Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
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gehen
ge|hen [mittelhochdeutsch, althochdeutsch gēn, gān, ursprünglich = verlassen, fortgehen; leer sein, klaffen, verwandt mit gähnen]:1. sich in aufrechter Haltung auf den Füßen schrittweise fortbewegen:
schnell, langsam, gerade, gebückt, barfuß, am Stock, auf Zehenspitzen, eingehakt gehen;
geradeaus, um die Ecke, über die Straße, auf und ab, hin und her gehen;
willst du mitfahren oder lieber [zu Fuß] gehen?;
Jedenfalls ging er bloß schwer und schleppend, mit schaufelnden Armen, aber nie so tief gebückt und schief (Strauß, Niemand 125);
Lara geht bereits den zweiten Tag mit rot geweinten Augen (Frischmuth, Herrin 21);
Die leeren Gläser räumt H. ab, viel kann er nicht tragen auf einmal, geht er eben öfter (Schädlich, Nähe 55);
Noch nie hat sie von einem Trainer gehört, der seinen Stall aufgegeben hätte, solange er noch gehen … kann (Frischmuth, Herrin 138);
☆ wo jemand geht und steht (immerzu; überall: er trägt die Sonnenbrille, wo er geht und steht);
wie jemand geht und steht (so, wie jemand gerade [angezogen] ist; sofort: als ich die Nachricht hörte, rannte ich los, wie ich ging und stand).
2. eine bestimmte Strecke gehend (1) zurücklegen:
einen Umweg, 5 km gehen;
ich bin den Weg in einer Stunde gegangen;
sie ist ein Stück mit uns gegangen;
der Pfad ist nicht leicht zu gehen;
Der Beamte geht seine Runden, die Antenne des Funkgerätes blinkt im Licht (Sobota, Minus-Mann 77).
3. in bestimmter Weise zu begehen sein:
auf diesem Pflaster geht es sich schlecht;
es ging sich barfuß angenehm darauf (Kuby, Sieg 384).
4. a) sich [mit bestimmter Absicht] irgendwohin begeben:
schwimmen, tanzen, einkaufen, essen gehen;
auf den Markt, aufs Standesamt gehen;
ins Ausland gehen;
zu/ins Bett gehen;
zur/in die Kirche gehen (den Gottesdienst besuchen);
an die Luft gehen (ins Freie gehen, um sich zu entspannen, zu erfrischen);
in die Himbeeren gehen (umgangssprachlich; Himbeeren pflücken gehen);
zum Arzt gehen (den Arzt aufsuchen);
Ü an die Arbeit gehen (mit der Arbeit beginnen);
in Deckung gehen (Schutz suchen);
in Urlaub, Pension gehen;
mit einigen Hoffnungen in den Wahlkampf gehen;
das Manuskript geht in Druck (man beginnt mit dem Druck);
Wachtmeister Dufte ging sich der sonntäglichen Stadt zeigen (Strittmatter, Wundertäter 335);
viele von Ihnen, die in den Westen gegangen sind, wollen jetzt nichts anderes als zurück (Brasch, Söhne 55);
Lange vor dem Mittag setzte er sich in den Koksstaub und war zu müde, nach einer Limonade (eine Limonade holen) zu gehen (Becker, Tage 88);
Krenek und Busch gehen vier Wochen auf Kursus (Kant, Impressum 374);
Von Wilhelm wurde berichtet, er sei als Knecht auf Wanderschaft gegangen und an einen Hof im Niederbayerischen gekommen (Kühn, Zeit 55);
Silber ist so teuer, dass man spekulativ in andere Metalle geht (auf andere Metalle ausweicht; Saarbr. Zeitung 2. 10. 79, 6);
K »… lassen Sie ihn rufen, haben Sie die Güte.« »Ich geh' um ihn!«, schrie Peter (Ebner-Eschenbach, Gemeindekind 96);
Aber was sitzt Er denn immer da? Gehe Er den Bogen Papier zu kaufen (Cl. Brentano, Kasperl 354);
☆ in sich gehen (über sein Verhalten [mit Bedauern] nachdenken, um es zu ändern: Anstatt dass Sie jetzt in sich gehen und versuchen, ein ordentlicher Mensch zu werden [Ziegler, Konsequenz 48]);
b) regelmäßig besuchen:
in den Kindergarten, auf die Universität gehen;
er geht noch zur Schule (er ist noch Schüler);
sie ist durch eine harte Schule gegangen (hat viel Schweres durchgemacht);
c) in einem bestimmten Bereich [beruflich] tätig werden:
in den Staatsdienst, in die Industrie, Politik gehen;
ins Kloster gehen (Nonne, Mönch werden);
als Jurist zur Verwaltung gehen;
zum Theater, zum Film gehen ([Film]schauspieler[in] werden);
d) (landschaftlich) als etwas [zu] arbeiten [beginnen]:
als Schaffner gehen.
