Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
fressen
frẹs|sen [mittelhochdeutsch v(e)reʒʒen, althochdeutsch freʒʒan, aus ↑ "ver-" und ↑ "essen", ursprünglich = weg-, aufessen, verzehren]:1. a) (von Tieren) feste Nahrung zu sich nehmen:
die Pferde hatten seit Tagen nicht mehr gefressen;
das Reh hat mir aus der Hand gefressen;
(salopp, meist abwertend von Menschen:) er frisst für drei;
Sie fraß aus Kummer (aß übermäßig viel, um ihren Kummer zu vergessen; Seghers, Transit 125);
b) (von Tieren) als Nahrung zu sich nehmen, verbrauchen:
Kühe fressen Gras;
dem Vieh etwas zu fressen geben;
(emotional, meist abwertend von Menschen:) die Leute wollen endlich etwas zu fressen haben;
ich will dich nicht fressen (umgangssprachlich scherzhaft; ich tue dir nichts);
sie sah mich an, als wollte sie mich fressen (sah mich böse an);
Ich habe Appetitzügler gefressen wie ein Weltmeister (Eppendorfer, St. Pauli 86);
Damals haben wir alles gefressen …, auch diese unsäglichen Buletten (Danella, Hotel 370);
Mein Großvater hat nur Pellkartoffeln gefressen, damit er sich ein Grundstück kaufen konnte (v. d. Grün, Glatteis 58);
Ü »Einen Krimi.« … Sylvia frisst sie. Sie hat im Koffer fünf Krimis mitgenommen (Konsalik, Promenadendeck 408);
R wie's kommt, [so] wirds gefressen (umgangssprachlich; man muss die Dinge nehmen, wie sie sind);
etwas in sich fressen (Ärger oder Kummer schweigend hinnehmen, aber seelisch umso mehr darunter leiden; nach Psalm 39, 3);
etwas gefressen haben (umgangssprachlich; etwas verstanden haben, sodass man es nun weiß oder kann);
jemanden, etwas gefressen haben (umgangssprachlich; jemanden, etwas absolut nicht leiden können, hassen; jemand, etwas ist wie eine Nahrung, die man aufgenommen hat, aber nicht verdauen kann: Die italienischen Männer – die hatte sie … gefressen [Richartz, Büroroman 125]);
zum Fressen sein, aussehen (umgangssprachlich; [von Mädchen oder Kleinkindern] besonders hübsch, niedlich sein, aussehen);
jemanden, etwas zum Fressen gernhaben (umgangssprachlich scherzhaft; sehr gernhaben: Fabienne isst gern Blaubeerpfannkuchen, weil sie das Wort zum Fressen gernhat [Zeit 10. 7. 2001, 37]);
c) durch ↑ "Fressen" (1 a) in einen bestimmten Zustand bringen:
der Hund hat den Napf leer gefressen;
(umgangssprachlich:) ihr werdet mich noch arm fressen;
Wir fraßen uns satt und lagen später in einem Heuschober über mahlenden Kühen (Lynen, Kentaurenfährte 160);
d) durch Fressen erzeugen:
die Motten haben Löcher in den Pullover gefressen;
(umgangssprachlich:) der Urlaub hat ein großes Loch in die Kasse gefressen.
2. a) verbrauchen, verschlingen:
der Motor frisst viel Benzin;
die Anschaffungen fressen Geld;
b) (gehoben) zerstörend aufzehren:
die Flammen fressen das Gras;
die Sonne frisst den Schnee;
der Wald wird von der Stadt gefressen (verdrängt);
c) angreifen und langsam zerstören:
Säure frisst am Metall;
Ü Ärger, Sorge frisst an ihm, an seiner Gesundheit;
an allem fraß der salzige Wind, fraß der Rost (Ransmayr, Welt 10);
Das Leben in Deutschland fraß an der Nervenkraft (Niekisch, Leben 276);
d) kontinuierlich nagend und zerstörend in etwas hinein-, durch etwas hindurchdringen:
der Rost frisst sich weiter;
die Säge frisst sich durch das Holz;
der Bagger frisst sich in das Erdreich;
ihm fraß sich die Kälte immer tiefer in den Körper (Apitz, Wölfe 155);
Zu fest hatte sich … die Angst in die Seelen der Menschen gefressen (Süskind, Parfum 288).
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