Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Flügel
Flü|gel, der; -s, -:1. a) [mittelhochdeutsch vlügel] paariges, am Rumpf sitzendes Organ, mit dessen Hilfe Vögel und Insekten ↑ "fliegen" (1):
der Adler breitet die Flügel aus;
die Gans hat einen Flügel gebrochen, schlägt mit den Flügeln;
vom Brathähnchen nur einen Flügel abbekommen;
Ü auf den Flügeln der Träume;
die Zeit trug ihn auf ihren mächtigen Flügeln hinweg (Schnabel, Marmor 51);
die Flügel hängen lassen (umgangssprachlich; mutlos und bedrückt sein);
jemandem die Flügel beschneiden/stutzen (jemandes Tatendrang, Übermut dämpfen: Anwohner wollen dem FC Bayern die Flügel stutzen [SZ 12. 12. 2005, S1]);
jemandem Flügel verleihen (gehoben; jemanden ↑ "beflügeln" [a]);
sich die Flügel verbrennen (selten; bei dem Bestreben, hochfliegende Pläne zu verwirklichen, Schaden erleiden; Anspielung auf Ikarus, der in der griechischen Sage mit seinem Vater Dädalus aus dem kretischen Labyrinth mithilfe künstlicher Flügel flieht, wobei er – trotz der Warnung seines Vaters – der Sonne zu nahe kommt, sodass das Wachs seiner Flügel schmilzt und er ins Meer stürzt: Es ist nicht so, dass ich mich dabei unglücklich fühle, auch wenn ich manchmal anecke und mir die Flügel verbrenne [Schreiber, Krise 201]);
b) (von mythologischen o. ä. Wesen) in der Form den Vogelflügeln ähnliches, zum Fliegen geeignetes Organ:
ein Engel, eine Elfe mit silbernen Flügeln;
c) (Flugwesen) Tragflügel:
Die Maschine, von Böen geschüttelt, sodass die Flügel wippten, kreiste (Frisch, Gantenbein 387).
2. a) Teil eines zwei- oder mehrgliedrigen, symmetrischen Ganzen:
der rechte Flügel eines Altars, Fensters;
der linke Flügel der Lunge;
ein Portal mit hohen Flügeln;
die Furchen, die stolz und grämlich von den Flügeln seiner Nase in den Bart verliefen (Th. Mann, Hoheit 39);
b) von einem [sich im Zentrum drehenden] Mittelstück abstehendes Teil eines mechanischen Geräts, das in der Form oder Funktion einem Vogelflügel ähnelt:
die Flügel der Windmühle;
eine Schiffsschraube mit drei Flügeln.
3. a) [unter Einfluss von gleichbedeutend lateinisch ala, eigentlich = Vogelflügel] äußerer Teil einer aufgestellten Truppe, Mannschaft o. Ä.:
der linke Flügel der Armee;
über die Flügel (Fußball; über den vorderen rechten und linken Teil der gegnerischen Spielfeldhälfte) angreifen;
Er marschierte am rechten Flügel der Reihe (Plievier, Stalingrad 94);
b) Gruppierung innerhalb einer politischen oder weltanschaulichen Partei oder Gruppe:
der linke, rechte Flügel der Partei;
die Spaltung der Arbeiterbewegung in einen revolutionären und einen reformistischen Flügel (Fraenkel, Staat 26).
4. seitlicher Teil eines größeren Gebäudes, der in einem Winkel an das Hauptgebäude anschließt:
im westlichen Flügel des Schlosses;
das stille Haus, mit seinen zwei weit vorgreifenden Flügeln (H. Mann, Stadt 48).
5. [nach der Ähnlichkeit mit einem Vogelflügel] großes, dem Klavier ähnliches Musikinstrument auf drei Beinen mit relativ flachem, an die Form eines Vogelflügels erinnerndem Resonanzkörper, dessen Deckel hochgestellt werden kann und in dem die Saiten waagerecht in Richtung der Tasten gespannt sind:
am/auf dem Flügel begleitete eine berühmte Pianistin;
Irgendwann soll sich der Mann mit den blondierten Haaren in einer psychiatrischen Klinik an einen Flügel gesetzt und ein vierstündiges Konzert gegeben haben (SZ 31. 12. 2005, 23).
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