5. (umgangssprachlich) sich in bestimmter Weise kleiden:
er geht immer gut, schlecht gekleidet;
in Schwarz, in Trauer, in Zivil, in Nationaltracht gehen;
zum Fasching als Indianerin, als Cowboy gehen (verkleidet sein);
man geht kurz und aggressiv sexy – es kann sich dabei um ein Sackkleid handeln, um eine Tunika (Nordschweiz 29. 3. 85, 27);
Zweitens ging sie ihm viel zu kindlich angezogen mit ihrem gelben Trägerröckchen (Bastian, Brut 171);
Er geht im Hemd od. Pullover, nie im Mantel (Strauß, Niemand 125).
6. a) einen Ort verlassen; weggehen:
ich muss jetzt gehen;
er ist wortlos, grußlos gegangen;
gehen wir?;
jemanden lieber gehen als kommen sehen (jemanden nicht mögen und deshalb auf seine Anwesenheit keinen Wert legen);
geh/gehen Sie/(süddeutsch, österreichisch:) gehts mir doch damit, mit dieser alten Geschichte! (umgangssprachlich; als Ausdruck der Ablehnung, des Unwillens; lass/lassen Sie mich doch damit in Ruhe, in Frieden!);
geh/(süddeutsch, österreichisch:) gehts, erzähl schon! (umgangssprachlich; als Ausdruck der Ermunterung; los!);
geh/(süddeutsch, österreichisch:) gehts, das soll ich glauben? (umgangssprachlich; als Ausdruck des Zweifels);
er ist von uns gegangen (verhüllend; gestorben);
Ü um 12.22 Uhr geht der Zug (fährt er ab);
der nächste Bus geht (fährt) erst in einer halben Stunde;
☆ etwas mit sich gehen heißen/lassen (umgangssprachlich; ↑ mitgehen);
b) seinen bisherigen Arbeitsplatz aufgeben; aus dem Amt, Dienst ausscheiden:
sie hat gekündigt und wird nächsten Monat gehen;
der Minister musste gehen;
Sie können gehen (Sie sind entlassen!);
☆ gegangen werden (umgangssprachlich scherzhaft; entlassen werden).
7. (umgangssprachlich)
a) sich an etwas zu schaffen machen:
jemand muss an meinen Schreibtisch gegangen sein, er ist völlig in Unordnung;
b) sich unerlaubt von einer Sache etwas nehmen:
ich habe gemerkt, dass du an mein Geld gegangen bist;
die Kinder sind [mir] an den Kuchen gegangen.
8. (umgangssprachlich) mit jemandem ein Freundschafts- oder Liebesverhältnis haben [und sich oft in der Öffentlichkeit mit ihm zeigen]:
er geht schon zwei Jahre mit dem Mädchen;
die beiden gehen [fest] miteinander;
seitdem sie wissen, dass ich mit einem Polizisten gehe, werde ich geschnitten (Hörzu 48, 1981, 127).
