Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Finger
Fịn|ger, der; -s, - [mittelhochdeutsch vinger, althochdeutsch fingar, verwandt mit ↑ "fünf", ursprünglich = Gesamtheit der Finger an einer Hand]:1. eines der fünf beweglichen Glieder der Hand bei Menschen und Affen:
zarte, dicke, schlanke, bewegliche, geschickte Finger;
der kleine (fünfte) Finger;
der Finger blutet;
zwei Finger sind verkrüppelt;
die Finger werden [ihr] steif vor Kälte;
die Finger krümmen, spreizen;
einen bösen, schlimmen (entzündeten) Finger haben;
Finger weg!;
ich habe mir die Finger geklemmt;
den Finger (Zeigefinger) auf die Lippen legen (als Bitte, leise zu sein);
[sich (Dativ)] die Finger in die Ohren stecken (um sich gegen Lärm abzuschirmen);
ich steckte mir den Finger in den Hals (um erbrechen zu können);
die Polizisten hatten den Finger am Abzug (waren schussbereit);
der Riss in der Mauer ist einen Finger breit (etwa so breit wie ein Finger);
einen Ring am Finger tragen;
man konnte die Besucher an den Fingern abzählen (ganz wenige Besucher waren da);
dem Kind auf die Finger schlagen;
auf zwei Fingern pfeifen;
ich habe mir/mich in den Finger geschnitten;
mit den Fingern schnalzen, schnippen;
sie tippt mit zwei Fingern (schreibt nur mit zwei Fingern auf der Tastatur);
Ü du hast dir die Finger wund geschrieben/wundgeschrieben mit Anträgen (hast viele Anträge geschrieben [ohne etwas zu erreichen]);
das Geld zerrann ihm unter, zwischen den Fingern (er konnte nicht sparsam wirtschaften);
seine Finger vollbrachten seltsame Greifbewegungen, bogen und streckten sich (Gaiser, Jagd 55);
er betrachtete wohlgefällig seine gepflegten Finger mit den mandelförmig geschnittenen Nägeln (Langgässer, Siegel 217);
Irina sah mich fassungslos an, als ich ihr den Ring an den Finger streifte (Simmel, Stoff 683);
Sie … kniete nieder und ließ den etwas dunkel gefärbten Sand durch ihre harten Finger laufen (Hauptmann, Thiel 32);
Der Pfarrer bewegt lautlos die Lippen und fährt … mit dem Finger die Zeilen entlang (Langgässer, Siegel 600);
Bonmarché … trommelte mit nervösen Fingern gegen den Scheibenaufsatz (Langgässer, Siegel 343);
R das sagt mir mein kleiner Finger (ich habe eine untrügliche Ahnung, dass es so ist); wenn man ihr den kleinen Finger reicht, nimmt sie gleich die ganze Hand (wenn man ihr nur ein kleines Zugeständnis macht, dann fordert sie noch mehr); (scherzhaft:) man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute;
jemandem/jemanden jucken die Finger nach etwas (umgangssprachlich; jemand möchte etwas sehr gerne haben);
die Finger von etwas lassen/weglassen (umgangssprachlich; sich nicht mit etwas abgeben: von einer riskanten Sache die Finger lassen; Lasst die Finger weg, das ist ein heißes Eisen [Apitz, Wölfe 343]);
den/seinen Finger darauf haben (umgangssprachlich; etwas unter seiner Kontrolle haben);
keinen Finger krumm machen/krummmachen (umgangssprachlich; [von sich aus] nichts arbeiten, nichts tun: Warum sträubst du dich … dagegen, Direktor … zu werden? Du brauchst keinen Finger dafür krumm zu machen [H. Weber, Einzug 254]);
klebrige Finger haben (umgangssprachlich; ↑ "Hand");
keinen Finger rühren (umgangssprachlich; ↑ "Hand");
lange/krumme Finger machen (umgangssprachlich; stehlen);
sich die Finger/alle zehn Finger nach etwas lecken (umgangssprachlich; auf etwas begierig sein: ein Mann in den besten Jahren, nach dem sich manche Frau die Finger lecken könnte [Hörzu 23, 1982, 123]);
die Finger in etwas/im Spiel haben (umgangssprachlich; an etwas [in negativer Weise] heimlich beteiligt sein: Dieses Volk hat ja seine Finger in allen unsauberen Geschäften [Maass, Gouffé 150]);
den Finger auf/in die Wunde legen (auf einen Übelstand deutlich hinweisen);
sich nicht gern die Finger schmutzig machen (einer unangenehmen Arbeit o. Ä. aus dem Wege gehen);
