Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Fuß
Fuß, der; -es, Füße (als Maßangabe auch: Fuß) [mittelhochdeutsch vuoʒ, althochdeutsch fuoʒ; vgl. griech poús, lateinisch pes]:1.
a) durch das Sprunggelenk mit dem Unterschenkel verbundener unterster Teil des Beines beim Menschen und bei Wirbeltieren:
ein schmaler, zierlicher Fuß;
laufen, so schnell [einen] die Füße tragen;
den linken, rechten Fuß vorsetzen;
große, geschwollene, kalte Füße haben;
ich habe mir den Fuß verstaucht, gebrochen;
ich habe den Fuß verstaucht (mein Fuß ist verstaucht);
er hatte Füße wie Blei (von Müdigkeit ganz schwere Füße und Beine);
keinen Fuß breit (kein bisschen) weichen;
den Fuß in die Tür (in die Türöffnung) setzen (damit sie von innen nicht zugemacht werden kann);
bei dem Regen konnte man keinen Fuß vor die Tür setzen (konnte man nicht nach draußen gehen);
keinen Fuß mehr über jemandes Schwelle setzen (jemandes Wohnung nicht mehr betreten);
ich muss mir erst die Füße waschen;
den Fuß vom Gas nehmen (umgangssprachlich; beim Autofahren den Druck des Fußes auf das Gaspedal vermindern und langsamer fahren);
leichten, beschwingten Fußes (gehoben; mit leichten, beschwingten Schritten);
sie kamen noch trockenen Fußes (ohne nasse Füße zu bekommen) nach Hause;
Erfrierungen an beiden Füßen;
er hat/ist mir mit voller Wucht auf den Fuß getreten;
da tritt man sich gegenseitig auf die Füße (so überfüllt ist es);
bei Fuß! (Kommando für den Hund);
mit bloßen Füßen;
mit dem Fuß stampfen;
von einem Fuß auf den anderen treten;
zu Fuß gehen (einen Weg gehend zurücklegen und nicht fahren);
jemandem zu Füßen fallen (sich vor jemandem auf die Knie werfen);
jemandem zu Füßen (etwas unterhalb von jemandem [ihm aufmerksam zugewandt]) sitzen;
dreihundert Füße tappten über schlammige Feldwege (Böll, Erzählungen 22);
Die Möwen hatten ihre roten Füße … unter ihr … Gefieder gelegt (Ott, Haie 367);
seine Füße versagten ihm (er war zu schwach), er musste sich hinunterheben lassen (B. Frank, Tage 116);
Worauf Matern … den Hund Pluto bei Fuß pfeift (Grass, Hundejahre 49);
das Geröll geriet unter ihren springenden und rutschenden Füßen in Bewegung (Schnabel, Marmor 88);
Auf den Zehenspitzen setzte er Fuß vor Fuß (Jaeger, Freudenhaus 229);
Ich trete ans Fenster … und schaue auf das bunte … Treiben zu meinen Füßen (Jens, Mann 95);
R warme Füße – kühler Kopf;
wie eingeschlafene Füße schmecken (salopp; fade schmecken);
stehenden Fußes (sofort; Lehnübersetzung von lateinisch stante pede; nach einer alten Rechtsformel, die besagte, dass man sich sofort, an Ort und Stelle gegen ein ungerechtes Urteil wehren musste, damit es nicht rechtskräftig wurde: des Äußersten gewärtig, begab ich mich stehenden Fußes in meines Vaters Zimmer [Th. Mann, Krull 70]);
[festen] Fuß fassen ([von Personen, Ideen usw.] sich nach einer geraumen Zeit in einer neuen Umgebung integrieren [und durchsetzen], sich einen festen Platz schaffen: Penner … Nirgends fassten sie für länger Fuß [Fels, Sünden 45]);
kalte Füße bekommen/kriegen (umgangssprachlich; ein [gemeinsames] Vorhaben aufgeben, weil man inzwischen Bedenken hat: Ein … angeheuerter »Killer« bekam kalte Füße und verriet diesen 100 000-Mark-Auftrag der Polizei [MM 2. 8. 78, 11]);
Füße bekommen haben (↑ "Bein" [1]);
sich die Füße nach etwas ablaufen, wund laufen/wundlaufen (↑ "Bein" [1]);
sich die Füße vertreten (sich nach längerem [beengtem] Sitzen etwas Bewegung verschaffen: Manche der Burschen ließen das Gefährt ziehen und schlenderten, um sich die Füße zu vertreten, … die Trampelpfade [Gaiser, Jagd 34]);
sich kalte Füße holen (umgangssprachlich; einen Misserfolg haben);
jemandem den Fuß auf den Nacken setzen (gehoben; jemanden seine Macht fühlen lassen);
(bei jemandem) einen Fuß in der Tür haben (sich an einem bestimmten Ort Einfluss verschafft haben);
etwas an den Füßen haben (vermögend sein);
auf eigenen Füßen stehen (selbstständig, unabhängig sein);
sich auf eigene Füße stellen (sich selbstständig, unabhängig machen);
auf freiem Fuß sein (noch nicht/nicht mehr in Haft, im Gefängnis sein; eigentlich = ohne Fessel am Fuß[gelenk]);
jemanden auf freien Fuß setzen (jemanden freilassen; eigentlich = die Fessel vom Fuß[gelenk] nehmen: Gegen eine Kaution … wurde Akers wieder auf freien Fuß gesetzt [DM 5, 1966, 4]);
auf den/seinen letzten Füßen gehen (veraltend; sehr alt oder sehr krank sein und darum dem Tode nahe);