9. a) in bestimmter Weise in Bewegung sein:
die Maschine geht (funktioniert; ist in Betrieb);
die Uhr geht nicht mehr (ist stehen geblieben);
er erwachte, weil die Klingel, das Telefon ging (läutete);
sein Mundwerk ging ununterbrochen (umgangssprachlich; er redete ununterbrochen);
es geht (weht) ein kalter Wind;
kein Lüftchen ging (es war windstill);
die Tür geht (wird geöffnet; bewegt sich);
Ü die Affäre ging durch alle Zeitungen (wurde in allen Zeitungen verbreitet);
es geht (man erzählt sich) die Sage, das Gerücht, dass …;
nach zehn Minuten ging (heulte) die Sirene auf dem Torgebäude (G. Vesper, Laterna 36);
Draußen geht ein leichter Nieselregen (Chotjewitz, Friede 249);
☆ einen gehen lassen (derb; eine Blähung abgehen lassen);
b) ↑ "aufgehen" (4):
der Teig muss noch gehen.
10. a) sich machen lassen; möglich sein:
das geht nicht;
aber das geht doch nicht (das kommt nicht infrage), dass du jetzt schon gehst!;
leider geht es nicht anders;
es geht nicht ohne deine Hilfe;
soll ich es einpacken oder geht es so?;
da geht noch was (umgangssprachlich; es kann noch etwas erreicht, verändert, verbessert werden);
Nichts geht mehr, auch nicht ein Minderheitskabinett (MM 21. 1. 76, 2);
R gehts noch? (umgangssprachlich; was soll das?; das ist doch wohl absurd);
b) (umgangssprachlich) einigermaßen akzeptabel sein, gerade noch angehen:
die ersten Tage im Urlaub gingen noch, aber dann wurde die Hitze unerträglich;
»Gefällt es dir?« – »Es geht [so]« (leidlich; einigermaßen);
der Mantel muss diesen Winter noch gehen (seinen Zweck erfüllen);
R das geht gar nicht (das ist ausgeschlossen, komplett abzulehnen).
11. a) sich in bestimmter Weise entwickeln; in bestimmter Weise verlaufen:
der Laden, das Geschäft geht gut, überhaupt nicht;
(umgangssprachlich:) alles geht drunter und drüber;
es geht alles nach Wunsch;
Ü wie geht (lautet) die erste Strophe?;
☆ vor sich gehen (gerade stattfinden; geschehen: was geht hier vor sich?; es sind Veränderungen vor sich gegangen; Und wie geht das mit der Entspannung vor sich? [Dönhoff, Ära 141]);
b) in bestimmter Weise zu handhaben, zu machen, durchzuführen sein:
etwas geht schwer, leicht, ganz einfach;
ich weiß nicht, wie diese Rechenaufgabe, dieses Spiel geht;
Ich möchte Esskastanien zubereiten, weiß aber nicht, wie es geht (wie man es macht; Hörzu 51, 1975, 101).
12. absetzbar, verkäuflich sein; gewünscht werden:
der Artikel geht bei uns sehr schlecht;
das Produkt geht überall;
Wer ein Schaufenster … dekorieren möchte, kann sich die Klassiker gebührenfrei borgen. Lenin (die Bücher von Lenin) geht am besten (Bieler, Bär 260).
13. a) in etwas Raum finden:
in das Gefäß geht nur ein Liter;
der Schrank geht (passt) nicht durch die Tür, in das Zimmer;
So viel Betten gehen nicht in die zwei Zimmer (M. Walser, Seelenarbeit 186);
b) (von Zahlen, Maßen) in etwas enthalten sein:
wie oft geht 2 in 10?;
von diesen Äpfeln gehen vier auf ein Pfund;
c) in etwas aufgeteilt werden:
die Erbschaft geht in fünf gleiche Teile.
