Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Glocke
Glọ|cke, die; -, -n [mittelhochdeutsch glocke, althochdeutsch glocca, clocca < altirisch cloc(c), lautmalend; im Rahmen der Missionstätigkeit irischer Mönche übernahmen die Germanen mit der Sache auch das keltische Wort]:1. a) aus Metall bestehender, in der Form einem umgedrehten Kelch ähnlicher, nach unten offener, hohler Gegenstand, der durch einen im Innern befestigten ↑ "Klöppel" (1 a) zum Klingen gebracht wird:
eine schwere, bronzene Glocke;
die Glocke läutet, tönt;
die Glocke schlägt acht [Uhr], läutet Sturm;
die Glocke zur letzten Runde (Sport; das mit einer Glocke gegebene Signal für den führenden Läufer, Radfahrer o. Ä.) ertönte;
er läutet die Glocken;
eine Glocke gießen;
der Guss einer Glocke;
eine Schnur mit vielen kleinen Glocken, Glöckchen;
an die große Glocke kommen (umgangssprachlich; überall herumerzählt werden, in aller Leute Munde sein: Einerseits war die Stadt so klein, dass man sich kannte, andererseits so groß, dass man inkognito leben konnte, wenn man das … wollte. In Rostock kam nicht gleich alles an die große Glocke [Kempowski, Zeit 29]);
etwas an die große Glocke hängen (umgangssprachlich; etwas [Privates, Vertrauliches] überall erzählen; nach dem Brauch, die Teilnehmer einer Gerichtsversammlung durch das Läuten der großen Kirchenglocke zusammenzurufen: »Ich möchte nur«, sagt er zögernd, »dass man's nicht an die große Glocke hängt« [Werfel, Bernadette 348]);
wissen, was die Glocke geschlagen hat (umgangssprachlich; sich über den Ernst, die Bedrohlichkeit einer Situation im Klaren sein: der Junge weiß, was die Glocke geschlagen hat, wenn er zu spät nach Hause kommt; Haben denn die bei uns Verantwortlichen wirklich noch nicht begriffen, was die Glocke geschlagen hat? [SZ 2. 3. 93, 15 [Leserbrief]);
die Glocke läuten hören, aber nicht wissen, wo sie hängt (umgangssprachlich; über etwas nicht genau Bescheid wissen [und dennoch darüber reden]: K Wie viel ist die Glocke [wie spät ist es; Schiller, Fiesco IV, 3]);
b) (Fachsprache, süddeutsch, österreichisch, schweizerisch, sonst veraltend) Klingel:
die Glocke schrillte;
Die Glocke über der Eingangstür, eine gewöhliche Schelle, … hatte angeschlagen (Th. Mann, Krull 54);
Er kam durch die Glastür, wo er vorher die Glocke gezogen hatte, herein (wo er geläutet, geklingelt hatte; Hesse, Steppenwolf 6);
Fahrräder und Schlitten müssen mit mindestens einer hell tönenden Glocke ausgerüstet sein (Straßenverkehrsrecht, StVZO, 196).
2. etwas, was einer Glocke (1 a) ähnlich ist:
die Glocken (Blüten) der Narzisse;
Einen Augenblick ist es, als wollte sie schweben, von dem zur Glocke geblähten Rock getragen (Kempowski, Zeit 215).
3. a) Bowler:
jemandem eins auf die Glocke geben (salopp; jemandem einen Schlag [auf den Kopf] versetzen; jemanden verprügeln);
eins auf die Glocke kriegen (salopp; einen Schlag [auf den Kopf] bekommen; verprügelt werden);
b) runder Damenhut [aus Filz] mit [leicht gewellter] heruntergebogener Krempe.
4. kreisrund geschnittener, vorn offener [mit einer Kapuze versehener] Umhang:
der Gentleman, der mit schwarzer Glocke über dem grauen Sportanzug durch Kensington Gardens stolziert (Reinig, Schiffe 115).
5. glockenförmiger Gegenstand, den man über etwas stülpt (z. B. Butter-, Käse-, Kuchenglocke):
sie legt den Käse, die restlichen Kuchenstücke unter die Glocke;
Ü eine Glocke von Nebel und Dunst hing über der Stadt;
Er musste den Gestank loswerden, der wie eine Glocke über ihm hing (Springer, Was 292).
6. (Fechten) halbkugelförmiger, aus Metall bestehender Schutz für die Hand oberhalb des Waffengriffs.
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Ansicht: Glocke