, so gnädig sein: er hatte nicht die Gnade, uns eintreten zu lassen; dass Königliche Hoheit … die Gnade gehabt hat, ein Paar Stiefel bei mir zu bestellen [Th. Mann, Hoheit 48]);
vor jemandem/vor jemandes Augen Gnade finden (vor jemandem bestehen können, von ihm anerkannt, akzeptiert werden: Die Suppe ließ sie zurückgehen … Zum Glück fand das Lendensteak Gnade vor ihr [M. Walser, Seelenarbeit 213]);
auf Gnade und/oder Ungnade (bedingungslos, auf jede Bedingung hin: sich jemandem auf Gnade und Ungnade ergeben, ausliefern);
aus Gnade [und Barmherzigkeit] (aus bloßem Mitleid);
in Gnaden (mit Wohlwollen);
bei jemandem in [hohen] Gnaden stehen, sein (gehoben; von jemandem [sehr] geschätzt werden: Was mich anlangt, stehe ich ja bei ihr in Gnaden [A. Kolb, Daphne 42]; als Verfechter der europäischen Integration war er beim Präsidenten nicht in Gnade [W. Brandt, Begegnungen 135]);
jemanden wieder in Gnaden aufnehmen (gehoben; jemandem etwas nachsehen und ihn in einem Kreis wieder aufnehmen: wie sie gefleht hatten, … man möchte sie wieder in Gnaden aufnehmen …, zum halben Lohn ihrethalben [Fallada, Blechnapf 211]);
von jemandes Gnaden (durch jemandes Gunst, durch jemanden [bewirkt, geworden, zustande gekommen]: Er ist Kaiser von Volkes Gnaden [Thieß, Reich 540]; Eine Armee von Amerikas Gnaden [B. Vesper, Reise 465]);
b) (Religion) verzeihende Güte Gottes:
die göttliche Gnade;
das ist kein Verdienst, sondern eine Gnade des Himmels;
in den Besitz der Gnade gelangen.
2. Milde, Nachsicht in Bezug auf eine verdiente Strafe, Strafnachlass:
der Gefangene bat, flehte um Gnade;
Ü Da war der Krieg, und der war ohne Gnade (Kant, Impressum 428);
Gnade vor/für Recht ergehen lassen (von einer Bestrafung absehen, nachsichtig sein: Er … gibt mir … bekannt, dass er noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen will [Remarque, Westen 118]).
3.Euer, (auch:) Ihro, Ihre Gnaden (veraltete Anrede an Personen von hohem Rang; vgl. lateinisch vestra clementia: Euer Gnaden haben/ hat gerufen; Gut meinen und gut handeln, Euer Gnaden, das ist zweierlei! [Frisch, Cruz 11]).
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