Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
ganz
gạnz [mittelhochdeutsch, althochdeutsch ganz = unversehrt, heil; vollständig; vollkommen, Herkunft ungeklärt]:1. a) alle[s] ohne Rest, ohne Ausnahme; gesamt; vollständig:
die ganze Arbeit;
das ganze Haus;
die ganze Familie;
die ganze Zeit über;
das war nicht die ganze Wahrheit;
ganze Landstriche wurden verwüstet;
er ist ein ganzer Kerl (umgangssprachlich; jemand, der sich in allen Lebenslagen zurechtfindet, auf den man sich verlassen kann);
wir brauchen für die Arbeit einen ganzen Mann (jemanden, der seine Arbeitskraft voll einsetzt);
das ist schon das ganze Geheimnis (mehr verbirgt sich nicht dahinter; die Handhabung o. Ä. ist gar nicht so kompliziert, wie es erst geschienen hat);
die ganzen (alle) Kinder, Häuser;
ganz Mannheim; in ganz Europa;
etwas ganz aufessen;
etwas ganz vergessen;
das hat sie ganz allein (ohne fremde Hilfe) gemacht;
das ist ganz (völlig) meine Meinung;
sie ist ganz die Mutter/(umgangssprachlich:) die ganze Mutter (ist ihrer Mutter in Aussehen und Wesen sehr ähnlich);
das ist etwas ganz anderes (das ist nicht vergleichbar);
er war ganz Würde (verhielt sich sehr würdevoll);
Ich habe gehört, dass dein ganzer Fall noch mal aufgerollt werden soll (H. Weber, Einzug 151);
Geborgenheit, Zuwendung, Zärtlichkeit, Liebe – oder wie die ganzen Dinge heißen, deren ein Kind angeblich bedurfte (Süskind, Parfum 28);
Während Mönche noch ganz den alten Traditionen verhaftet sind (abenteuer & reisen 2, 1997, 63);
Inzwischen hat der Makler eingesehen, dass seine Methode nicht ganz die richtige war (Hamburger Abendblatt 30. 5. 79, 3);
b) vollständig, abgeschlossen, ungeteilt:
eine ganze Drehung;
eine ganze Zahl;
wir haben drei ganze Flaschen Wein und noch eine halbe getrunken;
eine ganze Note (Musik; Note, die im Hinblick auf die Dauer des zu spielenden bzw. zu singenden Tones angibt, dass er vier Schläge lang zu halten ist);
ganz und gar (nachdrücklich; völlig: er hat ganz und gar versagt);
ganz und gar nicht (nachdrücklich; überhaupt nicht: das gefällt mir ganz und gar nicht).
2. a) ziemlich, einigermaßen:
das Wetter war ganz schön;
es gefällt mir ganz gut;
b) sehr; überaus:
ein ganz kleiner Rest;
er war ganz begeistert;
(umgangssprachlich:) Ich möchte mal ganz viel Geld haben (Hörzu 16, 1976, 10);
(umgangssprachlich:) es waren ganz viele Leute da (Siems, Coming out 232).
3. (umgangssprachlich) ziemlich (viel), ziemlich (groß):
eine ganze Menge;
es dauerte eine ganze Weile;
die verdient ganz schönes Geld. Die ist nämlich tüchtig (Danella, Hotel 39).
4. (umgangssprachlich) nicht mehr als:
Neunzig Prozent aller Tötungsdelikte werden heutzutage … um ganze zehn Pfund verübt (Prodöhl, Tod 253);
Deine Frau, die drei Wochen mit großem Jammer im Krankenhaus lag, hast du ganze vier Mal besucht (Kronauer, Bogenschütze 8);
Dabei hat alles einmal so bescheiden angefangen. Ganze sechs Mitarbeiter waren im Gründungsjahr 1964 notwendig (ADAC-Motorwelt 11, 1986, 64);
Von ihren 560 000 Quadratkilometern können jedoch nur ganze 2,6 Prozent landwirtschaftlich genutzt werden (NNN 21. 9. 87, 5).
5. a) (umgangssprachlich) unbeschädigt, unversehrt, heil:
er hat nur ein ganzes Paar Schuhe;
etwas wieder ganz machen;
bei der Explosion ist keine Fensterscheibe ganz geblieben;
kannst du die Puppe wieder ganz machen?;
b) (von Menschen) unversehrt, unverletzt:
Der Graf lebt und ist ganz (Schiller, Fiesco II, 11).
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