Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Gefühl
Ge|fühl, das; -s (selten: -es), -e [für spätmittelhochdeutsch gevūlichkeit, gevūlunge, zu ↑ "fühlen"]:1. das ↑ {{link}}Fühlen{{/link}} (1 a); (durch Nerven vermittelte) Empfindungen:
ein prickelndes Gefühl;
das Gefühl für warm und kalt, für glatt und rau;
ein Gefühl des Schmerzes in der Magengegend spüren;
kein Gefühl mehr in den Fingern haben;
dem Gefühl nach (danach zu urteilen, wie es sich anfühlt) ist es Holz;
Furchtbarer Schreck, elektrisierendes Gefühl in Armen und Beinen, Ameisenlaufen im Rücken von Nacken bis Steiß (Hackethal, Schneide 36);
Wie er seine Arme um sich spürte, an seine Brust gedrückt wurde, bekam er ein flaues Gefühl im Magen (Kühn, Zeit 185).
2. das ↑ {{link}}Fühlen{{/link}} (2); psychische Regung, Empfindung des Menschen, die seine Einstellung und sein Verhältnis zur Umwelt mitbestimmt:
ein beglückendes, erhebendes, beängstigendes Gefühl;
patriotische Gefühle;
widerstrebende Gefühle bewegen jemanden;
ein [heißes] Gefühl der Dankbarkeit, Angst überkommt, ergreift mich;
ein Gefühl wie Weihnachten (umgangssprachlich scherzhaft; ein Glücksgefühl);
seine Gefühle unterdrücken, beherrschen, zeigen, verbergen;
zärtliche Gefühle für jemanden empfinden, hegen;
ein Gefühl für jemanden entdecken;
ein Gefühl in jemandem wecken;
ein Gefühl der Liebe, der Erleichterung, der Furcht, der Scham, des Hasses empfinden;
ein Gefühl der Überlegenheit haben;
kein Gefühl haben (keine Fähigkeit zur inneren Anteilnahme haben);
jemandes Gefühle (Zuneigung) erwidern;
im Aufruhr, im Widerstreit der Gefühle;
ein Film mit viel Gefühl (ironisch; ein sentimentaler Film);
seinen Gefühlen Ausdruck geben;
sich von seinen Gefühlen hinreißen lassen;
es ginge der sowjetischen Führung beim 40. Jahrestag des Kriegsendes nicht darum, antideutsche Gefühle zu schüren (R. v. Weizsäcker, Deutschland 31);
ein Stimulans …, das imstande war, seine altersschwachen und erschlafften Gefühle aufzupeitschen (Langgässer, Siegel 365);
Die geistreiche Darstellung und Kommentierung der Gefühle Jupiters zur jungen Alkmene … (Reich-Ranicki, Th. Mann 77);
»Ja, manchmal hab ich Gefühle (ugs.; empfinde, fühle ich etwas)«. »Und wovon hängt das ab?« »Ja, wenn die sympathisch sind.« (Schmidt, Strichjungengespräche 207);
so zeugt ihr Verhalten doch von beträchtlicher Würde, von einer seltenen Klarheit und Kraft des Gefühls (Strauß, Niemand 114);
Du läufst davon, weil du vor deinen Gefühlen Angst hast (Eppendorfer, Gesichtslandschaften 48);
mit gemischten Gefühlen (nicht unbedingt mit Freude, sondern sowohl Freude als auch ein gewisses Unbehagen verspürend: Der in der DDR lebende Fritz Rudolf Fries schreibt über Heinrich Mann mit gemischten Gefühlen [Reich-Ranicki, Th. Mann 114]);
das höchste der Gefühle (umgangssprachlich; das Äußerste, was in Bezug auf etwas Bestimmtes möglich ist, sich machen, einrichten lässt; aus Mozarts »Zauberflöte« [Text von K. L. Giesecke und J. E. Schikaneder]: ein Gewinn von 80 Euro wäre das höchste der Gefühle; eine Stunde bleibe ich noch, das ist aber das höchste der Gefühle).
3.
a) gefühlsmäßiger, nicht näher zu erklärender Eindruck; Ahnung:
ein beklemmendes, undeutliches Gefühl;
ein Gefühl haben, als ob es gleich losgeht;
bei etwas ein ungutes Gefühl haben;
er hatte das dunkle Gefühl, dass die Sache nicht gut gehen würde;
ich habe das Gefühl/werde das Gefühl nicht los, dass sie uns etwas verschweigt;
er hatte das sichere Gefühl, Ulrike sehe … ihm … zu (Kirst, Aufruhr 137);
Aber bei Lakatos kann ich mich eines gewissen abergläubischen Gefühls nicht enthalten (Roth, Beichte 122);
etwas im Gefühl haben (etwas instinktiv wissen);
b) Fähigkeit, etwas gefühlsmäßig zu erfassen; Gespür:
ein musikalisches Gefühl;
ein Gefühl für Rhythmus, für Recht und Unrecht, ein feines, sicheres Gefühl für etwas haben;
sich auf sein Gefühl verlassen;
das muss man mit Gefühl machen;
etwas nach Gefühl (nach grober Einschätzung, ohne genaue Berechnung oder Prüfung) tun;
der eklatante Mangel an Sodtbaums Arbeit war das Fehlen sprachlichen Gefühls (Loest, Pistole 255);
Es ist eigentlich schade, dass ich bald abreisen werde, wo ich allmählich ein Gefühl bekomme für das Spanische (Brot und Salz 118);
nach Gefühl und Wellenschlag (salopp scherzhaft; nach grober Einschätzung, ohne genaue Berechnung oder Prüfung).
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