14. a) sich bis zu einem bestimmten Punkt erstrecken, ausdehnen:
der Rocksaum geht bis zu den Knien;
das Wasser ging mir bis an den Hals;
die Summe geht in die Hunderte;
Ü seine Sparsamkeit geht bis zum Geiz;
bis es nicht mehr geht (bis zum Überdruss);
das geht zu weit;
er ging so weit zu behaupten, dass …;
das geht über (übersteigt) seine Kräfte, seinen Horizont;
seine Familie geht ihm über alles (ist ihm am meisten wert);
es geht nichts über (nichts ist besser als) ein gutes Glas Wein;
Das Waschbecken geht über die volle Breite, sodass man gute Möglichkeiten zur Morgentoilette hat (Caravan 1, 1980, 43);
dass sie (= die Ärzteschaft) seit Jahrzehnten vor jedem Krieg deswegen warnt, weil die Menschenopfer in die Hundertmillionen gehen können (DÄ 47, 1985, 8);
Die Herzogin geht … auch in der Liebe bis zum Äußersten (bis zum gerade noch Akzeptablen; Reich-Ranicki, Th. Mann 118);
einige Studenten gingen sogar so weit, mit ihren Kollegheften nach Weber … zu werfen (Niekisch, Leben 60);
b) eine bestimmte Richtung haben, einschlagen; in einer bestimmten Richtung verlaufen:
die Straße geht durch den Wald;
der Weg geht erst geradeaus, dann links;
wohin geht (führt) die Reise?;
hinter der Biegung geht es (führt der Weg, die Straße) steil hinauf;
c) auf etwas, jemanden abzielen, gerichtet sein:
der Blick geht auf den Altar;
das Fenster geht auf den Hof, nach der Straße;
der Regen geht (dringt) durch die Schuhe;
der Ball ging (traf) ins Tor;
diese Bemerkung geht gegen dich;
das geht gegen meine Prinzipien;
die Rechnung geht auf mich (bezahle ich);
seine Ansicht, Meinung geht dahin, dass …;
das geht mir ans Gemüt, zu Herzen (trifft, bewegt mich);
die Farbe geht (spielt) ins Blau;
Die Felder waren ja an Georg gegangen (M. Walser, Seelenarbeit 35);
Der dritte Preis ging an den japanischen Maler Koichi Nasu (CCI 1, 1987, 5);
Als es während der Mahlzeit ans Verteilen der Suppe geht (das Verteilen der Suppe einsetzt; Ossowski, Flatter 49);
Die erste Runde geht auf den Wirt (Chotjewitz, Friede 153);
wenn ich mich von ihm auf die Schultern schmeißen ließ, anstatt wenigstens auf Punktniederlage zu gehen (alles daranzusetzen, nur eine Punktniederlage hinnehmen zu müssen; Loest, Pistole 186);
d) sich einem bestimmten Zustand, Zeitpunkt o. Ä. nähern:
etwas geht zu Ende;
er geht auf die 60 (nähert sich seinem sechzigsten Lebensjahr);
es geht auf/gegen Mitternacht;
dieser Zustand geht jetzt ins dritte Jahr (dauert schon [länger als] zwei Jahre an);
Es geht auf sieben Uhr (Kühn, Zeit 6);
dann geht (dauert) es wiederum acht bis zehn Jahre, bis größere Mengen davon (= Kartoffelneuheiten) produziert werden können (Brückenbauer 37, 1985, 25);
e) sich nach jemandem, etwas richten; jemanden, etwas als Maßstab nehmen:
er geht nur nach dem Äußeren;
danach kann man nicht gehen;
es kann nicht immer alles nach dir gehen (es kann sich nicht immer alles nach deinem Willen richten).
15.
a) sich in einer bestimmten Verfassung, Lage befinden:
es geht ihm [gesundheitlich, finanziell] gut, schlecht;
wie geht es dir?;
(umgangssprachlich:) wie gehts, wie stehts?;
wie geht es mit deinem Prozess?;
b) sich um etwas handeln:
worum geht es hier/in diesem Film? (was ist der Inhalt?);
es geht mir darum, ihn zu überzeugen (ich möchte erreichen, dass er sich überzeugen lässt);
Von Goethe dies Gedicht, wo's um die bunten Glasfenster geht (Kempowski, Immer 83);
Bevor sie fahren, haben sie eine lange Unterredung mit dem Trainer. Es kann nur um Geld gehen (Frischmuth, Herrin 86);
ihr geht es nun darum, durchzuhalten und dieses erste persönlich erkämpfte Stück Selbstständigkeit in ihrem Leben zu verteidigen (Richter, Flüchten 309);
Es scheint, dass es im Grunde nicht nur um ideologische Differenzen geht, sondern auch um machtpolitische (Dönhoff, Ära 229);
Wiederholt konnte Oberleutnant Wall an der Kleinen beobachten, dass sie – sobald es um Schwächere oder Kranke geht – sehr mitleidig und hilfsbereit ist (Bastian, Brut 69).
