Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Getto
Gẹt|to, Ghẹt|to, das; -s, -s [italienisch ghetto, Herkunft ungeklärt; vielleicht aus dem Hebräischen oder aus italienisch getto = Gießerei (wegen der Nachbarschaft des ersten in Venedig belegten Judenviertels zu einer Kanonengießerei, nach der dieser Stadtteil schon vorher geheißen haben könnte)]:a) abgeschlossenes Stadtviertel, in dem die jüdische Bevölkerung abgetrennt von der übrigen Bevölkerung leben musste:
die Gettos von Warschau;
im Getto leben;
Im … Ghetto gab es keine Lebensmittelkarten (Hilsenrath, Nacht 78);
Die im Mittelalter in Europa weitverbreitete Übung der Juden, sich in geschlossenen Gettos anzusiedeln, wurde in der Periode des Absolutismus zwangsweise in der Mehrzahl der Staaten durchgeführt (Fraenkel, Staat 142);
b) (meist abwertend) Stadtviertel, in dem diskriminierte Minderheiten, Ausländer oder auch privilegierte Bevölkerungsschichten zusammenleben:
die Gettos der Schwarzen;
die Ausländer wohnen, leben hier in Gettos;
ein Getto der Reichen, Alten, Homosexuellen;
angesichts der neuen Gettos in unseren Städten (Welt 1. 11. 74, 4);
Die Farbigen aus den Ghettos amerikanischer Großstädte (Kraushaar, Lippen 78);
Die Armeeführer waren … vorsichtig genug, ihre Verbände aus den Städten herauszunehmen und in Gettos fern der Bevölkerung zu konzentrieren (Spiegel 20, 1975, 78);
c) bestimmter sozialer, wirtschaftlicher, geistiger o. Ä. Bezirk oder Rahmen, aus dem sich jemand nicht entfernen kann:
es mag Leute geben, die zu ihm (= Christus) beten; aber bleibt das nicht auf das Getto des Seelenlebens beschränkt? (Thielicke, Ich glaube 248);
wenn die wirtschaftlichen Beziehungen des Landes noch stärker … aus dem osteuropäischen Getto ausbrechen (MM 21. 8. 69, 2);
Der sonst im Getto der 30 Prozent gefangenen CDU gelang … ein befreiender Sprung nach vorn (MM 5. 3. 74, 2);
Ob Linux aus dem Ghetto der technischen PC-User ausbrechen kann, muss sich erst noch zeigen (ct 19, 2000, 38).
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