auf großem Fuß leben (1. aufwendig leben. 2. scherzhaft; eine große Schuhgröße haben);
mit jemandem auf freundschaftlichem, gespanntem o. ä. Fuß leben/stehen (mit jemandem in einem freundschaftlichen, gespannten o. ä. Verhältnis leben; veraltet Fuß = Grundlage, Verhältnis: zeig mir, wo geschrieben steht, dass die Brauteltern mit den Eltern des Bräutigams auf freundschaftlichem Fuß stehen müssen [Kemelman [Übers.], Mittwoch 169]);
auf tönernen/schwachen/schwankenden/(umgangssprachlich:) wackligen Füßen stehen (keine feste Grundlage haben; nach dem Koloss auf tönernen Füßen im A. T., Dan. 2, 31–35);
auf festen Füßen stehen (eine gesicherte materielle Grundlage haben);
immer [wieder] auf die Füße fallen (↑ "Bein" [1]: diese Beziehungen hatten … manchmal auch ein böses Ende gefunden, doch Rolf war immer wieder auf die Füße gefallen [Borell, Verdammt 214]);
jemandem auf den Fuß/auf die Füße treten (umgangssprachlich: 1. jemanden zurechtweisen. 2. jemanden zur Eile antreiben);
jemandem auf die Füße fallen (jemandem schaden: Doch was Obama am Tag seiner Amtseinführung am 20. Januar auf die Füße fallen könnte, sind die Rivalitäten der US-Geheimdienstszene [taz 9. 12. 2008, 11]);
auf dem Fuß[e] folgen (1. unmittelbar folgen: jemandem auf dem Fuße folgen. 2. sofort nach etwas geschehen);
jemanden, etwas mit Füßen treten (jemanden, etwas gröblich missachten: Damit sei der Volkswillen einer ganzen Region »mit Füßen getreten« worden [Baselland. Zeitung 21. 3. 85, 3]);
mit den Füßen abstimmen (umgangssprachlich; sich durch Hingehen, Weggehen oder Wegbleiben für oder gegen etwas entscheiden);
mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden sein (↑ "Bein" [1]);
mit einem Fuß im Grabe stehen (↑ "Bein" [1]: Ich stehe mit einem Fuße im Grabe, mir bleibt nur eine kurze Frist [Th. Mann, Buddenbrooks 514]);
mit einem Fuß im Gefängnis stehen (↑ "Bein" [1]);
jemandem vor/über die Füße laufen (umgangssprachlich; jemandem zufällig begegnen);
etwas unter die Füße nehmen (etwas [einen Weg, eine Strecke o. Ä.] gehend zurücklegen: eine Fünfergruppe, welche gemeinsam den letzten Kilometer unter die Füße nahm [NZZ 2. 9. 86, 33]);
jemandem etwas vor die Füße werfen (jemandem zornentbrannt etwas zurückgeben, niederlegen);
zu Fuß ([durch Fortbewegung] auf den Füßen; durch Gehen: bist du den Weg gefahren oder zu Fuß gegangen?; wir kommen zu Fuß);
gut, schlecht zu Fuß sein (aufgrund der Beschaffenheit seiner Füße gut, schlecht eine längere Strecke gehen können: Änne …, schlecht zu Fuß in ihren ausgelatschten Schuhen [Degener, Heimsuchung 115]);
jemandem zu Füßen liegen (gehoben; jemanden über die Maßen verehren: das alles … war sein Werk, Berlin, so sah es aus, lag ihm zu Füßen [Loest, Pistole 50]);
jemandem etwas zu Füßen legen (gehoben; jemandem etwas aus Verehrung darreichen);
b) (süddeutsch, österreichisch, schweizerisch) Bein:
nimm deine Füße weg!;
die Füße unter jemandes Tisch strecken/stellen (↑ "Bein" [1]);
mit beiden Füßen [fest] auf der Erde, im Leben stehen (↑ "Bein" [1]);
K mit jemandem über den Fuß gespannt sein (mit jemandem in einem gespannten Verhältnis leben; zu: Fuß = Grundlage; Verhältnis: Zwar bin ich seit geraumer Zeit ein wenig übern Fuß mit ihm gespannt [Lessing, Nathan II, 2]);
c) letzter Teil der Gliedmaßen von Insekten;
d) Fortbewegungsorgan bei Weichtieren:
der Fuß der Schnecke.
2.
a) tragender Teil von [Einrichtungs]gegenständen:
der Fuß eines Glases;
ein Sonnenschirm sollte einen möglichst schweren Fuß haben;
Im Vorzimmer stand … eine Petroleumlampe mit breitem Fuß (Doderer, Wasserfälle 102);
b) unterer Teil, von dem aus etwas in die Höhe ragt; Sockel:
am Fuß der Burg, des Denkmals, des Berges;
der Fuß einer Säule;
Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch standen wir am Fuße einer Anhöhe (Leonhard, Revolution 153).
3. den Fuß (1 a) bedeckender Teil des Strumpfes.
4. [veraltetes] Längenmaß unterschiedlicher Größe:
ein englischer, hessischer Fuß;
ein Rohr von 50 Fuß Länge;
das Grundstück ist 100 Fuß lang und 80 Fuß breit;
Der Kampf … geht wieder los, Fuß um Fuß, Meter um Meter (Grzimek, Serengeti 163).
5. Kurzform von ↑ "Versfuß".
6. Maßstab, Wertmesser:
Ein Narre erkauf' ein Liebchen sich auf diesen Fuß (auf diese Art und Weise; Wieland, Sommermärchen 408).
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