schnell, langsam, gerade, gebückt, barfuß, am Stock, auf Zehenspitzen, eingehakt gehen;
geradeaus, um die Ecke, über die Straße, auf und ab, hin und her gehen;
willst du mitfahren oder lieber [zu Fuß] gehen?;
Jedenfalls ging er bloß schwer und schleppend, mit schaufelnden Armen, aber nie so tief gebückt und schief (Strauß, Niemand 125);
Lara geht bereits den zweiten Tag mit rot geweinten Augen (Frischmuth, Herrin 21);
Die leeren Gläser räumt H. ab, viel kann er nicht tragen auf einmal, geht er eben öfter (Schädlich, Nähe 55);
Noch nie hat sie von einem Trainer gehört, der seinen Stall aufgegeben hätte, solange er noch gehen … kann (Frischmuth, Herrin 138);
☆ wo jemand geht und steht (immerzu; überall: er trägt die Sonnenbrille, wo er geht und steht);
wie jemand geht und steht (so, wie jemand gerade [angezogen] ist; sofort: als ich die Nachricht hörte, rannte ich los, wie ich ging und stand).
2. eine bestimmte Strecke gehend (1) zurücklegen:
einen Umweg, 5 km gehen;
ich bin den Weg in einer Stunde gegangen;
sie ist ein Stück mit uns gegangen;
der Pfad ist nicht leicht zu gehen;
Der Beamte geht seine Runden, die Antenne des Funkgerätes blinkt im Licht (Sobota, Minus-Mann 77).
3.
auf diesem Pflaster geht es sich schlecht;
es ging sich barfuß angenehm darauf (Kuby, Sieg 384).
4. a) sich [mit bestimmter Absicht] irgendwohin begeben:
schwimmen, tanzen, einkaufen, essen gehen;
auf den Markt, aufs Standesamt gehen;
ins Ausland gehen;
zu/ins Bett gehen;
zur/in die Kirche gehen (den Gottesdienst besuchen);
an die Luft gehen (ins Freie gehen, um sich zu entspannen, zu erfrischen);
in die Himbeeren gehen (umgangssprachlich; Himbeeren pflücken gehen);
zum Arzt gehen (den Arzt aufsuchen);
Ü an die Arbeit gehen (mit der Arbeit beginnen);
in Deckung gehen (Schutz suchen);
in Urlaub, Pension gehen;
mit einigen Hoffnungen in den Wahlkampf gehen;
das Manuskript geht in Druck (man beginnt mit dem Druck);
Wachtmeister Dufte ging sich der sonntäglichen Stadt zeigen (Strittmatter, Wundertäter 335);
viele von Ihnen, die in den Westen gegangen sind, wollen jetzt nichts anderes als zurück (Brasch, Söhne 55);
Lange vor dem Mittag setzte er sich in den Koksstaub und war zu müde, nach einer Limonade (eine Limonade holen) zu gehen (Becker, Tage 88);
Krenek und Busch gehen vier Wochen auf Kursus (Kant, Impressum 374);
Von Wilhelm wurde berichtet, er sei als Knecht auf Wanderschaft gegangen und an einen Hof im Niederbayerischen gekommen (Kühn, Zeit 55);
Silber ist so teuer, dass man spekulativ in andere Metalle geht (auf andere Metalle ausweicht; Saarbr. Zeitung 2. 10. 79, 6);
K »… lassen Sie ihn rufen, haben Sie die Güte.« »Ich geh' um ihn!«, schrie Peter (Ebner-Eschenbach, Gemeindekind 96);
☆ in sich gehen (über sein Verhalten [mit Bedauern] nachdenken, um es zu ändern: Anstatt dass Sie jetzt in sich gehen und versuchen, ein ordentlicher Mensch zu werden [Ziegler, Konsequenz 48]);
b) regelmäßig besuchen:
in den Kindergarten, auf die Universität gehen;
er geht noch zur Schule (er ist noch Schüler);
sie ist durch eine harte Schule gegangen (hat viel Schweres durchgemacht);
c) in einem bestimmten Bereich [beruflich] tätig werden:
in den Staatsdienst, in die Industrie, Politik gehen;
ins Kloster gehen (Nonne, Mönch werden);
als Jurist zur Verwaltung gehen;
zum Theater, zum Film gehen ([Film]schauspieler[in] werden);
d) (landschaftlich) als etwas [zu] arbeiten [beginnen]:
als Schaffner gehen.
