Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
gelinde
ge|lịnd (selten), ge|lịn|de [mittelhochdeutsch gelinde, zu ↑ "lind"]:1. (umgangssprachlich) nicht gering, schwach; ↑ "deutlich" (b):
eine gelinde Überraschung, Übertreibung, Untertreibung;
gelinde Panik, Verzweiflung, Ratlosigkeit;
gelinde Zweifel befielen ihn.
2. abschwächend, schonend, vorsichtig [ausgedrückt]:
»Frechheit« ist nur ein gelinder Ausdruck für solch ein Benehmen;
das Wort »Unverschämtheit« ist noch sehr gelinde dafür;
das war, gelind gesagt, nicht gerade rücksichtsvoll von ihr;
Was sich da gestern im Stadtverbandstag in Sachen Schloss tat, war – gelinde ausgedrückt – eine Sensation (Saarbr. Zeitung 30. 11. 79, 17).
3. (gehoben veraltend)
a) mild, nicht rau:
gelindes Klima;
jener begünstigte Landstrich, … gelinde und ohne Schroffheit (Th. Mann, Krull 10);
b) von geringer Intensität; schwach, nicht stark:
ein gelinder Regen, Schmerz;
etwas bei gelindem Feuer braten;
die Speisen sind gelind[e] gewürzt;
… dass es den Lehrern fortan erlaubt sein solle, geringe Verstöße gegen die Schulordnung und Disziplin durch gelinde Ohrfeigen auf der Stelle zu ahnden (Augsburger Allgemeine 6./7. 5. 78, IV);
c) mild, nicht streng, nicht hart:
mit einer gelinden Strafe davonkommen;
aus der Sowjetunion dürfte Ghadhafi mehr oder minder gelinde Ermahnungen zu hören bekommen haben (NZZ 29. 8. 86, 3);
d) schonend, vorsichtig:
wusch sie meine Füße …, trocknete sie gelinde ab (Fallada, Trinker 31).
4. nur schwach geneigt, nur leicht ansteigend oder abfallend, nicht steil, nicht ↑ "schroff" (1):
ein großes Portal und eine breite, gelinde Treppe (Goethe, Italien. Reise 12. 3. 1787, abends [Neapel]).
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