Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
gegen
1ge|gen [mittelhochdeutsch gegen, althochdeutsch gegin, Herkunft ungeklärt]:1.
a) kennzeichnet die [Aus]richtung auf jemanden, etwas, die Hinwendung zu jemandem, etwas; auf jemanden, etwas zu; zu jemandem, etwas hin:
sich gegen die Wand drehen;
gegen die Mauer lehnen;
Ben sah zum Himmel – und presste sich erschrocken gegen den Berghang (Funke, Drachenreiter 294);
Pinneberg macht einen Schritt gegen die Tür (Fallada, Mann 208);
Träge und unaufhaltsam wie ein Zug Lemminge wälzte sich die Narrenhorde gegen das Meer (Ransmayr, Welt 94);
Um 17 Uhr nahm die »Europa« dann wieder Kurs gegen Heidelberg (MM 16. 5. 75, 13);
b) kennzeichnet eine gegenläufige Bewegung; in entgegengesetzter Richtung (zu jemandem, etwas Entgegenkommendem); wider:
gegen die Strömung, den Strom, den Wind rudern;
sich gegen etwas stemmen;
c) kennzeichnet die Weise, in der eine zielgerichtete Bewegung auf etwas auftrifft; an:
Regen klatscht gegen die Fenster;
gegen die Tür schlagen;
gegen die Wand stoßen;
jemandem gegen das Schienbein treten.
2. a) kennzeichnet ein Entgegenwirken, ein Angehen gegen jemanden, etwas, ein Sichentgegenstellen:
gegen den Hunger in der Welt kämpfen;
der Kampf gegen Krankheit und Armut;
etwas gegen die Missstände tun;
gegen etwas protestieren;
sich gegen jemanden auflehnen;
ein Mittel gegen Husten (das den Husten vertreibt);
eine Impfung gegen (zum Schutz vor) Pocken;
Appell gegen das Wachstumsdenken (MM 2. 3. 79, 5);
Nachholspiele gegen den Abstieg (MM 27. 3. 79, 10);
Sie hatte nichts gegen seine Küsse (Weber, Tote 5);
Du weißt, dass wir alle nicht glücklich waren über diese plötzliche Heirat. Nichts gegen Andreas, wir fanden ihn ganz liebenswert (Danella, Hotel 147);
es spreche mehr für als gegen den Selbstmord (Becker, Tage 61);
Sprengstoffanschläge gegen israelische Soldaten (NZZ 30. 4. 83, 2);
Das Auto … hat stabile Stoßdämpfer und 6 Jahre Garantie gegen Durchrosten (6 Jahre wird garantiert, dass es nicht durchrostet; ADAC-Motorwelt 4, 1986, 37);
b) kennzeichnet eine Gegensätzlichkeit, ein Zuwiderlaufen; entgegen:
etwas ist gegen die Abmachung, gegen alle Vernunft;
gegen bessere Einsicht;
gegen seinen Willen;
gegen alle Erwartungen;
sie ist oft traurig und abwesend, was ganz und gar gegen ihre Natur ist (Kinski, Erdbeermund 270);
c) kennzeichnet ein bestimmtes [gegeneinander gerichtetes] Agieren von Personen, Gruppen miteinander:
gegen jemanden spielen, gewinnen;
sie siegten gegen Kanada mit 4 : 3 Toren;
sich gegen jemanden verloben, gegen jemanden heiraten (umgangssprachlich scherzhaft; sich mit jemandem verloben, verheiraten);
einer gegen alle;
gegen die Uhr (so schnell wie möglich) fahren;
Zwei gegen einen … Das konnte nicht gut ausgehen (Fries, Weg 48);
in Sachen Schulze gegen Schulze (Fries, Weg 98);
Eine verfahrene Situation, ein Punkt, über den nicht hinwegzukommen war. Behauptung gegen Behauptung (zwei Behauptungen stehen gegeneinander; Loest, Pistole 153).
3. kennzeichnet eine in bestimmter Weise geartete Beziehung zu jemandem, einer Sache gegenüber:
höflich, freundlich, abweisend gegen jemanden (veraltend; zu jemandem) sein;
sie hat sich schlecht gegen mich (veraltend; mir gegenüber) benommen;
Man war dort gut gegen Fremde (zu Fremden; Seghers, Transit 220);
Er hätte wieder gern eine Wut gehabt gegen (veraltend; auf) sie (NZZ 30./31. 8. 80, 40);
Der Anwendung von Gewalt gegen Kinder jedoch muss unmissverständlich eine Absage erteilt werden (Woche 20. 12. 96, 2).
4.
a) zur Angabe eines ungefähren Zeitpunktes, der unter- oder überschritten werden kann:
ich komme [so] gegen 11 Uhr nach Hause;
gegen 22.30 Uhr bringen wir die neuesten Nachrichten;
b) zur Angabe eines bestimmten Zeitraumes, der nicht überschritten wird:
gegen Abend, Mittag;
gegen Ende der Ferien, des Krieges;
Gegen Weihnachten verkauften wir erzgebirgisches Holzspielzeug (Lentz, Muckefuck 148);
Gegen Mitte des Dinners stand Hans Fehringer auf (Konsalik, Promenadendeck 442).
5. im Vergleich, im Verhältnis zu:
gegen ihn ist er sehr klein;
wie gut hat sie es heute gegen früher;
die beiden Ringerinnen sind blutarme Kinder gegen sie (Remarque, Obelisk 99);
K Ihr werdet gegen der Menge wenig sein (Goethe, Götz III).
6. [im Austausch] für:
die Ware gegen Bezahlung liefern;
er hat den Schnaps gegen Devisen eingehandelt;
Er arbeitete … gegen sündhafte Honorare (Ziegler, Liebe 50);
Freie Seelsorger trauen gegen Bares abtrünnige Katholiken (Woche 17. 1. 97, 26).
7. (landschaftlich, sonst veraltet) zur Angabe einer Richtung, eines Ziels o. Ä.; auf … zu:
Martin kommt mit dem Textbuch in der Hand gegen die Bühne, bleibt hinter den Kulissen stehen (Ziegler, Kein Recht 383);
K und als er sie (= die Wüste) endlich durchzogen, kam er gegen die Berge (Goethe, Reineke Fuchs 2, 3 f.);
Als ich gegen unser Haus kam (Rosegger, Waldbauernbub 98).
8.
a) sie kommen über die Heide, ich will gegen ihnen halten (Goethe, Götz III);
wenn er … seine spitzen Zähne gegen meinem Degen bleckt (Schiller, Räuber IV, 5);
Gegen mir über (mir gegenüber) ein großes Portal (Goethe, Italien. Reise 12. 3. 1787, abends [Neapel]);
b) 1"gegenüber" (1):
Treu blieb ihr Bild; noch immer steht es gegen mir (Goethe, Pandora 581).
2ge|gen [zu: 1"gegen"]:
(bei Zahlenangaben) der angegebenen Anzahl oder Menge wahrscheinlich sehr nahekommend; ungefähr:
es waren gegen 100 Leute anwesend;
Dennoch sollen in Litauen gegen hundert Kirchen ohne Priester sein (NZZ 29. 8. 86, 5);
Die schweren Unwetter … dürften … Schäden in der Höhe von gegen zehn Millionen Franken angerichtet haben (Tages Anzeiger 28. 7. 84, 12).
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