5. (umgangssprachlich) sich in bestimmter Weise kleiden:
er geht immer gut, schlecht gekleidet;
in Schwarz, in Trauer, in Zivil, in Nationaltracht gehen;
zum Fasching als Indianerin, als Cowboy gehen (verkleidet sein);
man geht kurz und aggressiv sexy – es kann sich dabei um ein Sackkleid handeln, um eine Tunika (Nordschweiz 29. 3. 85, 27);
Zweitens ging sie ihm viel zu kindlich angezogen mit ihrem gelben Trägerröckchen (Bastian, Brut 171);
Er geht im Hemd od. Pullover, nie im Mantel (Strauß, Niemand 125).
6. a) einen Ort verlassen; weggehen:
ich muss jetzt gehen;
er ist wortlos, grußlos gegangen;
gehen wir?;
jemanden lieber gehen als kommen sehen (jemanden nicht mögen und deshalb auf seine Anwesenheit keinen Wert legen);
geh/gehen Sie/(süddeutsch, österreichisch:) gehts mir doch damit, mit dieser alten Geschichte! (umgangssprachlich; als Ausdruck der Ablehnung, des Unwillens; lass/lassen Sie mich doch damit in Ruhe, in Frieden!);
geh/(süddeutsch, österreichisch:) gehts, erzähl schon! (umgangssprachlich; als Ausdruck der Ermunterung; los!);
geh/(süddeutsch, österreichisch:) gehts, das soll ich glauben? (umgangssprachlich; als Ausdruck des Zweifels);
er ist von uns gegangen (verhüllend; gestorben);
Ü um 12.22 Uhr geht der Zug (fährt er ab);
der nächste Bus geht (fährt) erst in einer halben Stunde;
☆ etwas mit sich gehen heißen/lassen (umgangssprachlich; ↑ mitgehen);
b) seinen bisherigen Arbeitsplatz aufgeben; aus dem Amt, Dienst ausscheiden:
sie hat gekündigt und wird nächsten Monat gehen;
der Minister musste gehen;
Sie können gehen (Sie sind entlassen!);
☆ gegangen werden (umgangssprachlich scherzhaft; entlassen werden).
7. (umgangssprachlich)
a) sich an etwas zu schaffen machen:
jemand muss an meinen Schreibtisch gegangen sein, er ist völlig in Unordnung;
b) sich unerlaubt von einer Sache etwas nehmen:
ich habe gemerkt, dass du an mein Geld gegangen bist;
die Kinder sind [mir] an den Kuchen gegangen.
8. (umgangssprachlich) mit jemandem ein Freundschafts- oder Liebesverhältnis haben [und sich oft in der Öffentlichkeit mit ihm zeigen]:
er geht schon zwei Jahre mit dem Mädchen;
die beiden gehen [fest] miteinander;
seitdem sie wissen, dass ich mit einem Polizisten gehe, werde ich geschnitten (Hörzu 48, 1981, 127).