sich die Finger verbrennen (umgangssprachlich; [durch Unvorsichtigkeit] bei etwas Schaden erleiden: er hat sich bei seinen Spekulationen mehrmals die Finger verbrannt);
sich die Finger wund schreiben/wundschreiben (umgangssprachlich übertreibend; sehr viel, bis zum Überdruss per Hand schreiben);
sich die Finger wund telefonieren/wundtelefonieren (umgangssprachlich übertreibend; überaus viel, anhaltend telefonieren);
sich etwas an den [fünf, zehn] Fingern abzählen können (umgangssprachlich; sich etwas leicht denken, etwas leicht voraussehen können);
an jedem Finger eine, einen/(emotional:) zehn haben (umgangssprachlich; viele Verehrer, Freunde, Verehrerinnen, Freundinnen haben: Ein Mann wie Siegfried Lowitz … kann immer noch an jedem Finger zehn haben [Hörzu 20, 1977, 24]);
jemandem auf die Finger sehen/gucken (umgangssprachlich; auf jemanden [aus Misstrauen] besonders aufpassen: Sieh ihm beizeiten auf die Finger … Ich fürchte, er wird dir bös zusetzen [Maass, Gouffé 50]);
jemandem auf die Finger klopfen (umgangssprachlich; jemanden scharf zurechtweisen);
sich etwas aus den Fingern saugen (einen Sachverhalt frei erfinden: dass er … sich die ganze Geschichte einfach aus den Fingern gesogen habe [Mostar, Unschuldig 79]);
etwas im kleinen Finger haben (umgangssprachlich; etwas genau kennen, völlig beherrschen; nach der Vorstellung, dass der kleine Finger wie der Däumling im Märchen besonders schlau sei);
[bei jemandem] durch die Finger sehen (einen Fehler, eine Unkorrektheit o. Ä. eines anderen nachsichtig übersehen; eigentlich = durch Vorhalten der gespreizten Finger vor das Gesicht sich selbst das Blickfeld einengen: dass … der Werkmeister Caruso etwas durch die Finger sah, wenn sein Ältester der Sangeskunst mehr Leidenschaft zuwandte als der Kunst des Brunnenmachens [Thieß, Legende 15]);
jemandem/jemanden juckt/kribbelt es in den Fingern (umgangssprachlich; jemand hat das heftige Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu tun);
jemandem in die Finger fallen/geraten (umgangssprachlich; in jemandes Gewalt geraten, jemandes Opfer werden: einmal fällt bei den … Untersuchungen jeder Soldat einem dieser zahlreichen Heldengreifer in die Finger [Remarque, Westen 196]);
etwas in die Finger bekommen/kriegen (umgangssprachlich; [zufällig] in den Besitz von etwas kommen);
jemanden in die Finger bekommen/kriegen (umgangssprachlich; jemandes habhaft werden, jemanden zu fassen kriegen);
sich in den Finger schneiden (umgangssprachlich; sich gründlich irren, täuschen);
etwas mit spitzen Fingern anfassen (aus Ekel, Widerwillen nicht richtig zugreifen);
etwas mit dem kleinen Finger machen (umgangssprachlich; etwas so selbstverständlich beherrschen, dass man es mühelos erledigen kann);
mit Fingern/mit dem Finger auf jemanden zeigen (jemanden wegen seines Verhaltens öffentlich bloßstellen, anprangern oder lächerlich machen: in dieser Kostümierung werden die Leute mit Fingern auf dich zeigen);
jemanden um den [kleinen] Finger wickeln (umgangssprachlich; jemanden leicht beeinflussen, lenken können; alles von jemandem bekommen können: die kleine Tochter wickelt ihren Vater immer wieder um den Finger);
jemandem unter die Finger kommen/geraten (jemandem begegnen; von jemandem angetroffen, vorgefunden, geschnappt werden: der aktuellste Roman, der mir in der letzten Zeit unter die Finger gekommen ist [Tucholsky, Werke II, 273]);
der elfte Finger (scherzhaft verhüllend; Penis: einen Finger würdest du nicht für eine Million hergeben? … den elften Finger nicht, aber den von der Hand [Fichte, Wolli 149]).
2. Teil des Handschuhs, der einen Finger (1) umschließt:
die Finger der Handschuhe haben dünne Stellen bekommen.
3. (Botanik) einzelne Frucht der Bananenstaude.
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