9. a) in bestimmter Weise in Bewegung sein:
die Maschine geht (funktioniert; ist in Betrieb);
die Uhr geht nicht mehr (ist stehen geblieben);
er erwachte, weil die Klingel, das Telefon ging (läutete);
sein Mundwerk ging ununterbrochen (umgangssprachlich; er redete ununterbrochen);
es geht (weht) ein kalter Wind;
kein Lüftchen ging (es war windstill);
die Tür geht (wird geöffnet; bewegt sich);
Ü die Affäre ging durch alle Zeitungen (wurde in allen Zeitungen verbreitet);
es geht (man erzählt sich) die Sage, das Gerücht, dass …;
nach zehn Minuten ging (heulte) die Sirene auf dem Torgebäude (G. Vesper, Laterna 36);
Draußen geht ein leichter Nieselregen (Chotjewitz, Friede 249);
☆ einen gehen lassen (derb; eine Blähung abgehen lassen);
b) ↑ "aufgehen" (4):
der Teig muss noch gehen.
10. a) sich machen lassen; möglich sein:
das geht nicht;
aber das geht doch nicht (das kommt nicht infrage), dass du jetzt schon gehst!;
es geht nicht ohne deine Hilfe;
soll ich es einpacken oder geht es so?;
da geht noch was (umgangssprachlich; es kann noch etwas erreicht, verändert, verbessert werden);
Nichts geht mehr, auch nicht ein Minderheitskabinett (MM 21. 1. 76, 2);
R gehts noch? (umgangssprachlich; was soll das?; das ist doch wohl absurd);
b) (umgangssprachlich) einigermaßen akzeptabel sein, gerade noch angehen:
die ersten Tage im Urlaub gingen noch, aber dann wurde die Hitze unerträglich;
der Mantel muss diesen Winter noch gehen (seinen Zweck erfüllen);
R das geht gar nicht (das ist ausgeschlossen, komplett abzulehnen).
11. a) sich in bestimmter Weise entwickeln; in bestimmter Weise verlaufen:
der Laden, das Geschäft geht gut, überhaupt nicht;
(umgangssprachlich:) alles geht drunter und drüber;
Ü wie geht (lautet) die erste Strophe?;
☆ vor sich gehen (gerade stattfinden; geschehen: was geht hier vor sich?; es sind Veränderungen vor sich gegangen; Und wie geht das mit der Entspannung vor sich? [Dönhoff, Ära 141]);
b) in bestimmter Weise zu handhaben, zu machen, durchzuführen sein:
etwas geht schwer, leicht, ganz einfach;
ich weiß nicht, wie diese Rechenaufgabe, dieses Spiel geht;
Ich möchte Esskastanien zubereiten, weiß aber nicht, wie es geht (wie man es macht; Hörzu 51, 1975, 101).
12. absetzbar, verkäuflich sein; gewünscht werden:
der Artikel geht bei uns sehr schlecht;
das Produkt geht überall;
Wer ein Schaufenster … dekorieren möchte, kann sich die Klassiker gebührenfrei borgen. Lenin (die Bücher von Lenin) geht am besten (Bieler, Bär 260).
13. a) in etwas Raum finden:
in das Gefäß geht nur ein Liter;
der Schrank geht (passt) nicht durch die Tür, in das Zimmer;
So viel Betten gehen nicht in die zwei Zimmer (M. Walser, Seelenarbeit 186);
b) (von Zahlen, Maßen) in etwas enthalten sein:
wie oft geht 2 in 10?;
von diesen Äpfeln gehen vier auf ein Pfund;
c) in etwas aufgeteilt werden:
die Erbschaft geht in fünf gleiche Teile.
14. a) sich bis zu einem bestimmten Punkt erstrecken, ausdehnen:
der Rocksaum geht bis zu den Knien;
das Wasser ging mir bis an den Hals;
die Summe geht in die Hunderte;
Ü seine Sparsamkeit geht bis zum Geiz;
bis es nicht mehr geht (bis zum Überdruss);
das geht zu weit;
er ging so weit zu behaupten, dass …;
das geht über (übersteigt) seine Kräfte, seinen Horizont;
seine Familie geht ihm über alles (ist ihm am meisten wert);
es geht nichts über (nichts ist besser als) ein gutes Glas Wein;
Das Waschbecken geht über die volle Breite, sodass man gute Möglichkeiten zur Morgentoilette hat (Caravan 1, 1980, 43);
dass sie (= die Ärzteschaft) seit Jahrzehnten vor jedem Krieg deswegen warnt, weil die Menschenopfer in die Hundertmillionen gehen können (DÄ 47, 1985, 8);
Die Herzogin geht … auch in der Liebe bis zum Äußersten (bis zum gerade noch Akzeptablen; Reich-Ranicki, Th. Mann 118);
einige Studenten gingen sogar so weit, mit ihren Kollegheften nach Weber … zu werfen (Niekisch, Leben 60);
b) eine bestimmte Richtung haben, einschlagen; in einer bestimmten Richtung verlaufen:
die Straße geht durch den Wald;
der Weg geht erst geradeaus, dann links;
wohin geht (führt) die Reise?;
c) auf etwas, jemanden abzielen, gerichtet sein:
der Blick geht auf den Altar;
das Fenster geht auf den Hof, nach der Straße;
der Regen geht (dringt) durch die Schuhe;
der Ball ging (traf) ins Tor;
diese Bemerkung geht gegen dich;
das geht gegen meine Prinzipien;
die Rechnung geht auf mich (bezahle ich);
seine Ansicht, Meinung geht dahin, dass …;
das geht mir ans Gemüt, zu Herzen (trifft, bewegt mich);
die Farbe geht (spielt) ins Blau;
Die Felder waren ja an Georg gegangen (M. Walser, Seelenarbeit 35);
Der dritte Preis ging an den japanischen Maler Koichi Nasu (CCI 1, 1987, 5);
Als es während der Mahlzeit ans Verteilen der Suppe geht (das Verteilen der Suppe einsetzt; Ossowski, Flatter 49);
Die erste Runde geht auf den Wirt (Chotjewitz, Friede 153);
wenn ich mich von ihm auf die Schultern schmeißen ließ, anstatt wenigstens auf Punktniederlage zu gehen (alles daranzusetzen, nur eine Punktniederlage hinnehmen zu müssen; Loest, Pistole 186);
d) sich einem bestimmten Zustand, Zeitpunkt o. Ä. nähern:
etwas geht zu Ende;
er geht auf die 60 (nähert sich seinem sechzigsten Lebensjahr);
dieser Zustand geht jetzt ins dritte Jahr (dauert schon [länger als] zwei Jahre an);
Es geht auf sieben Uhr (Kühn, Zeit 6);
dann geht (dauert) es wiederum acht bis zehn Jahre, bis größere Mengen davon (= Kartoffelneuheiten) produziert werden können (Brückenbauer 37, 1985, 25);
e) sich nach jemandem, etwas richten; jemanden, etwas als Maßstab nehmen:
er geht nur nach dem Äußeren;
danach kann man nicht gehen;
es kann nicht immer alles nach dir gehen (es kann sich nicht immer alles nach deinem Willen richten).
15.
a) sich in einer bestimmten Verfassung, Lage befinden:
es geht ihm [gesundheitlich, finanziell] gut, schlecht;
wie geht es dir?;
(umgangssprachlich:) wie gehts, wie stehts?;
wie geht es mit deinem Prozess?;
b) sich um etwas handeln:
worum geht es hier/in diesem Film? (was ist der Inhalt?);
es geht mir darum, ihn zu überzeugen (ich möchte erreichen, dass er sich überzeugen lässt);
Von Goethe dies Gedicht, wo's um die bunten Glasfenster geht (Kempowski, Immer 83);
Bevor sie fahren, haben sie eine lange Unterredung mit dem Trainer. Es kann nur um Geld gehen (Frischmuth, Herrin 86);
ihr geht es nun darum, durchzuhalten und dieses erste persönlich erkämpfte Stück Selbstständigkeit in ihrem Leben zu verteidigen (Richter, Flüchten 309);
Es scheint, dass es im Grunde nicht nur um ideologische Differenzen geht, sondern auch um machtpolitische (Dönhoff, Ära 229);
Wiederholt konnte Oberleutnant Wall an der Kleinen beobachten, dass sie – sobald es um Schwächere oder Kranke geht – sehr mitleidig und hilfsbereit ist (Bastian, Brut 69).